Viele Geburten:Bad Tölz plant großen Kindergarten

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Weil der Bedarf gestiegen ist, will die Stadt den Neubau südlich der Jahnschule auf vier Gruppen erweitern. Die vom Turnverein gewünschte Bewegungshalle auf dem Schulgelände löst Streit im Stadtrat aus

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der geplante Kindergarten auf dem Areal der Jahnschule soll nicht drei, sondern vier Gruppen umfassen. Der Grund dafür ist, dass der Bedarf an Kindergartenplätzen in Bad Tölz seit dem Frühjahr nochmals erheblich gestiegen ist. Im Mai hatte die Stadt noch 71 fehlende Plätze errechnet, inzwischen sind es 100. Die Stadträte stimmten einem erweiterten Neubau am Dienstag einmütig zu. Eine Kontroverse entzündete sich an einem Wunsch des Tölzer Turnvereins (TV). Der hätte gerne eine Bewegungshalle, die im Zuge der Umgestaltung der Jahnschule auf dem Gelände berücksichtigt werden soll.

Schon im Mai war klar, dass die zwei Interimsgruppen in der Kinderlandkrippe (20 Plätze) und im alten Schulhaus an der Peter-Freisl-Straße (25 Plätze) wegfallen werden. Auf der Warteliste standen damals 32 Buben und Mädchen, wobei die Stadtverwaltung für die Hälfte einen sofortigen Bedarf zugrunde legte. Hinzugerechnet wurden noch je fünf Plätze für drei Geburtsjahrgänge. Unterm Strich sind dies 31 fehlende Plätze. Da noch fünf entstehen, wenn die Kinderlandkrippe an die Jahnschule umzieht, ergab sich eine Lücke von 71 Plätzen. Diese Zahlen erwiesen sich bei einer Überprüfung jedoch als zu gering.

Dies liegt laut Stadtkämmerer Hermann Forster an mehreren Faktoren. Er nannte unter anderem den Zuzug von Eltern, die deutlich gestiegenen Geburtenzahlen in den Jahren 2016 bis 2018, den strengen Belegungsschlüssel für Integrationskinder. Eine Rolle spiele auch, dass die Kurstadt einen "starken Druck" von Eltern bekomme, die in Nachbargemeinden wohnen, so Forster. Auf dem Land gebe es oft nur einen Regelkindergarten mit üblichen Öffnungszeiten. Außerdem habe man in Tölz Kindergärten mit verschiedenen Ausrichtungen.

Die Umbaupläne für die Jahnschule müssen nicht über den Haufen geworfen werden. Sie sahen bei dem Kindergarten, der im Süden des Schulareals vorgesehen ist, bereits die Option vor, später einmal einen Trakt für eine vierte Gruppe im Westen anzudocken. Forster plädierte dafür, dies nun gleich zu erledigen. Auch deshalb, weil Kindergartengruppen derzeit vom Staat verstärkt gefördert werden.

Andrea Grundhuber (Grüne) fragte nach, wie sich die wachsende Zahl an Kleinkindern auf die Grundschulen auswirken werde. Da die Jahnschule zwei weitere Klassen bekommt und die Lettenholzschule neu gebaut werden soll, werde man dies an den drei Tölzer Schulen auffangen können, erklärte die stellvertretende Kämmerin Silke Furmanek. Der Bedarf an Krippenplätzen ist in Tölz übrigens gedeckt.

Damit hätte das Thema erledigt sein können. War es aber nicht. Im Juni hatte der Stadtrat mit seinem Ja zum Umbau auch einen Turnschlauch für den Turnverein gebilligt, der seine Heimat in der Dreifachhalle südlich vom Schulgelände hat. Nur knapp drei Wochen nach dem Beschluss trat der mitgliederstärkste Klub in Tölz jedoch mit einem anderen Begehr an Bürgermeister Josef Janker (CSU) heran. Er hätte nun gerne eine Bewegungshalle für alle Altersgruppen auf einer Fläche von zumindest 15 mal 27 Metern, die unter anderem feststehende Turngeräte mit Schnitzelgrube, eine Boulderwand, ein in den Boden integriertes Trampolin, eine Bungee Longe und einen Bewegungsparcours beherbergt. Dafür sollte der Neubau mit der Einfachhalle der Jahnschule, dem Probenraum für die Stadtkapelle, der Schulküche und der Mittagsbetreuung, der bislang parallel zur Bairawieser Straße geplant ist, in eine Art Dreifachhalle ausgebaut und um 90 Grad in Ost-West-Richtung gedreht werden. Zu den Gesamtkosten will der TV eine halbe Million Euro beisteuern.

Anton Mayer (CSU) zeigte sich unzufrieden. Vor einem Beschluss über einen Ausbau des Kindergartens forderte er einen detaillierten Gesamtplan zum Umbau der Schule, dem Trakt mit der Turnhalle, dem Kindergarten und einer möglichen Situierung der Bewegungshalle. Dazu sollten sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und darüber diskutieren. "Der TV hat es verdient, dass man ihn ernst nimmt." Andrea Grundhuber (Grüne) diagnostizierte, dass es zwischen Stadt und Verein offenbar Kommunikationsstörungen gebe: "Dem TV wurde zugesagt, dass man auf ihn zugeht, wenn man mit der Planung der Jahnschule beginnt - das hat meines Wissens nicht stattgefunden, weil wir dieses Problem sonst nicht hätten." Das wies Janker vehement zurück. Mehrmals habe es Gespräche mit dem Turnverein gegeben, sagte er. Eines sei für ihn jedoch klar: "Der Kindergarten hat Priorität." Das Stadtbauamt sei gleichwohl beauftragt, eine Studie zu erstellen, ob und wie die Bewegungshalle unterzubringen sei. Die Ergebnisse sollen im Januar präsentiert werden. Mayer befürchtet dahinter eine "Salamitaktik" der Stadt - "die habe ich dick". Sein Antrag wurde nur von Grundhuber, Peter Priller und Richard Hoch (alle Grüne) unterstützt.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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