Geretsried: Aus für Spa-Anlage:Ein großer Wurf von zwölf Millionen Euro

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Mit dem größten Grundstückscoup der Stadtgeschichte sichert sich Geretsried zwei Areale. Eins davon liegt allerdings auf Wolfratshauser Flur. Bürgermeister Forster reagiert irritiert.

Bernhard Lohr

Die Stadt Geretsried hat für zwölf Millionen Euro Grundstücke gekauft. Eines ist für das Wellnessbad Spaladin vorgesehen, ein weiteres liegt in Gelting, aber auf Wolfratshauser Flur. Für den größten Grundstücksdeal in der Stadtgeschichte wurde ein Nachtragshaushalt notwendig. Der Stadtrat hat ihn am Dienstagabend einstimmig gebilligt; er sieht außerordentliche Kredite in Höhe von zehn Millionen Euro vor.

Konkrete Vorstellungen, was auf den 19 Hektar großen Flächen passieren könnte, gibt es offenbar nicht. Wolfratshausens Bürgermeister Helmut Forster zeigte sich irritiert über den Vorgang. Vielleicht hätte man vorher mal darüber reden sollen, sagte er am Mittwoch.

Seit Jahren ist eine der spannendsten Fragen in und um Geretsried, was aus dem Gut Buchberg und seinen rund 87 Hektar großen Flächen wird. Eigentümerin Anneliese Schönhuber will die weitgehend nicht genutzten Grundstücke verkaufen. Als der saudische Scheich Adnan Zainy mit seinem Wellnessbad nach dem Vorbild von "Tausend und einer Nacht" auf den Plan trat, war das der bis dahin spektakulärste Interessent.

Zum anderen war es aber auch einer, der es zunächst ernst meinte. Die Stadt passte nach einem Bürgerentscheid, den die Spaladin-Befürworter deutlich gewannen, die Bauleitplanung an. Die Baugenehmigung wurde erteilt, doch seitdem ist von Scheich Zainy nichts mehr zu hören. Das Projektbüro Newmen-Consult vertröstete stets aufs Neue, es würden Finanzpartner gesucht.

Jedenfalls lief so eine Kaufoption aus, die Schönhuber der Spaladin-Gesellschaft eingeräumt hatte. Schönhuber bestätigte am Mittwoch, Bedenken, das Spaladin könnte scheitern, hätten sie zum Verkauf an die Stadt bewegt.

Als Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) erfuhr, dass Schönhuber anderweitig verkaufen wolle, griff sie beherzt zum Telefon und das Geschäft kam in Gang. Anfang August hätten die Verhandlungen begonnen, sagte Irmer am Mittwoch bei einem Pressegespräch im Rathaus, an dem auch ihre Stellvertreter Gerhard Meinl (CSU) und Robert Lug (Freie Wähler) teilnahmen. Am Mittwoch voriger Woche sei beim Notar alles besiegelt worden.

Irmer erklärte, alle Beschlüsse zum Kauf und zur Kreditaufnahme seien in den Stadtratsgremien einstimmig gefallen. Schönhuber sagte: "Jetzt ist das Grundstück in guten Händen." Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat Schönhuber der Stadt auch ein Vorkaufsrecht auf weitere 50 Hektar aus dem Eigentum des Gutes zugesichert. Auch hat sie sich nach Aussage von Meinl verpflichtet, dem möglichen Bau der S-Bahn, der das Gebiet des Gutes berührt, keine Steine in den Weg zu legen.

Das Verhältnis der Stadt zu den Spaladin-Planern ist derzeit distanziert. Irmer sagte, die Stadt stehe mit diesen nicht in Kontakt. Meinl zweifelte an, dass das Wellnessbad noch gebaut wird. Er sieht eine große Hürde darin, dass die Spaladin-Gesellschaft laut Durchführungsvertrag mit der Stadt eine Rückbau-Bürgschaft vorlegen muss. Mit dieser soll garantiert werden, dass am Ende keine Bauruine stehen bleibt, falls den Investoren die Luft ausgeht.

Zumindest bis ins Frühjahr 2013 ist das Spaladin eine Option, mit der zu rechnen ist. So lange ist die Stadt an vertragliche Fristen gebunden. Irmer sagte, dann könnte auf dem 12,7 Hektar großen Areal anderes passieren, etwa das Gewerbegebiet Gelting erweitert werden. Was aus den anderen 6,4 Hektar landwirtschaftlicher Fläche wird, liegt im Ermessen Wolfratshausens. Dessen Bürgermeister Forster schloss am Mittwoch nichts aus. Wer aber interkommunale Zusammenarbeit einfordere, sagte er, müsse selbst einen Beitrag leisten.

© SZ vom 29.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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