Wachstumsregion:Gaißach baut Kindergarten

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Der erste Spatenstich für das 4,2 Millionen Euro große Projekt in Obergries soll noch im September fallen. Der im ersten Abschnitt geplante Neubau im Garten soll im Herbst 2021 bezugsfertig sein

Von Klaus Schieder, Gaißach

Eine gute Woche noch, dann beginnt die Gemeinde Gaißach mit dem größten Projekt, das sie derzeit auf ihrer Agenda stehen hat. Bürgermeister Stefan Fadinger (CSU/FWG) plant noch im September mit dem ersten Spatenstich für den Neubau des Kindergartens St. Michael, der rund 4,2 Millionen Euro kosten dürfte. Künftig sollen dort fünf statt vier Kindergartengruppen sowie zwei statt einer Krippengruppe betreut werden. Läuft alles nach Wunsch, wird der im ersten Bauabschnitt vorgesehene Neubau im Garten im Herbst 2021 bezugsfertig sein, pünktlich zum neuen Kindergartenjahr. "Das wäre schön", sagt Fadinger.

Gaißach ist als ruhiger, idyllisch gelegener Wohnort vor allem bei Familien beliebt. Ihr Zuzug macht die Erweiterung des Kindergartens erforderlich. In der ersten Phase entsteht südlich vom Altbau ein neues Haus. Im Erdgeschoss soll es darin Fadinger zufolge Spielflächen für die Mädchen und Buben geben, "wo sie mit dem Bobbycar fahren können, und wo man auch mal kleinere Veranstaltungen machen kann". Das Gebäude wird unterkellert, im Souterrain sind ein Mehrzweck- und ein Turnraum geplant.

Jede Kita braucht ein ein sexualpädagogisches Konzept, um Missbrauch vorzubeugen. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Die Fassade soll "in einem warmen Farbton" gestaltet werden, wie der Bürgermeister erklärt. Um die Außenansicht besser zu gliedern, werden Sprossenfenster eingebaut. Darauf habe sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung nach längerer Debatte verständigt, sagt er. Die Möglichkeit, die Fenster anthrazitfarben oder aus Holz zu nehmen, habe man verworfen. "Wir haben uns für weiße Fenster entschieden, um ein wenig Ruhe reinzubringen."

Nach dem Spatenstich soll es mit dem Neubau rasch vorangehen. "Ziel ist es, bis Weihnachten die Hebauf-Feier, also das Dach drauf zu haben", sagt Fadinger. Dann folgen die Innenarbeiten wie Elektroinstallation, Sanitäranlagen, Fußböden, und so fort. Sobald der Neubau bezugsfertig ist, ziehen die Erzieherinnen und die Kinder aus dem Altbau dorthin um. Der wird im zweiten Bauabschnitt von Herbst 2021 an zum Teil abgerissen und neu errichtet. Im Dachgeschoss sollen dann auch drei Domizile entstehen, die für Kindergärtnerinnen oder auch für den Hausmeister gedacht sind. Geplant sind eine Vier-, eine Drei- und eine Zweizimmerwohnung. "Zwei davon sind barrierefrei, es wird ein Lift eingebaut", sagt Fadinger. Das gesamte Projekt soll 2022 abgeschlossen werden.

Eine kleine Besonderheit ist für den Garten beabsichtigt. Auf dem Weg zum Neubau mit Spielzimmer und Mehrzweckraum wird die Erde aufgeschüttet, um so eine kleine Grotte zu schaffen. Darin, so Fadinger, gebe es dann Platz zum Spielen für die Kinder. Auch kleine Aufführungen könnten darin stattfinden. Rechts von dieser Rampe führt der Fußweg vom Garten zum Eingang des neuen Hauses hinauf. Die Gemeinde hat die wichtigsten Gewerbe inzwischen vergeben, beispielsweise Tiefbau, Hochbau, Zimmererarbeiten. "Wir liegen genau in der Kostenschätzung", sagt der Bürgermeister. Von den rund 4,2 Millionen Euro muss die Kommune etwa 2,5 Millionen selbst aufbringen, zudem rechnet sie mit 1,8 Millionen an staatlichen Fördermitteln. Eine erkleckliche Summe für das 3100 Einwohner kleine Gaißach, das voriges Jahr mehr als zwei Millionen Euro aus dem Einkommenssteuer-Anteil und etwa 700000 Euro an Gewerbesteuer eingenommen hat. Ob diese Einkünfte so bleiben, ist wegen der finanziellen Verwerfungen durch die Corona-Krise eher unwahrscheinlich. "Konkrete Zahlen haben wir nicht", sagt Fadinger. Ein genaues Bild dürfte er erst 2021 bekommen. Von einigen Gewerbesteuerzahlern habe er die Information bekommen, "dass es weniger sein wird". Andererseits seien in Gaißach viele Handwerksbetriebe angesiedelt, die im Bau- und Baunebengewerben tätig sind. "Dort gibt es bis jetzt ja kaum einen Rückgang."

Gaißachs Bürgermeister Stefan Fadinger. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der neue Kindergarten ist zwar das teuerste, aber nicht das einzige Vorhaben der Gemeinde. Geplant ist auch der Neubau einer Zweifachturnhalle an der Mittelschule in Wetzl, die etwas abgesetzt vom Schulgebäude und der alten Einfachhalle entstehen und mit ihnen eine lockere U-Form bilden soll. Die Kosten dafür stehen noch nicht fest, dürften aber ebenfalls siebenstellig sein. "Da gibt es nichts Neues", sagt der Bürgermeister.

Voll im Gange sind hingegen die Arbeiten am neuen Wohnhaus am Bacher Wald, das sozial schwache Familien beziehen sollen. "Das ist außen fertig, innen wird gerade der Estrich verlegt, Anfang Oktober soll der Fliesenleger kommen", berichtet Fadinger. "Wir liegen im Zeitplan." Im Erdgeschoss befinden sich zwei Wohnungen mit etwa 100 Quadratmetern, im Dachgeschoss ein Zwei-Zimmer-Appartement. Anders als bei den Nachbargrundstücken soll es zu den Bahngleisen hin einen Zaun geben. "Wir wissen ja nicht, wer einzieht, wer wie auf seine Kinder aufpasst."

Der knapp 600000 Euro teure Neubau soll Anfang nächsten Jahres vermietet werden. Die Gemeindeverwaltung bastelt noch an einem Konzept, wer zum Zuge kommen und wie hoch die Miete sein soll. Interessenten gibt es genug. "Es kommt immer wieder ein Anruf", sagt Fadinger. "Groß bewerben müssen wir es nicht."

© SZ vom 19.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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