Unternehmensauszeichnung:Investition in Zukunftschancen

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Training für Ausbildung oder Arbeit: Bei Real Isarwinkel steht viel Praxis im Vordergrund. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Tölzer Rehazentrum Real Isarwinkel wird für seine berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen mit dem Nachhaltigkeitspreis des Wirtschaftsforums Oberland ausgezeichnet

Von Jana Roth, Bad Tölz

Der 17-jährige Joshua weiß schon, was er einmal werden möchte: Mediengestalter für Bild und Ton. Trotz vieler Bewerbungen und Praktika hat der Realschulabgänger aber keine Ausbildungsstelle gefunden. Der 18-jährige Maximilian hat seine Ausbildung zum Steuerfachangestellten wegen zu hoher psychischer Belastung abgebrochen. Über die Agentur für Arbeit sind beide zur "Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme" (BvB) des Rehazentrums Real Isarwinkel gekommen. Das Ziel der BvB ist es, junge Menschen unter 25 Jahren langfristig in Ausbildung und Arbeit zu vermitteln. Um der Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit entgegenzuwirken, wurde die Maßnahme vor 15 Jahren geschaffen. Real Isarwinkel hat ein Konzept entwickelt, das junge Menschen besonders fördert und qualifiziert. Dafür wurde die Einrichtung mit dem Nachhaltigkeitspreis des Wirtschaftsforums Oberland ausgezeichnet. Am Dienstag wird er in Holzkirchen übergeben.

Zwischen elf und 18 Monate bleiben die meisten Teilnehmer, bevor sie in ein festes Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis vermittelt werden. Viele Betriebe haben Bedenken, Jugendliche mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen einzustellen, sagt der Schlosser Hans Mürnseer, der seit 15 Jahren für BvB ausbildet. Durch die Vermittlerrolle der BvB würden diese Hemmnisse beseitigt. Vier Auszubildende hat er gerade, aber den Großteil vermittelt Mürnseer an Betriebe in der Umgebung. "Wir haben uns einen guten Ruf erarbeitet. Die Firmen kommen mittlerweile auf uns zu, wenn diese Lehrlinge oder Arbeitskräfte brauchen", sagt er.

Um passgenaue Ausbildungs- und Arbeitsplätze für sie zu finden, wird den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, ihre Stärken, Schwächen und Interessen zu erkennen und sich zu qualifizieren. Für Maximilian hat sich bestätigt, dass er lieber am Computer und mit Kunden arbeitet als in der Werkstatt. In der Bildungsmaßnahme werde das Schwergewicht auf Praxis- und Projektarbeit gelegt, erklärt die BvB-Praxisanleiterin und Psychologin Tanja Engelhart. "Erst so können die sozialen und fachlichen Kompetenzen wirklich festgestellt werden." Die Lehrer der internen Arbeitsbereiche - Lager und Handel, Schreinerei, Metallwerkstatt, Hotel und Hauswirtschaft - setzen verschiedene Projekte mit den Schülern um. Die Ideen entwickeln die Schüler oft selbst. In den Arbeitsbereichen spezialisieren sie ihre Kenntnisse. So organisieren die Schüler einen Stand beim Tölzer Weihnachtsmarkt von der Marktanalyse bis zum kundenfreundlichen Verkaufselbst.

Für Joshua ist die BvB eine sinnvolle Überbrückung. Im Bewerbungsprozess wird er von den Fachkräften unterstützt. Auch sein Stundenplan wird nach berufsrelevanten Inhalten und persönlichen Interessen aufgestellt. "Möglich ist die individuelle Betreuung nur durch die enge und intensive Zusammenarbeit zwischen den Lehrern, Sozialarbeitern, Psychologen und Teilnehmern," sagt Fachbereichsleiter Oliver Meier. Neben der Berufsfindung gehe es auch darum, den jungen Menschen Perspektive und Stabilität zu geben. Das mache die Nachhaltigkeit des Programms aus, so Meier.

Maximilian, der seine Ausbildung abgebrochen hat, ist nach eigener Darstellung ein sehr ehrgeiziger Mensch, der ungern Niederlagen erfährt. Aber die physischen und psychischen Auswirkung seien einfach zu groß gewesen. Die zusätzliche psychologische Betreuung helfe ihm nun, sagt der leidenschaftliche Fußballspieler, "bis ich wieder bereit zum Angriff bin".

© SZ vom 20.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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