Unverständnis für Sicherheitsmaßnahme:Ausgebremst auf der Autobahn

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Warum auf der A95 bei Seeshaupt trotz ruhender Bauarbeiten weiterhin Tempo 80 gilt

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Als Autofahrer fühlt sich Walter Schmidt schikaniert: Die Sanierungsarbeiten auf der Garmischer Autobahn A 95 rund um die Ausfahrt Seeshaupt pausieren. Doch die Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder mit Tempo 80 stehen noch kilometerlang. Darüber ärgert sich der Rechtsanwalt mit Kanzlei in München, der nahezu täglich auf der Strecke unterwegs ist. "Es reicht, wenn wir Autofahrer auf der A 95 jahrelang durch immer neue Baustellen mit Geschwindigkeitsbegrenzungen behindert werden", beklagt er sich. "Man muss nicht auch noch durch Geschwindigkeitsbegrenzungen schikaniert werden, wenn gar nicht gebaut wird."

Für die zuständigen Mitarbeiter der Autobahndirektion Südbayern sind derartige Beschwerden keine Einzelfälle. Wegen Geschwindigkeitsbeschränkungen meldeten sich häufig Autofahrer, sagt deren Sprecher Josef Seebacher: "Ich weiß, dass sich viele aufregen." Die Tempobeschränkung auf der Garmischer Autobahn rund um die Seeshaupter Ausfahrt begründet er mit Sicherheitsaspekten.

Denn die Sanierungsarbeiten von Brücken und Asphaltdecke auf etwa sechs Kilometern Länge konnten in Richtung Süden erst vorigen Dezember abgeschlossen werden. Im Frühjahr sollen schon die Bauarbeiten in der Gegenrichtung beginnen. In der Zwischenphase habe die Zeit nicht mehr gereicht, die Schutzplanken bei den Mittelstreifenüberfahrten zu schließen, erklärt Seebacher. Nur temporäre Baustellenelemente trennen derzeit dort die Fahrbahnen. Die Stahlenden der Schutzplanken stehen dagegen offen. Warum das für Autofahrer gefährlich werden sollte, hatte sich der Rechtsanwalt nach einer E-Mail an die Autobahndirektion noch gefragt.

Doch ein Aufprall auf das freiliegende Stahlende einer Schutzplanke kann schwere Verletzungen hervorrufen. Das Metall kann laut dem Autobahndirektionssprecher ein Auto aufschlitzen oder sogar durchschlagen. Bei Unfällen sei es schon vorgekommen, dass Autofahrer so ihren Fuß verloren hätten, sagt Seebacher. Daher gelte dort auch nur Tempo 80. Derzeit trennten nur temporäre Baustellenelemente die Gegenfahrbahnen an den Mittelstreifen ab. Dafür seien höhere Geschwindigkeiten gar nicht erlaubt.

An der Garmischer Autobahn häuften sich die Baustellen in jüngster Zeit. Weiter nördlich bei Schäftlarn gab es in den vergangenen beiden Jahren ebenso eine kilometerlange Engstelle, weil Brücken saniert wurden. Die Brücke am Starnberger Dreieck soll erst im kommenden Sommer komplett freigegeben werden.

Die Sanierungsarbeiten bei Seeshaupt erfolgen in zwei Abschnitten: Im Vorjahr ist Richtung Garmisch-Partenkirchen gearbeitet worden. Der Verkehr wurde vierspurig auf die Gegenfahrbahn geleitet. Heuer geht es anders herum, wenn die Fahrbahnseite Richtung München angegangen wird. Damit werde voraussichtlich im März oder April begonnen, sagt Seebacher. Der genau Termin ist noch offen, er hängt von den Witterungsbedingungen und der Länge des Winters ab. Denn damit etwa die gelben Baustellenmarkierungen am Asphalt gut haften bleiben, braucht es wärmeres Wetter.

© SZ vom 12.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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