Von Bau bis Breitband:Mit offenen Ohren

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Wirtschaftsförderin Rebecca Geisler setzt auf die Cityoffensive für die Neue Mitte Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

Rebecca Geisler arbeitet als Wirtschaftsförderin in Geretsried, einer Stadt, die sich "relativ beispiellos" entwickle. Oft kommt ihr eine Mittlerrolle zu

Von Felicitas Amler, Geretsried

Zwei Städte fallen ihr als Vergleich ein: Penzberg und Ingolstadt. Sonst, sagt Rebecca Geisler, seien wenige Städte "so breit aufgestellt wie Geretsried". Die Wirtschaftsförderin, die seit Sommer im Geretsrieder Rathaus arbeitet, schätzt nicht nur die Vielfalt ihrer eigenen Arbeit, sondern auch die Breite des Branchenmixes in der 26 000-Einwohner-Stadt. Vom kleinen Unternehmen über mittelständische Betriebe bis zu Global Players sei alles vertreten, sagt sie. Und einen Teil habe sie auch schon persönlich kennengelernt. Etwa die Hälfte ihrer Arbeit erledige sie nicht am Schreibtisch, sondern bei Außenterminen - Firmenbesuchen, Baustellenrunden, Gesprächen mit der Industriegemeinschaft und anderen Vertretern der Geretsrieder Wirtschaft.

Ihre Hauptaufgabe sei es, "immer ein offenes Ohr zu haben", sagt die 35-Jährige, die nach einem Magister in Sportwissenschaften, Psychologie und Jura noch Betriebswirtschaftslehre studiert hat. Manche Betriebe kämen mit Anliegen direkt auf sie zu, sei es wenn sie Erweiterungsflächen suchten, Probleme mit Zufahrten hätten oder dringend Fachkräfte brauchten. Die Infrastruktur sei ein zentrales Thema in der Wirtschaftsförderung, konkret in Geretsried Verlegung und Ausbau der Bundesstraße 11 und der seit Jahrzehnten angestrebte S-Bahnanschluss. "Nicht zu unterschätzen" sei auch die Lebensqualität am Ort, sagt Geisler. "Ein Gymnasium vor Ort, ein Hallenbad, ein Eisstadion - für die meisten Firmen ist das gut, um Mitarbeiter zu gewinnen." Die Betriebe seien nach ihrer Erfahrung "glücklich, dass so viel passiert". Größenordnung und Geschwindigkeit der Stadtentwicklung in Geretsried seien "relativ beispiellos".

Ein "Riesenthema" sei der Breitbandausbau. Die Wirtschaftsförderung sei dabei "in einer Mittlerrolle". In Geretsried steht aktuell der Glasfaseranschluss der Grund- und Mittelschulen und des Rathauses an. Zwei bis drei Jahre müsse man dafür mindestens ansetzen, meint Geisler. Denn auch die Schaffung des schnellen Internets ist von der Bauwirtschaft abhängig, die bekanntlich so sehr boomt, dass Aufträge kaum zu vergeben sind. Umso schwieriger sei es, einzelne Anwesen in Randlagen anzuschließen, sagt die Wirtschaftsförderin. Die Stadt könne da aber ohnedies nicht eingreifen. Dabei sind die Mitarbeiter im Rathaus selbst daran interessiert, dass ihre Arbeitsbedingungen mit schnellerem Internet erleichtert werden.

Die Wirtschaftsförderin kann sich über den Bauboom einerseits freuen: "Es ist schön, dass so vieles gleichzeitig läuft." Andererseits sieht sie auch die "infrastrukturellen Herausforderungen". Wohnungen, vor allem bezahlbare Wohnungen seien immer wieder ein Thema auch in den Gesprächen, die sie führe.

Was den neuen Karl-Lederer-Platz angeht, so hofft sie auf die Magnetwirkung, die von dem Edeka-Markt ausgehen soll. Die Kundenfrequenz auf dem Platz werde zunehmen, sagt sie. Menschen würden in die Innenstadt gezogen und kämen auf dem Weg zum Markt an all den anderen Läden vorbei. Man dürfe sich nicht eine Wirkung von heute auf morgen erwarten: "Frequenz bildet sich langsam." Aber der Karl-Lederer-Platz biete mit der Tiefgarage einen Doppeleffekt: "Unsere Innenstadt ist keine Durchfahrtsstraße mehr, und Frequenz und Aufenthaltsqualität steigen." Dadurch könnten längerfristig neue Läden angezogen werden. Was fehlt zum Beispiel? Da fällt Geisler ein, was sich schon manche vor ihr gewünscht hat: "Ein klassischer Schuhhändler."

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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