Urkomisch und skurril:Gänzlich aufgetaut

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Ein bisserl schrill, urkomisch und ordentlich skurril - das sind "Herbert und Schnipsi" alias Hanns Meilhamer und Claudia Schlenger-Meilhamer. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Herbert und Schnipsi haben mit ihrem Programm "Juchhu, glei schmeißt's uns wieder" das Tölzer Kurhaus im Griff

Von Julica Ventour, Bad Tölz

Mit der Trommel auf dem Rücken und dem Akkordeon in der Hand stampfen "Herbert und Schnipsi" alias Hanns Meilhamer und Claudia Schlenger-Meilhamer auf die Bühne. "Ein Spitzen-Aufgebot", singt das Kabarettisten-Ehepaar bei ihrem Einzugslied auf die Bühne - und sie haben recht: Ihr Auftritt mit dem Programm "Juchhu, glei schmeißt's uns wieder!" im Tölzer Kurhaus war restlos ausverkauft. Die anfängliche Zurückhaltung ("Seid's ihr no a bissl gehemmt?") verfliegt spätestens, als das Publikum Schnipsis Rocklänge mit Beifall bestimmen soll. Der Applaus wird lauter, das Outfit knapper.

Hanns Meilhamer und Claudia Schlenger-Meilhammer sind Profis. 2014 haben sie ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Beide wissen, wie man einen Saal zum Kochen bringt. Immer wieder animieren sie das Publikum zum Klatschen, Stöhnen, Rufen. Selbst das gediegene Ambiente des Tölzer Kurhauses verblasst gegen Schnipsis überzeugendes Gekeife und Herberts unfreiwillig komischen Einwürfen. Ein aufwendiges Bühnenbild braucht es da nicht. Garderobenständer, Stuhl, Tisch, Instrumente und Schwein Rudi sind alles, was sich vor einem schwarzen Vorhang befindet.

Während Claudia Schlenger-Meilhamer immer wieder hinter die Bühne verschwindet, um sich mit neuen Kostümen in exzentrische Charaktere zu verwandeln, unterhält ihr Bühnenpartner, der bekanntlich auch im wahren Leben ihr Ehemann ist, den Saal. "Kennen Sie des a?", fragt Herbert das Publikum und beschreibt dabei Situationen aus dem Alltag. Vom schlecht funktionierenden Bewegungsmelder auf Toiletten über fehlende Lenkräder bis hin zu den Tücken des Schinkenessens wird alles abgedeckt, immer wieder unterstützt von selbst geschriebenen Liedern. Das "Tröpferllied", die "Misthaufen-Hymne" und die "Nasenbärlieder" sind nur ein kleiner Teil des Repertoires, das an diesem Abend unter Applaus Anklang findet.

Das Publikum lacht, als das Paar vom Nachbarhund Brutus berichtet, dem sie Hackfleisch mit Abführmittel verabreichten, damit er als "reinster Wohnraumgestalter" das Haus seiner Herrin verwüstet. Das Publikum lacht noch lauter, als Herbert und Schnipsi den Ehestreit ihres befreundeten Paares via Telefon retten wollen. Die Ehe sei ein "dauernder Kraftakt", eine "Sisyphusarbeit", sagt Herbert, wie gewohnt ohne dabei zu merken, dass er unfreiwillig seine Schnipsi beleidigt. Und das Publikum lacht schließlich Tränen, als Claudia Schlenger-Meilhamer mit grauer Perücke und lila Hut als Fitnesstrainerin über die Wichtigkeit des Beckenbodentrainings informiert, während ihr männlicher Klient dabei zu Tom Jones' "Sexbomb" die Hüften kreisen lässt.

Auf Bairisch gibt das Komödianten-Ehepaar von Rechtsschutzversicherungen bis hin zu Beziehungsproblemen Situationen zum Besten, in denen sich das Publikum wiederfindet. "Da wach i auf mitten in der Nacht und denk, Jesses, müss ma Gas nachb'stellen", klagt Schnipsi über ihren Ehemann, der dabei seelenruhig neben ihr schlafe. Herbert kontert, er müsse ja nicht auch noch dran denken. "Nachher ham ma zwei Gas", sagt er und lässt dabei viele anwesende Paare im Publikum zustimmend nicken.

Mit dem Wechsel von Sketchen mit Liedern ziehen sie die Zuschauer in ihren Bann. Etwa mit "So was Depperts", eine ins Bairische umgeschriebene Version des Sinatra-Klassikers "Something Stupid" - das Bühnenpaar zieht eben alle Register, um das Publikum zum Lachen zu bringen.

Nach rund drei Stunden inklusive Pause verlassen die beiden Kabarettisten die Bühne mit Musik und Gesang. Herbert wieder mit Trommel, Mundharmonika und Gitarre, Schnipsi mit einem zum Instrument umfunktionierten Waschbrett. Der Abend endet, wie er angefangen hat, und doch ist nach dem Auftritt etwas anders. Das zunächst etwas zurückhaltende Publikum ist gänzlich aufgetaut. Vier Mal werden Claudia Schlenger-Meilhamer und Hanns Meilhamer unter Zugabe-Rufe, Pfeifen und tosendem Applaus zurück auf die Bühne geholt.

"Die ganzen Sorgen, die san eh umsonst", sagte Herbert noch kurz zuvor im Bühnenprogramm. Spätestens jetzt sind sie bei allen Anwesenden im Kurhaus ohnehin verflogen.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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