Einmal die kalten Temperaturen nutzen und mit den eigenen Schlittschuhen eine Runde auf dem zugefrorenen See drehen. So hat es sich auch Lea vorgenommen. Doch während sie auf dem See ist, hört man plötzlich das Eis knacken. Es droht, unter der jungen Schülerin einzubrechen. "Jetzt musst du stehen bleiben!", ruft es vom Ufer. Was kann sie tun, um sich aus der Lage zu befreien?
Um Kinder auf eine solche Gefahren vorzubereiten, führt die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft DLRG jährlich ein Eisregeltraining für die zweiten Klassen der Karl-Lederer-Schule durch - unter sicheren Bedingungen. So ist auch die Lage für Lea nicht so ernst, wie sie sich anhört. Die junge Schülerin steht nicht auf echtem Eis, sondern auf einer Matte, und das auch nicht draußen in der Kälte, sondern in der geheizten Schulturnhalle. Unter Aufsicht von Niklas Meckesheimer und Lisa Alpers von der DLRG Geretsried lernen die Kinder, wie man sich richtig in der Kälte anzieht, was man beim Betreten des Eises beachten muss und wie man reagiert, sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dazu kommen, das jemand in das Eis einbricht. Dazu gehört, sich bei brüchigem Eis, sich zuerst auf den Boden zu legen, damit man sein Gewicht verlagert, aber auch, den richtigen Notruf zu wählen und den Rettungskräften zielgerichtet zu erklären, was passiert ist. So ein Training ist wichtig, denn jedes Jahr unterschätzen Leute die Brüchigkeit des Eises und brechen auf Weihern und Seen durch die Eisdecke. Dabei geraten sie aufgrund der kalten Wassertemperaturen schnell in Lebensgefahr. Um solche Unfälle zu verhindern, bietet die DLRG, die neben dem Schwimmtraining auch für die Wasserrettung im Landkreis mit zuständig ist, das Eisregeltraining an. Theorie und Praxis wechseln sich dabei ab. Die Kinder bekommen nicht nur Erklärungen, sondern können auch aktiv an den Übungen teilnehmen. Dabei haben die Trainer neben dem "See", der aus den erwähnten Matten und einem bunten Tuch besteht, auch einen Kanister voller Eiswasser dabei, in den die Kinder ihre Hände halten können. Auf die Nachfrage von Alpers, wie das Eis sich denn anfühle, kommt von den Schülerinnen und Schülern ein gesammeltes "Kalt" zurück.
Die DLRG führt das Eisregeltraining auch an der Grundschule Lenggries und seit diesem Jahr an der Isardammschule Geretsried durch. An der Karl-Lederer-Schule findet das Training das vierte Jahr in Folge statt. Alpers und Meckesheimer, die alle zweiten Klassen nach und nach durch den Lehrgang führen, haben sich extra einen Tag dafür freigenommen. Ihnen gefällt die Arbeit mit den motivierten Kindern sehr. Und auch den Schülerinnen und Schülern bereitet das Training große Freude. Alle sind aufmerksam und ziehen bei den Übungen gut mit. Am Ende würden alle zusammen eigentlich noch ein Lied singen, doch hier macht die Pandemie der Gruppe einen Strich durch die Rechnung - an den Schulen herrscht Singverbot. Zum Abschied bekommt jedes Kind einen Flyer, auf dem alle Eisregeln noch einmal veranschaulicht werden, eine zusätzliche Broschüre und auch eine Tüte Gummibärchen. Ein Schüler ruft beim Rausgehen noch: "Sehen wir uns irgendwann mal wieder?". Vielleicht ja bei der Jugendgruppe der DLRG.