Unbeliebter CSU-Vorschlag :Wohnraum contra Minigolfplatz

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Die CSU möchte an der Wackersberger Straße Wohnraum schaffen. (Foto: hawo)

Der Tölzer Stadtrat lehnt eine Bebauung auf dem früheren Tennisplatz-Areal ab und favorisiert eine touristische Nutzung

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Eine Familie, die ein Grundstück sucht, um ein Eigenheim zu bauen, hat in Bad Tölz so gut wie keine Chance. Der Markt ist leergefegt, es gibt derzeit keine Bauflächen für Einfamilienhäuser. Daran ändert sich auch nach der Sitzung des Stadtrats am Dienstag nichts. Das Gremium lehnte es mehrheitlich ab, dafür das 2000 Quadratmeter große Areal an der Königsdorfer Straße zu verkaufen, auf dem sich früher Tennisplätze befanden und noch immer das marode Klubhaus steht. Stattdessen soll das Gelände touristisch oder jedenfalls öffentlich genutzt werden.

Kämmerer Hermann Forster warb nachdrücklich dafür, die Wiese zwischen der Königsdorfer Straße und der Isar in Bauparzellen umzuwandeln. Die Stadt habe sich die Rückkehr zum Sozialwohnungsbau vorgenommen, ebenso eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber, sagte er. Man müsse aber auch Wohnraum für Familien schaffen. Im Liegenschaftsamt sind nach seinen Angaben momentan 23 Tölzer und 14 auswärtige Familien registriert, die Interesse an Bauland mit 450 bis 550 Quadratmetern Fläche angemeldet haben. Die Stadt möchte die Grundstücke für 440 Euro pro Quadratmeter verkaufen, der Durchschnittswert liegt für diese Zone bei 490 Euro. Den Abschlag von etwa zehn Prozent begründete Forster damit, dass die Parzellen direkt an einer viel befahrenen Straße liegen. Zudem sei ein Neubau wegen der Grundwassersituation nahe der Isar nicht einfach zu errichten, sagte er. Als Vorteil listete er auf, dass der Ausblick auf den Fluss wegen des Hochwasserdamms nicht verbaut werden kann. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf will die Stadt laut Forster ihre Rücklagen aufstocken.

Die meisten Stadträte lehnten das ab. Für Margot Kirste (FWG) gäbe die Stadt ein "Filet-Grundstück" her, auf dem sie ein Naherholungsgebiet für Tölzer und Gäste schaffen könnte. Ihr Fraktionskollege Martin Harrer schlug auf dem Areal einen Minigolfplatz vor. Er verwies darauf, dass im Rathaus die Bewerbung der Betreiberin einer solchen Anlage in Kreuth vorliegt - was Bürgermeister Josef Janker (CSU) bestätigte. Die Frau wollte den Platz in Tölz mindestens zwei Jahre lang betreiben, sagte Harrer. Für Forster ist dies eine "Fantasterei". Dafür gebe es auf dem Gelände keine Infrastruktur. Für Jürgen Renner (SPD) sind Einfamilienhäuser in zentraler Lage "kein Modell für die Zukunft". Die könne man am Stadtrand bauen, sagte er. Auch Andrea Grundhuber (Grüne) plädierte für eine "touristisch-öffentliche Nutzung". Wie diese aussehen soll, möge man "der nachfolgenden Generation überlassen".

Mit Ausnahme von Josef Steigenberger stimmte nur die CSU für Bauparzellen an der Königsdorfer Straße, zudem noch Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG). Die Stadträte Christof Botzenhart und Ingo Mehner warnten davor, leistungsstarke Familien in Tölz zu vernachlässigen. Ihnen zu erklären, sie könnten nicht bauen, weil die Stadt einen Minigolfplatz brauche, sei "blanker Hohn gegenüber einer ganzen Generation", sagte Mehner. Minigolf, vielleicht ein Biergarten, etwas anderes - Josef Gerg war all dies viel zu vage. "Wenn man sagt, wir müssen das Grundstück behalten für irgendwas, dann frage ich: Ja, für was denn?" Kurdirektorin Brita Hohenreiter zeigte sich ebenfalls skeptisch ob einer touristischen Nutzung des Areals. Ein neues Hotel sei dort nicht möglich, sagte sie. Und für einen Minigolfplatz gebe es bessere Standorte in Tölz. Zum Beispiel den Kurpark.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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