Versorgung:Garmisch dreht Eurasburg das Wasser ab

Lesezeit: 2 min

Die Gemeinde darf eine große Leitung nicht mehr anzapfen und muss nun einen neuen Brunnen suchen.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Frisches Trinkwasser ist lebenswichtig - für jeden Menschen, aber auch für jede Gemeinde: Nun fürchtet Eurasburg, bald buchstäblich auf dem Trockenen zu sitzen. Denn der gemeindeeigene Brunnen in Happerg fasst nur 330 000 Kubikmeter Trinkwasser im Jahr - zu wenig, um etwa in trockenen, wasserarmen Jahren ganz Eurasburg versorgen zu können. Wie Bürgermeister Moritz Sappl (GWV) in der Sitzung des Gemeinderats am Dienstag erklärte, habe die Kommune deshalb früher die Münchner Wasserleitung angezapft und 50 000 Kubikmeter entnommen - mit den Stadtwerken der Landeshauptstadt besteht ein Notverbund. Doch das gehe nun nicht mehr. Deshalb müsse Eurasburg die eigenen Versorgung selbst übernehmen, beispielsweise einen neuen Brunnen errichten.

Im Januar hatten die Stadtwerke die Gemeinde informiert, dass die Kommune sich künftig das Anzapfen der Leitung im Notfall vom Landratsamt Garmisch-Partenkirchen genehmigen lassen müsse. Und das handhabt die Abgabe im jüngsten Wasserrechtsbescheid restriktiv. Das Trinkwasser soll demnach nur noch in erster Linie der Stadt München bereitgestellt werden. Der Garmischer Landratsamtssprecher Stephan Scharf erläutert: "Die Gemeinden müssen stichhaltige Argumente vorlegen, belegen, dass sie sich nicht selbst mit Trinkwasser versorgen können."

Das hat Eurasburg alarmiert. Wie Geschäftsleiter Günther Eidenschink erklärte, habe die Kommune fünf Jahre Zeit, eine eigene, von außen unabhängige Wasserversorgung aufzubauen, zwei Jahre davon für die Planung und drei weitere für die Umsetzung. "Das müsste ganz oben auf der Prioritätenliste sein. Trinkwasser ist die Pflichtaufgabe der kommunalen Versorgung." Eurasburg müsse überlegen, ob der Brunnen Happerg tiefer gebohrt werden könne oder nach einem neuen zweiten Brunnen suchen. Letzteres sei kompliziert. Schließlich gelte es auch ein Wasserschutzgebiet auszuweisen.

Die Stadtwerke München beziehen den überaus größten Teil ihres Trinkwassers aus dem Mangfalltal. Etwa ein Fünftel stammt jedoch aus dem Loisachtal, genauer gesagt aus fünf Brunnen bei Farchant und Oberau im Garmischer Landkreis, wovon die Leitung über Eurasburg bis in die Landeshauptstadt führt. Die SWM versorgen bisher manche Gemeinden im Münchner Umland wie Unterhaching und Neubiberg mit Trinkwasser, die bereits im Vorjahr gegen den Bescheid aus Garmisch geklagt haben. Zu anderen Kommunen besteht ein Notverbund.

In dem neuen 190 Seiten dicken Bescheid regelt das Garmischer Landratsamt die Trinkwasserversorgung aus dem Loisachtal neu. Die Behörde beruft sich für die Entscheidung auf das Wasserhaushaltsgesetz. Darin steht, dass der Wasserbedarf der öffentlichen Wasserversorgung vorrangig aus ortsnahen Wasservorkommen zu decken sei, soweit überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit nicht entgegenstünden. Demnach müssen die Kommunen nach Auskunft des Garmischer Landratsamts die Verhältnisse im Untergrund und die Möglichkeiten einer Wassergewinnung erkunden. Für die Begründung einer weiteren Versorgung mit Trinkwasser würden strenge Maßstäbe gelten.

Die Wasserentnahme aus dem Loisachtal beurteilt das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen ohnehin sehr kritisch. Denn dies greife in ein geschütztes Feuchtgebiet ein. Schon aus diesem Grund müsse die Trinkwasserentnahme auf das unbedingt erforderliche Maß beschränkt werden, heißt es.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: