Ungewöhnliche Liste:Sechs Frauen für Kochel

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Die 53-jährige Rosemarie Marksteiner will mit ihrer neuen Gruppierung Mitte in den Gemeinderat. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach ihrem Zerwürfnis mit der SPD hat Rosemarie Marksteiner die Gruppierung Mitte gegründet, die ganz ohne Männer bei der Kommunalwahl antreten will. Dafür braucht die Liste jedoch noch Unterschriften

Von Petra Schneider, Kochel am See

Mit der Männerquote sieht es bei der neuen Kochler Liste Mitte schlecht aus: Auf der von Rosemarie Marksteiner gegründeten Gruppierung treten ausschließlich Frauen an. Marksteiner war im Dezember überraschend aus der SPD-Fraktion ausgetreten, weil man ihr wegen interner Differenzen keinen Listenplatz mehr angeboten hatte. Sie habe "mehrere Angebote" von anderen Gruppierungen erhalten, sagt sie, darunter noch in der Dezembersitzung vom Zweiten Bürgermeister Thomas Eberl für die Unabhängige Wählergemeinschaft Kochel (UWK). Sie habe sich aber entschlossen, eine neue Gruppierung zu gründen. Schwerpunkte der Liste Mitte sollen die Themen Familie, Dorfgestaltung und Umwelt sein. Man stehe für "mitten im Leben, mittendrin und miteinander", sagt Marksteiner.

Bei der Aufstellungsversammlung wurden die sechs Kandidatinnen im Alter zwischen 44 und 53 Jahren, die auf der Liste mehrfach gesetzt sind, von den 19 Stimmberechtigten einstimmig per Blockabstimmung gewählt. Damit die neue Gruppierung zugelassen wird, sind allerdings 80 Unterstützerunterschriften nötig, die bis zum 3. Februar im Rathaus eingetragen werden können. Sollte das gelingen, wäre die Mitte in Kochel die achte Gruppierung, die bei der Kommunalwahl am 15. März für den Gemeinderat antritt.

Um eine solche Zersplitterung zu vermeiden, hatte sich Marksteiner im Vorfeld für eine fraktionsübergreifende Gemeinschaftsliste eingesetzt, die allerdings von den Freien Wählern im Zweiseenland und der SPD abgelehnt worden war. Auch diese Kontroverse hatte zum Bruch mit den Genossen geführt, für die Marksteiner als Parteifreie seit 2014 im Gemeinderat saß und noch bis zum Ende der Legislaturperiode fraktionsloses Mitglied bleibt.

Künftig könnte sie für die Mitte im Gemeinderat sitzen, denn die 53-jährige Betriebswirtin kandidiert auf Listenplatz eins. Ihr sei wichtig, dass die Frauenquote im Gemeinderat steige, sagt Marksteiner, die in München als Marketing Koordinatorin arbeitet und in Murnau Deutsch als Zweitsprache unterrichtet. Frauen stellten schließlich die Hälfte der Bevölkerung. Im 16-köpfigen Kochler Gemeinderat seien derzeit aber nur zwei weibliche Mitglieder vertreten.

Das Thema Jugend, Familie und Kinderbetreuung ist ein Schwerpunkt der Kandidatinnen, die allesamt Mütter sind. So will sich Carla Albers für einen Hort und eine "vernünftige Ferienbetreuung" einsetzen. Die Leiterin des Montessori Kinderhauses in Kochel schlägt ein neues Ortskonzept vor, das gemeinsam mit den Bürgern erarbeitet werden solle. Sie sei traurig, "dass unser schöner Ort immer verlassener aussieht", sagt sie.

Sonja Mayer will sich für einen "ökologisch sinnvollen Umgang mit dem öffentlichen Grün, der Natur und unseren Lebensgrundlagen" einsetzen - ein Thema, das auch Kristin Woy und Sandra Wustmann wichtig ist. "Neu zugezogene und ausländische Familien" in der Gemeinde gut zu integrieren - dabei wolle sie helfen, sagt Dorota Koper-Emde.

Liste: 1. Rosemarie Marksteiner, 53, Betriebswirtin. 2. Carla Albers, 51, Geschäftsführende Hausleitung Montessori Kinderhaus. 3. Sonja Mayer, 52, Landschaftsarchitektin. 4. Kristin Woy, 44, Physiotherapeutin. 5. Dorota Koper-Emde, 47, promovierte Chemikerin. 6. Sandra Wustmann, 45, Online Marketing Managerin.

© SZ vom 24.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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