Umweltreferentin:"Mit vielen kleinen Schritten"

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Christine Mair ist zum ersten Mal in den Münsinger Gemeinderat gewählt worden. Und sie ist erste Umweltreferentin. Die 49-Jährige ist Biobäuerin. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Christine Mair, erste Umweltreferentin des Münsinger Gemeinderats, lehnt die geplante Umgehungsstraße ab. Stattdessen plädiert sie für eine Umleitung des Schwerlastverkehrs, Shuttle-Busse und den Ausbau von Radwegen

Interview von Benjamin Engel, Münsing

Christine Mair (Wählergruppe Münsing) bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann den Loth Hof in Münsing rein biologisch. Vor einem Jahr wurde sie erstmals in den Gemeinderat gewählt und ist erste Umweltreferentin in Münsing. Im Gespräch mit der SZ äußert sich die 49-jährigen Mutter von fünf Kindern über ihre Erfahrungen in der Politik, die Umgehungsstraßen-Debatte in Münsing und ihre Ziele für die Zukunft.

SZ: Frau Mair, welche Bilanz ziehen Sie für sich selbst nach einem Jahr Kommunalpolitik?

Christine Mair: Ich bin an meine Aufgabe ganz naiv rangegangen. Ich habe einfach das Bauchgefühl gehabt, wir bräuchten einen Umweltreferenten in Münsing. Das habe ich dann dem Bürgermeister (Michael Grasl, Anm. d. Red.) vorgeschlagen, und er hat das sehr gut aufgenommen. Aus meiner Sicht bin ich noch ein Polit-Anfänger. Manche sagen, die notwendige Erfahrung hat ein Rat erst in der zweiten Amtsperiode.

Erfahrung wäre aber nötig, zum Beispiel in der Umgehungsstraßen-Debatte. Münsing sieht sich von Schwerlastverkehr belastet. In einer Sondersitzung zu Jahresbeginn hat der Rat festgelegt, Umgehungsvarianten bei Münsing, Degerndorf und St. Heinrich zu prüfen.

Große Straßen ziehen immer mehr Verkehr an. Eine Ostumfahrung bei Münsing und eine Westumfahrung bei Degerndorf möchte ich überhaupt nicht. Lieber ist mir, wir machen erst einmal gar nichts. Gerade erst ist die Kreisstraße TÖL 17 (sie führt von Wolfratshausen nach Degerndorf, Anm. d. Red.) unter der Garmischer Autobahn tiefer gelegt worden. Wir sollten den Schwerlastverkehr über diese Route umleiten. Dann wäre der Hauptort Münsing entlastet. Dann müssen wir abwarten, was passiert. Wenn es nicht funktioniert, könnte ich mir auch eine Tonnagebeschränkung auf der Degerndorfer Straße vorstellen. Dann wären die Lastwagen gezwungen, über die TÖL 17 zu fahren.

Und der Ausflugsverkehr?

Wir sollten die Beschilderung an der Garmischer Autobahn ändern. Im Moment landen viele, die bei der Ausfahrt Münsing abfahren, in Ammerland am Starnberger See und damit an einer gesperrten Seeuferstraße. Über die Ausfahrt bei St. Heinrich wäre das Erholungsgelände besser zu erreichen. Dann müsste man natürlich dort über eine Umfahrung nachdenken. Zum Erholungsgelände in Ambach könnte ich mir aber auch einen Shuttle-Service mit Bussen von der Wolfratshauser S-Bahn gut vorstellen.

Auf einer Wiese vor dem Sportzentrum am Hartlweg soll ein neuer Parkplatz mit 50 Stellplätzen entstehen. Ist das ökologisch sinnvoll?

An gewissen Wochenenden ist alles zugeparkt. Es ist nie schön, dass wir so viel Infrastruktur für das Auto bauen. Der Parkplatz soll aber mit Bäumen bepflanzt und nicht geteert werden. Langfristig müssen wir aber schauen, dass das Fahrrad als Fortbewegungsmittel attraktiver wird. Jeder macht Sport. Da könnten auch viel mehr mit dem Rad zum Sportplatz hinaus fahren. Es ist mir ein Anliegen, dass das Fahrradwegenetz in der Gemeinde ausgebaut wird. Toll wäre eine Verbindung zwischen Münsing und Weipertshausen und weiter nach Allmannshausen.

Mobilität ist in Sachen Energiewende ein wichtiger Faktor.

Die Gemeinde sollte mit gutem Beispiel vorangehen. Die Gemeindeverwaltung sollte sich nach Austausch des Dienstfahrzeuges ein Elektroauto zulegen und eine Stromtankstelle einrichten. Über die Gemeinde-Homepage könnten wir eine Mitfahrzentrale aufbauen. Dann könnten sich die Anwohner vernetzen, um Kinder abzuholen oder auch für andere Gelegenheiten. Die Verwaltung könnte sich auch flexibler bei Bebauungsplänen zeigen und abweichende Dachformen zulassen, so dass vermehrt Niedrigenergiehäuser gebaut werden können. Das sind zwar nur kleine Schritte. Aber irgendwo muss man ja anfangen. Beim Energiesparen ist generell viel Luft nach oben.

Inwiefern?

Beispielsweise schon, indem man lange Wege vermeidet. Das fängt schon beim Einkaufen an. Viele Lebensmittel kann man direkt beim Erzeuger vor Ort einkaufen, statt lange Autofahrten zu unternehmen. Regionale Lebensmittel sollten eine größere Rolle spielen. Der Träger Rotes Kreuz lässt das Essen für die Mittagsbetreuung an unserer Grundschule in Nordrhein-Westfalen kochen. Das wird dann eingefroren hierher transportiert und aufgewärmt. Das sollte lieber regional organisiert sein.

Wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte als Umweltreferentin?

Mir liegt am Herzen, dass die bäuerliche, eher kleinteilige Landwirtschaft erhalten bleibt. Die Gemeinde sollte die Bauern und Betriebe unterstützen, die naturnah und umweltbewusst arbeiten. Wir Landwirte sind auch Landschaftspfleger. Unsere wunderschöne Kulturlandschaft möchte ich davor bewahren, zur Agrarwüste zu werden. Die wichtigsten Ressourcen wie Wasser und Boden gilt es zu schützen. Wir sollten noch offene Baulücken in den Dörfern nutzen, damit junge Familien hier bleiben können. Damit wird auch die Landschaft nicht so zersiedelt. Wichtig ist mir ebenso die Jugendarbeit. Umweltbildung spielt eine große Rolle. In diesem Bereich leistet der Gartenbauverein mit unserer Grundschule und den Kindergärten bereits viel. Ich will mich mit den Vereinen mehr vernetzen. Auch das Wissen der älteren Generation sollte nicht verloren gehen. Die Jugend sollte an die Natur herangeführt werden und sich ihres Wertes bewusst werden.

Welche Ziele möchten Sie bis zum Ende der Amtsperiode in fünf Jahren erreicht haben?

Das ist schwierig. Als Landwirtin bin ich es gewohnt , einen Plan zu erstellen und diesen dann umzusetzen. Die Verwaltungsmaximen waren mir fremd. In der Politik muss ich Mehrheiten finden, um Projekte umsetzen zu können. In Münsing wäre es aber schön, einen Naturlehrpfad einzurichten. Dieser könnte touristischen Zwecken dienen und vor allem unseren Kindern und jungen Familien die Natur nahe bringen. Mit vielen kleinen Schritten lässt sich viel erreichen.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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