Umstrittene Baumfällaktion:"Wie in einem schlechten Wildwestfilm"

Lesezeit: 1 min

Die Empörung war groß, als die Oberbayerische Heimstätte riesige Föhren fällte - jetzt wehrt sich das Unternehmen gegen die Vorwürfe.

Wolfgang Schäl

Die Oberbayerische Heimstätte Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft mbH, die am Mittwoch mit einer Baumfällaktion in der Farcheter Anemonenstraße erhebliche Aufregung ausgelöst hat, weist die von Stadträten und Anliegern erhobenen Vorwürfe von sich. In einer schriftlichen Erklärung beruft sich das Unternehmen auf seine Verkehrssicherungspflichten, die "im Verstoßfall sehr schwer wiegen". Man sei gehalten, jegliche Gefahr für die Bewohner abzuwehren, heißt es in der Stellungnahme.

Baumfällaktionen wie in der Anemonenstraße findet Wolfratshausens Bürgermeister nicht akzeptabel. (Foto: Bernhard Lohr)

Die Baumfällaktion ist aus Sicht des Unternehmens deshalb "unumgänglich" gewesen, einer Genehmigung habe es auch gar nicht bedurft. Schließlich habe die Stadt keine Baumschutzverordnung. Und mögliche Auflagen aus dem Bundesnaturschutzgesetz, die Vogelbrutstätten betreffen, seien erst nach dem 1. März zu berücksichtigen. Die Gesellschaft stellt somit fest: "Gegen gesetzliche Auflagen wurde nicht verstoßen."

Die Heimstätten gGmbh bestreitet, dass es überhaupt "massive, lautstarke Proteste" gegeben hat. Einige Anwohner hätten sogar angefragt, ob nicht weitere Bäume gefällt werden könnten, weil die Föhren Wohnungen verschatteten. Dies habe man "mit Blick auf Erhaltung des verbliebenen Baumbestandes" aber abgelehnt.

Ohnehin gibt es für Geschäftsführer Michael Zaigler nur einen einzigen Mieter, "der sich seit Jahren vehement gegen alle Maßnahmen wehrt, die die Oberbayerische Heimstätte als Eigentümer und Vermieter der Wohnanlagen unternimmt und zu tun verpflichtet ist " - gemeint ist Michael Röttig, der Bruder des ehemaligen Chefs der Kulturbühne "Hinterhalt", Matthias Röttig. Darüber hinausgehende mündliche Erklärungen wollte das Unternehmen nicht abgeben.

Michael Röttig wiederum ist nach eigener Aussage noch am gestrigen Donnerstag gegen 10 Uhr bei dem Versuch, das Resultat der Rodung zu fotografieren, von den Holzarbeitern tätlich angegriffen und zu Boden gestoßen worden. Er habe den ganzen Tag starke Kopfschmerzen verspürt, sein Handy und seine Digitalkamera seien jetzt verschwunden, versichert Röttig. Er habe sich gefühlt, "wie in einem schlechten Wildwestfilm".

Auch CSU-Fraktionssprecher Manfred Fleischer zeigte sich gestern noch fassungslos über das Verhalten der Baugesellschaft, auch was deren Umgang mit Bewohnern betrifft. Ein Drittel der Wohnungen stehe schon längst leer, man habe den Eindruck, dass die Mieter herausgemobbt werden sollten.

Das Vorgehen des Holzfällertrupps am Mittwoch grenzt für Fleischer an versuchte Körperverletzung- denn die Bäum e seien in unmittelbarer Nähe der Protestierer abgesägt worden. Das sei "ein beispielloser Skandal" und ein "Terror gegen Menschen". Eine Baumschutzverordnung hält Fleischer gleichwohl für wenig sinnvoll. Dies sei kaum praktikabel, sagt er mit Blick auf Erfahrungen, die man damit in München gemacht habe.

© SZ vom 25.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: