Uraufführung der Geretsrieder Musikschule:Hip-Hop und Gloria

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80 Kinder bringen Otfried Preußlers "Engel mit der Pudelmütze" auf die Bühne. Die Musik von Christoph Well ist kurzweilig - und ein bisschen frech.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Ganz wie die Großen und Berühmten: Als das Orchester der Musikschule Geretsried am Sonntagabend in die Aula des Gymnasiums einmarschiert, bekommt es Antrittsapplaus. So was muss man sich gewöhnlich erst einmal verdient haben. Das holen die etwa achtzig Kinder und Jugendlichen des Orchesters, des Chors und des Schauspielensembles an diesem Abend nach: Die Uraufführung von Otfried Preußlers "Engel mit der Pudelmütze" als Singspiel, für Theater bearbeitet von Tristan Berger und komponiert von Christoph Well, kommt im voll besetzten Saal großartig an. Musikschulleiterin Sabine Beyer ist's am Ende hochzufrieden.

Zur Uraufführung selbst hatte Christoph Well es wegen eines eigenen Auftritts nicht geschafft. Aber am Montag, als die Musikschule den bemützten Engel noch einmal für 250 Grundschüler vom Isardamm und aus der Karl-Lederer-Schule aufführte, war er anwesend. Zum Schluss zollte er dem großen Ensemble Respekt und Anerkennung.

Das tut auch Vera Kraus, Geschäftsführerin der Geretsrieder Musikschule. "Die haben das alle wirklich hervorragend gemacht", sagt sie. Man müsse bedenken: Keines der Kinder habe je zuvor mit Headset gesungen, das an sich sei schon eine Leistung. Außerdem seit Oktober jeden Mittwoch- und Samstagnachmittag Proben und am Ende sechs Vorstellungen - vier für andere Schulen, zwei für die Öffentlichkeit. Und noch aus der letzten Aufführung seien alle fröhlich - wenn auch erschöpft - rausgegangen.

Genau so einen Erfolg für beide Seiten habe sich die Musikschule gewünscht, als sie sich um die Uraufführung bemühte. An der nahm als Zuschauerin auch die Tochter Otfried Preußlers, Susanne Preußler-Bitsch, teil. Sie war dazu eigens aus Niederbayern angereist, nicht zuletzt weil es ihre Lieblingsgeschichte des Vaters ist.

Die Handlung kreist um einen Engel, der in der Heiligen Nacht die verschiedensten Leute, vom Krüge flickenden Rastlbinder bis zum Hofrat, zur Krippe nach Bethlehem ruft. Und dann ist da noch der kleine Felix, der zu Weihnachten eine Pudelmütze in Rot, Weiß und Blau geschenkt bekommt, sie zwischendurch verliert, so dass der Engel sie aufsetzt, um sie Felix später zurückzugeben.

Musikalisch hat Christoph Well von stubenmusikartigen Saitenspielereien über stark rhythmische Passagen bis zum festlich schmetternden "Gloria" viele Stile harmonisch zusammengemixt. Die Musikschule hat das Ganze unter der Regie von Heinrich Zapf spritzig in Szene gesetzt, auf einer großen Bühne und zwei kleinen, mit viel rasantem Kulissenwechsel, herrlich spielfreudigen Akteuren und einer guten Prise Humor. So erfährt der Zuschauer, wie er von Geretsried am schnellsten nach Bethlehem kommt, der Engel zeigt den Weg: "Hinaus nach Königsdorf, dann weiter über die Felder, dann links, dann ist's nicht mehr weit." Und es gibt Einlagen zeitgenössischen Musiktheaters von der Art, dass zwei Hiphopper, genannt Checker Artan und Funky Selma, im Stil jugendlichen Neusprechs auftreten: "Hey, Alter, bleibst du auf Perserteppich. Krass." Ein Weihnachtsspiel also, bei dem gelacht werden darf: Voll cool, ey.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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