Urteil in München:Penzberger muss in Psychiatrie

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Der 35-Jährige hatte Passanten mit einem Messer bedroht

"Komm' ich frei", fragt James F. ( Name geändert) leise die Dolmetscherin links neben ihm auf der Anklagebank. Sie gibt die Frage weiter an den Verteidiger des 35-Jährigen, Rechtsanwalt Stefan Korn, der kurz vor der Urteilsverkündung hinter seinem Mandanten steht. Der Anwalt aber schüttelt den Kopf. Dann kommen die Richter der 4. Strafkammer am Landgericht München II aus ihrem Beratungszimmer und verkünden an diesem Mittwochvormittag ihre Entscheidung. Sie lautet: Unterbringung in einer geschlossen psychiatrischen Klinik.

Ob James F. diese irgendwann einmal wieder verlassen darf, ist nach Einschätzung einer Forensikerin äußerst ungewiss. Der Kfz-Mechaniker leidet an paranoider Schizophrenie. Anfang Januar des vergangenen Jahres war er nachts mit einem Brotmesser, das er mit ausgestrecktem Arm in der Hand hielt, schreiend aus seiner Penzberger Unterkunft in der Nonnenwaldstraße bis zur Bahnhofstraße gerannt und hatte dabei geschrien, er werde alle Menschen töten. Verängstigte Passanten alarmierten die Polizei. Außerdem hatte der 35-Jährige wenige Wochen vor diesem Zwischenfall in einem Supermarkt in Penzberg zwei Sixpacks mit Bier auf den Boden geworfen. In beiden Fällen, so gab F. vor Gericht an, sei er wütend darüber gewesen, dass ständig "Stimmen über GPS zu ihm sprechen".

Nach Überzeugung der Richter war die Einsichtsfähigkeit des Kfz-Mechanikers zum Zeitpunkt der Taten völlig aufgehoben, weshalb er strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden könne. Aufgrund seiner Erkrankung habe der Beschuldigte keinerlei Krankheitseinsicht, stellte die Vorsitzende fest. "Das macht es tragisch." Der Verteidiger von James F. stellte eine Entscheidung in das Ermessen des Gerichts. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft sprach sich dafür aus, die Maßregel der Unterbringung nicht zur Bewährung auszusetzen. Nach Verkündung des Urteils legten zwei Polizeibeamte James F. einen breiten, sogenannten Gefangenentransportgurt um den Bauch, an dessen Vorderseite sich Handschellen befinden, und führten ihn ab.

© SZ vom 06.06.2019 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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