Treffen in Ebenhausen geplant:Mütter mischen sich ein

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Im Isartal haben sich Frauen zu einer Initiativgruppe zusammengetan, die sich gegen Ungleichbehandlung in der Rentenberechnung wehrt. Früher waren einige von ihnen als "Grüne Minnas" kabarettistisch aktiv

Von Felicitas Amler

Frauenkabarett in den Achtzigern: Zwei der "Grünen Minnas", Hannelore Greiner und Christine Noisser, mit dem Sketch "Heute kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinem Wahlprogramm". (Foto: Privat) (Foto: N/A)

Vor 30, 40 oder 50 Jahren haben sie ihre Kinder aufgezogen und mussten dafür meist ihren Beruf aufgeben: Jene Frauen, die jetzt mit einer viel kleineren Rente abgespeist werden sollen als ihre Geschlechtsgenossinnen, die nach dem Jahr 1992 Mütter wurden. Vielerorts wird dagegen protestiert, große Verbände wie der VdK oder der Deutsche Frauenrat wehren sich gegen die Benachteiligung der älteren Mütter bei der Rentenberechnung nach Erziehungsjahren. Im Isartal hat sich zu diesem Thema jetzt eine Initiative von Frauen zusammengefunden, die einander fast alle schon aus einem früheren Engagement kennen: Als Frauenkabarett "Die Grünen Minnas" sind sie in den 80er Jahren getingelt - in und um Icking, Schäftlarn, Wolfratshausen und Geretsried, in München und am Ende sogar bis Sachsen.

Hannelore Greiner ist eine von ihnen. Die 76-Jährige, die 42 Jahre lang als Lehrerin gearbeitet hat, erinnert sich: Kinderbetreuung in der öffentlichen Hand - das war in den Sechzigern ein Fremdwort. Wenn man so etwas forderte, "handelte man sich nur Hohn und Spott ein". In Icking, wo die Lehrerin lebte, habe sie damals mit anderen Müttern um einen Kindergarten gekämpft - und wurde dafür ausgelacht. Greiner hat weitergearbeitet und hat auch eine Kinderbetreuung gefunden: "In Ebenhausen, und auch dort gab es nur einen privaten Kindergarten, keinen öffentlichen."

Erlebnisse wie diese, die Benachteiligung von Frauen im allgemeinen, Umweltzerstörung, Aufrüstung, Atomkraft - es gab vieles, wogegen die Frauen aus dem Isartal protestierten. Sie gründeten nach Tschernobyl eine Gruppe "Mütter gegen Atomkraft", und sie suchten sich eine Bühne für ihr politisches Engagement. Auf einem Vorstellungsblatt der "Grünen Minnas" kann man nachlesen, dass sie "natürlich" fast alle Hausfrauen waren. "Hintergrund: 16 Kinder, Ehe- und andere Männer, betagte Eltern, Hunde, Katzen und anderes Getier, Grünzeug aller Art."

Anfang der Neunziger Jahre löste sich die Frauen-Kabarettgruppe auf. Und nun, da sie ja längst Großmütter seien, wie Greiner sagt, ärgern sie sich wieder über eine politische Entwicklung. Sie engagieren sich für eine gerechte Mütterrente. Barbara Wanderer, 70, Körper-Psychotherapeutin aus Schäftlarn, will damit etwas gegen die Ohnmacht setzen, die viele Menschen heute der Politik gegenüber empfänden. Ihre Mitstreiterin Helga Schneider, 70, ist Rentnerin und lebt in Geretsried. Sie hat drei Kinder - alle vor 1992 geboren - und ist damit persönlich von der Rentenungleichbehandlung betroffen. Das sei aber nicht das Motiv für ihren Protest: "Es ist grundsätzlich ein Unrecht", sagt sie. Und sie kenne durchaus Frauen, die auf die höhere Rente angewiesen wären.

Der Text, mit dem sich "Die Grünen Minnas" seinerzeit vorstellten, passt heute so gut wie damals: "Wir hoffen, dass es uns gelingt, auch andere zu motivieren, sich mit Mut und Phantasie einzumischen, wo immer sie es politisch und menschlich für notwendig halten."

Die Initiativgruppe Isartal lädt Interessierte zu einem Gespräch über die Mütterrente: Samstag, 13. Juli, 10.30 Uhr, Gasthof Zur Post, Ebenhausen. Kontakt: Barbara Wanderer, Telefon 08178/42 17.

© SZ vom 06.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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