Wolfratshausen:Unklare Gefahrenlage im Untermarkt 10

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Die historische Schusterwerkstatt gehört zu den Attraktionen des Heimatmuseums im Untermarkt 10. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Sorgen um Haus und Heimatmuseum sind groß. Ob sie berechtigt sind, bleibt jedoch offen.

Das Thema Untermarkt 10 schlägt in Wolfratshausen weiter hohe Wellen: In den Mauern der städtischen Immobilie wurden Schadstoffe gefunden. Bürger sorgen sich um Besucher und Mitarbeiter des Heimatmuseum im Obergeschoss. Ob die Ängste berechtigt sind, bleibt zunächst unklar: Offen ist nämlich, ob die Schadstoffe wirklich in die Luft übergegangen sind. Das wurde nicht gemessen.

Der Planer Anton Leitner hat das Sanierungskonzept kürzlich im Bauausschuss vorgestellt. Seitdem ist die Aufregung groß - nicht nur wegen der Kosten von mehr als einer Million Euro, die den vorher kolportierten Rahmen einer Instandsetzung des Gebäudes für eine Außenstelle des Rathauses weit überschreiten. Sondern vor allem wegen der Schadstoffbelastung, mit der Leitner die Notwendigkeit einer Grundsanierung begründet hat. Die in Wand und Boden des Erdgeschosses verbauten Teerbahnen enthalten mutmaßlich krebserregende so genannte policyclischen Kohlenwasserstoffe (PAK), die zum Teil die erlaubten Grenzwerte um das 59 000-fache überschreiten. Angeheizt wurde die Panik auch von CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl, der am Tag nach der Sitzung von "Gefahr in Verzug" gesprochen und Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) und der Verwaltung vorgeworfen hatte, diese nicht erkannt zu haben. Schließlich sei die Untersuchung schon seit einem Jahr bekannt. Ihm "fehlen die Worte", sagte Eibl, zumal die Schadstoffe in der Luft gemessen worden seien.

Woher der CSU-Sprecher das hat, ist jedoch unklar. Denn die Raumluft wurde den beteiligten Planern zufolge bislang nicht untersucht. Das Büro Leitner zog zur Bewertung die Analyse der Ingenieurgesellschaft Baustofftechnik und Begutachtung mbH (IBB) aus Fürstenfeldbruck heran, die bereits der Wolfratshauser Bauingenieur Robert Buxbaum im vergangenen Sommer in Auftrag gegeben hatte, um den Umbau der Räume für einen Bürgerladen zu prüfen. Man habe im Untermarkt 10 entnommene Materialproben auf PAK untersucht, bestätigt die IBB, und darin die genannten Überschreitungen der Grenzwerte festgestellt. Eine Raumluftanalyse im Gebäude sei jedoch nicht gemacht worden.

So bleibt die Frage nach der tatsächlichen Gefahr offen. Fachleuten zufolge sind die unter dem Putz gefundenen Bitumenbahnen in Altbauten üblich, die Schadstoffe im versiegelten Material gebunden. Bei einer so hohen Grenzwertüberschreitung könnte jedoch schon ein geringer Austritt zu einer Gesundheitsgefährdung führen. Dass ein Büro im Erdgeschoss damit nicht zu verantworten sei, hat Leitner bereits erklärt. Ob aber schon ein Betreten der Räume oder gar der Aufenthalt im Heimatmuseum gefährlich sind, könnte wohl nur eine Untersuchung der Luft zeigen.

© SZ vom 14.09.2016 / aip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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