Verkauf von Burgmann Automotive:Sorge um die Älteren

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Die Mitarbeiter von Burgmann Automotive fühlen sich "verraten" und "ernüchtert": Nachdem ihr Unternehmen weiterverkauft wurde, bangen nun die Angestellten um ihre Zukunft.

Wolfgang Schäl

Nach dem Verkauf des Dichtungsherstellers Burgmann Automotive herrscht in der Belegschaft der beiden Betriebe in Eurasburg und Gelting Unmut und Verunsicherung. Es geht um die Modalitäten der sozialen Abwicklung. Burgmann Automotive soll zum 1. Januar 2011 von der Freudenberg-Gruppe an die Elring Klinger AG in Dettingen übergehen.

Die Betriebshalle von Burgmann Automotive in Gelting wird bald leer stehen. Für die neue Eigentümerin, die Elring Klinger AG, lohnt es sich nicht, diese weiterzuführen. (Foto: Manfred Neubauer)

Bisher habe es immer geheißen, Freudenberg wolle bei der Auflösung von Automotive seiner sozialen Verantwortung für die derzeit noch 85 Mitarbeiter nachkommen, aber offenbar sei davon nicht mehr die Rede, beklagten am Donnerstag der Betriebsratsvorsitzende Albert Meier und dessen Stellvertreter Andreas Zorn. Man fühle sich mittlerweile "verraten" und "ernüchtert".

Grund für die Annahme, dass Freudenberg den unangenehmen Teil der Firmenübernahme lieber der neuen Eigentümerin zuschieben will, ist der Besuch eines Freudenberg-Repräsentanten in Eurasburg, der sich sehr deutlich in diesem Sinne geäußert habe. Bei einer Betriebsversammlung, die Meier und Zorn deshalb gestern Nachmittag bei Burgmann Automotive einberiefen, informierten sie die Mitarbeiter von ihren jüngsten Eindrücken.

Natürlich könne man Freudenberg nicht mehr rechtlich belangen, sagte Meier der SZ. Es bleibe nur, Freudenberg "am Schlips zu nehmen" und an seine moralische Verpflichtung zu erinnern. "Es ist unser Ziel, dass sich die Freudenberg-Gruppe, die uns veräußert hat, am Sozialplan beteiligt." Es könne nicht angehen, dass man dies alles ausschließlich dem Käufer überlasse.

Die Sorge des Betriebsrats bezieht sich besonders auf die älteren und behinderten Mitarbeiter. Die arbeiteten überwiegend in der Produktion, allein 25 Angestellte seien in der Alteresgruppe zwischen 50 und 60 Jahren angesiedelt, fünf Mitarbeiter behindert. Gerade bei den niedrig Qualifizierten und sozial Schwächeren herrsche große Angst. "Schwerbehinderte kann man nicht mit Geld abfinden", sagt Meier. "Die brauchen Arbeit."

Das Angebot, Teile der Belegschaft anderweitig unterzubringen, sehen die Betriebsräte mit Skepsis. Die meisten seien hier tief verwurzelt, das Angebot, nach Dettingen bei Stuttgart oder nach Runkel in Hessen zu wechseln, wo Elring Klinger produziert, sei allenfalls für jüngere und hoch qualifizierte Mitarbeiter eine ernsthafte Option.

Zu den Angeboten, die Freudenberg prüfen will, zählt die Übernahme von "Automotive"-Mitarbeitern bei Eagle Burgmann Industries in Wolfratshausen, das nach wie vor zur Freudenberg-Gruppe gehört und nach der Krise wieder floriert. Die Verhandlungen über die Abwicklung von "Automotive" sollen am 17. November in Eurasburg fortgesetzt werden.

Dass Burgmann Automotive geschlossen wird, bezweifelt niemand mehr. Denn die beiden Werke im Landkreis stellen genauso wie Elring Klinger hitzebeständige Dichtungen für Autos her, darunter Zylinderkopfdichtungen und Dichtungsteile für Auspuffanlagen. Bei diesen Produktbereichen ist Elring Klinger aber selbst nicht ausgelastet. Dass das Dettinger Unternehmen Burgmann Automotive gekauft hat, liegt Meier zufolge allein daran, "dass wir halt in dem Paket mit drin waren."

Die eigentlichen "Sahnestückchen" in dem Paket seien aber Unternehmen gewesen, die den italienischen und französischen Markt bedienen. "Wir waren das sechste Rad am Wagen." Meier rechnet damit, "dass in Eurasburg und Gelting erst der Bereich Zylinderkopfdichtungen wegkommt, der Bereich Abgas wahrscheinlich ein paar Monate später". Eine von Freudenberg zugesicherte Stellungnahme lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor.

© SZ vom 05.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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