Viele Einwendungen:Umstrittene Randlage

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Das Eon-Grundstück mit seinen zwei kleinen Häusern am Uferweg 4 in Bruggen liegt direkt an der Loisach, nahe Beuerberg. Dort sollen jetzt Wohnungen für sozial schwache Familien gebaut werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eurasburg plant im Ortsteil Bruggen Neubauten mit geförderten Wohnungen. Die Häuser sind vielen Anwohnern zu groß. Auch im Gemeinderat gibt es Kritik. Dennoch wurde die Satzung für den Außenbereich geändert

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Der geplante Bau von geförderten Wohnungen im Eurasburger Ortsteil Bruggen löst weiter große Kritik aus. Bislang plant die Kommune zwei Häuser mit sieben Wohnungen auf dem früheren Eon-Grundstück am Isar-Loisach-Kanal. Dafür hat der Gemeinderat die Außenbereichssatzung erweitert. Zur öffentlichen Auslegung der Pläne hatten Anwohner mit vielen Einwendungen reagiert. Aus ihrer Sicht ist das Projekt für den kleinen Ortsteil bei Beuerberg mit wenigen Einfamilienhäusern zu groß. Die Bebauung eigne sich für Bruggen nicht, weil Infrastruktur fehle und Zersiedelung drohe, heißt es. Formalrechtlich haben diese Argumente mit der Außenbereichssatzung nichts zu tun, die unverändert gebilligt wurde.

Darauf reagierte Gemeinderat und Anwohner Marcus Fichtner (GWV) empört: "Das ist die einzige Möglichkeit der Anwohner, Stellung zu nehmen", sagte er. "Das haben sie hiermit getan." Es sei richtig, dass die Einwendungen die Baugestaltung thematisierten. Mit der Außenbereichssatzung hätten sie fachlich nichts zu tun. Deren Änderung begründe die Gemeinde jedoch gleichzeitig damit, dass der Bau realisiert werden könne. "Da soll sich jeder seine eigenen Gedanken machen."

Die Kommune hat das frühere Schleusenwärtergrundstück im Bereich von Anglberg und Uferweg gekauft. Nach Kritik hatte sich der Gemeinderat im Februar 2018 darauf verständigt, sieben Wohnungen in zwei Häusern statt acht Wohnungen in einem Haus zu planen. Für das Projekt wurde die Außenbereichssatzung in Bruggen um zehn Prozent erweitert.

In zwei Schreiben vom Januar und Herbst 2018 hatte der Brugger Horst Nägele die Baupläne kritisiert. Darin argumentierte er, dass Wohnungen für sozial Schwächere in die Ortsmitte und nicht an den Rand gehörten. Denn so sei soziale Integration besser möglich. Es gebe in Bruggen keine Infrastruktur wie Ärzte oder Geschäfte. Kinder müssten zur Schule laufen. Die Baudimensionen seien im Vergleich zu umliegenden Häusern überzogen. In Bruggen werde ein "Fremdkörper" entstehen. Die Anwohner hätten nichts gegen eine maßvolle Bebauung. Der Charakter des Ortes dürfe aber nicht beschädigt werden.

Ebenso haben 40 Personen eine Sammeleinwendung unterschrieben. Sie sehen das Orts- und Landschaftsbild erheblich verletzt. Kritisch gesehen wird unter anderem die 30 Meter lange Parkzeile entlang des Isar-Loisach-Kanals.

Aus Sicht von Fichtner entsteht der Eindruck, dass die Gemeinde mehr dürfe als die Bürger. Denn diese ändere nun einfach die Außenbereichssatzung, um bauen zu können. "Ein Privater hätte es auf diesem Grundstück nicht hingebracht", sagte er.

Bürgermeister Moritz Sappl (GWV) entgegnete, dass die Kommune kein zusätzliches Baurecht auf dem Grundstück eröffne. Erst einmal werde nur die Außenbereichssatzung geändert. "Danach kommt der Bauantrag." Alle Planungen zum Bau seien derzeit gestoppt. Das zusätzliche Eck könne die Gemeinde nun nutzen, um das Grundstück zu entwickeln.

Auf Kritik stieß auch, dass die Gemeinderäte erst ein Jahr später vom ersten Schreiben von Nägele erfahren hatten. Hans Urban (Grüne) forderte, dass die Fraktionen künftig früher informiert werden. Außerdem müsse sich die Kommune überlegen, was sie in einem Ortsteil wie Bruggen mit dem geplanten Schritt anrichte. In Zeiten von "Turbokapitalismus" und "Betongold" werde dort womöglich "Goldgräberstimmung" aufkommen.

Auf Nachfrage am Mittwoch sagt Bauamtsleiter Joseph Wodak, dass er die kritischen Argumente anerkenne. Diese würden auch im Baugenehmigungsverfahren berücksichtigt. Mit der Außenbereichssatzung hätten sie jedoch nichts zu tun.

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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