Verkehr:Hoffen auf den Konsens

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Schäftlarn setzt auf eine moderierte Bürgerbeteiligung, um die Debatte über eine verträgliche Umgehungsstraße für die Gemeinde zu versachlichen

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

"Das ist ein spannender Prozess", sagt Stephanie Utz über die moderierte Bürgerbeteiligung zur Umgehungsstraße. Die Architektin, Stadtplanerin und Juristin leitet für die Firma "Identität und Image" das Projekt in Schäftlarn. Mit Bürgerbeteiligungsprozessen hat die 50-Jährige viel Erfahrung, eine davon: "Man weiß nie, wie es ausgeht."

Das ist auch genau die Absicht der moderierten Bürgerbeteiligung: Sie ist ergebnisoffen, was nichts anderes bedeutet, als dass an ihrem Ende auch der Beschluss stehen könnte, gar keine Umfahrung zu bauen. Oder eine in Ortsnähe zu Hohenschäftlarn, oder eine durch den Wald. Utz selber wertet keine der Möglichkeiten. Bei der ersten Veranstaltung am Donnerstag, 5. Februar, soll es auch noch gar nicht konkret um eine Trasse gehen. Vielmehr sind alle Schäftlarner eingeladen, in die Aula der Grundschule zu kommen, sich zunächst informieren zu lassen und sich dann auf ein gemeinsames Ziel zu einigen.

"Alle Bürger werden zur gleichen Zeit über den aktuellen Sachstand informiert", erklärt Utz. Deshalb wird es vorab auch keine weiteren Informationen geben. Die Fachbüros schicken Vertreter, die ihre Ergebnisse vorstellen. Vertreten sind die Büros Kurczak (Verkehrszählungen), Schönenberg und Partner (technische Untersuchungen) und U-Plan (Umweltverträglichkeitsstudie). Sie können auch kompetent Fragen beantworten.

Im nächsten Schritt sollen die anwesenden Schäftlarner ein gemeinsames Ziel erarbeiten, einen Grundkonsens. "Es geht um die Frage: Was wollen wir erreichen in Schäftlarn?", sagt Utz. Die Bürger können dabei an Arbeitstischen in kleineren Gruppen über die Ziele sprechen.

Anschließend werden Vertreter der unterschiedlichen Interessen für einen Runden Tisch bestimmt. Zehn bis 20 Personen sollten das sein, sagt Utz. "Je weniger, desto effektiver kann gearbeitet werden." Wenn es aber mehr sein müssen, könne man auch das machen. Wichtig ist ihr, dass auch die Leiseren, die gute Ideen haben, dabei sind, nicht unbedingt die, die besonders laut schreien.

Gesetzt sind Vertreter der Gemeinde, nämlich Bürgermeister Matthias Ruhdorfer und Bauamtsleiter Stefan Jocher, des Bauernverbands, der Grundstückseigentümer, des Naturschutzes, des Forstes und des Straßenbauamts. Der Runde Tisch trifft sich erstmals Ende Februar und dann alle vier bis sechs Wochen.

Diese Treffen finden laut Utz unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, damit jeder seine Ideen und Vorschläge äußern kann, ohne Angst haben zu müssen, "zerpflückt" zu werden. Regelmäßig werde es Zwischenberichte geben, die zeigen, wo die Gruppe gerade steht. Sie rechnet damit, dass es drei oder vier Treffen des Runden Tischs gibt, bis eine Lösung gefunden ist.

"Alles ist ein offener Prozess um festzustellen, welche Möglichkeiten es gibt", erklärt Utz. Zu den Zielen sollen etwa Kriterien erarbeitet werden. "Etwa: Welche Eingriffe in die Landschaft werden gerade noch toleriert?" Auch sie selber sei bereit, flexibel auf die Situation zu reagieren.

In der stark befahrenen Starnberger Straße kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Eine Ortsumgehung könnte Abhilfe schaffen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Gemeinderat hatte die moderierte Bürgerbeteiligung beschlossen, weil die Diskussion um die Umfahrung schon recht emotional geführt wurde und es verschiedene Initiativen von Bürgern sowie immer wieder neue Vorschläge für mögliche Trassen gab. So gibt es eine Gruppe, die unbedingt verhindern will, dass die Schäftlarner Flur zerschnitten wird, in der die Bauern ihre Wiesen und Felder haben. Andererseits steht allen Trassen durch den Wald entgegen, dass es sich um Bannwald handelt, der besonderen gesetzlichen Schutz genießt.

Der offene Prozess, so ist die Hoffnung, soll eine Spaltung des Orts verhindern helfen. "Wir hoffen auf eine Konsenslösung", sagt Bürgermeister Ruhdorfer. "Die moderierte Bürgerbeteiligung wird sehr hilfreich sein."

Der Gemeinderat hatte Ende 2012 beschlossen, eine Umgehungsstraße für Hohenschäftlarn selbst zu bauen, um so eine Entlastung für die Starnberger Straße zu schaffen, die eng und steil durch den Ort führt und sehr stark durch Schwerlastverkehr belastet ist.

Öffentliches Bürgerforum als Auftakt der moderierten Bürgerbeteiligung zur Umfahrungsstraße, Donnerstag, 5. Februar, 19 Uhr, Aula der Grundschule Schäftlarn

© SZ vom 30.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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