Vielstimmiger Erfolg:Gesang ohne Grenzen

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Die "Mixed Voices" mit Leiter Roland Hammerschmied haben großen Spaß am Singen und am Feiern. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die "Mixed Voices" feiern ihr Bühnenjubiläum in Geretsried

Von Christa Gebhardt, Geretsried

Anlässlich ihrer Gründung vor 25 Jahren haben die Mixed Voices bereits im vergangenen Herbst drei gut besuchte Jubiläumskonzerte gegeben. Am vergangenen Wochenende hat das Vokalensemble mit seinem Leiter Roland Hammerschmied erneut einen 25. Jahrestag gefeiert, diesmal als Erinnerung an "das erste Mal Bühne", damals 1993. Vielleicht feiern die Mitglieder der Gruppe einfach gerne. Auf jeden Fall aber haben sie Freude am Singen - und die teilt sich unmittelbar mit, beim ersten Konzerts der Jubiläums-Trilogie am Freitag in der Aula des Gymnasiums Geretsried. Von Anfang bis Ende.

Die Mixed Voices sind inzwischen eine Institution und haben Fans in allen Generationen. Deshalb ist der Saal auch brechend voll. Im Alter gemischt wie das Publikum ist auch der Chor selbst. In Weiß, Grün und Ocker gekleidet geben die Sänger ein einheitliches, stimmstarkes und sehr gut gelauntes Bild ab. Verstärkung bekommen sie über die Jahre immer wieder: Zwei junge Frauen, die beide noch nicht so lange dabei sind, legen jeweils beachtliche Soloparts hin: Chiara Schloter-Quien lässt in dem rebellischen Song "Not ready to make nice" der Pop-Country Frauenband Dixie Chicks ihre sonore Altstimme hören - die Nervosität, die sie später eingesteht, ist überhaupt nicht spürbar. Die andere, Alexandra Keltz, bezaubert mit ihrem glasklaren Sopran. "Von mir und meiner Frau hat sie das nicht", sagt der stolze Papa im Publikum. Alexandra erklärt, sie habe ihren Musiklehrern am Geretsrieder Gymnasium zu danken, die ihr Gesangstalent sehr gefördert hätten. Es gehört wohl auch zum Erfolgsgeheimis des Gruppe, verbunden zu sein mit Freunden, Familien, Lehrern, durch die gemeinsame Freude an der Musik. Und sicher trägt auch der lockere und ziemlich coole Führungsstil von Roland Hammerschmied, dem ebenso professionellen wie lässigen Sänger, Chorleiter und Musiker, dazu bei. Nachdem er sich für die Treue des Publikums über ein Viertel Jahrhundert bedankt hat, gibt der Chor mit dem swingenden Song "Musik ist Trumpf" schon mal das Tempo für den Verlauf des Konzertabends vor.

Das Programm ist eine Mischung aus Evergreens, den bekannten Stücken aus dem Repertoire des Chors, und neu einstudierten Songs, die vorher von den Mixed Voices noch nicht auf der Bühne zu hören waren. Neu ist zum Beispiel der "Volksliedblock" aus der Sammlung "Aus des Knaben Wunderhorn", dem das Publikum beim Blick auf den Programmzettel erst einmal kritisch gegenüber steht. Doch Hammerschmied und seine Sänger schaffen es dann, auch mit den Liedern "Es führt über den Main", "Die Täler weit" und "Die Gedanken sind frei" etwas noch Ungehörtes zu kreieren. Intonation, Akzentuierung und Lautstärke wie auch die Wechsel in der Stimmführung von Sopran, Alt und Tenor und Bass machen tonmalerisch klar, wer über die Mainbrücke kommt: verhärmt und schüchtern das arme Landmädchen oder mit großspurigem Tamtam der König mit gesamter Entourage. Mit einem jazzigen "dadadadraußen" Stakkato verliert im Volkslied über die weiten Täler auch der schöne grüne Wald seinen spießigen Schrecken. Auch dem auf die Spitze getriebenen Jubelschrei in "Die Gedanken sind frei - , sehr modern gesetzt in dieser Chorfassung - kann man sich nicht entziehen. Zumal das Lied aktuell ja leider eine politische Brisanz hat.

Die "Kingfisher Connection" der männlichen A-Capella-Gruppe des Chors serviert eine erfrischende Version des inzwischen oft verkitschten Welthits "Sounds of Silents" von Simon and Garfunkel, und die Frauengruppe macht mit ihrer Version von Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht" klar, welch schlichtes Melodiemuster dieser Nummer zugrunde liegt und dass der Song eigentlich nur als Satire funktioniert. Mit dem "Africa-Song" holen die Sänger die Geräusche und Laute der afrikanischen Natur auf die heimische Bühne und lassen das andere Lied des Kontinents hörbar werden. Natürlich gibt es Zugaben. Nach dem bekannten "Engel" folgt der Titel "The parting class", ein irischer Folk Song von Liam Clancy, der das Elend der Arbeiterklasse beschreibt. Aexandra Keltz setzt mit ihrem Sopransolo einen ganz eigenen weiblichen Akzent im patriarchalischen Kontext. Am Ende gibt es dafür frenetischen Applaus. Und die Mixed Voices haben wieder einmal bewiesen: Ob Jazz, Pop, Gospels, moderne Klassiker oder auch Volkslied - sie haben keine musikalischen Grenzen.

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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