Tölzer Stadtbüchereien:Sozialer Treff statt Literatur "to go"

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Nach der Corona-Zwangspause hofft das Bilbiotheksteam auf eine Rückkehr zum Normalbetrieb

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Stadtbibliothek und die Kurbücherei in Bad Tölz sind nicht bloß Anlaufstellen, wo sich der Kunde schnell ein Buch ausleiht oder zurückgibt. Beide Einrichtungen haben sich auch längst zu soziale Treffpunkten entwickelt, wo man unter Menschen ist, ein wenig plaudert, auch mal einen Kaffee trinkt. Das fehlte in den vergangenen Wochen, als wegen der Kontaktsperren in der Corona-Pandemie geschlossen war. "Die jetzige Situation hat man auch in unseren Stadtbüchereien stark gespürt", sagte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) im städtischen Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats. Die Mitarbeiter hätten jedoch schnell reagiert und die Zwangspause gut überbrückt.

"Wir sind froh, dass wir vergangenen Dienstag wieder öffnen konnten", sagte Irina Schwindt, stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei. Während der Schließung bot die Tölzer Bibliothek die Möglichkeit, deutschsprachige Medien online auszuleihen. Ansonsten wurden die Fristen für die Rückgabe automatisch verlängert, Mahngebühren fielen nicht an. Die Reihe "Bilderbuchkino" für Kinder im Vorschulalter wurde ebenfalls online fortgesetzt. Außerdem gab es vor beiden Büchereien ein Regal, wo man Literatur quasi "to go" bekam.

"Ich hoffe, dass wir irgendwann Corona überstehen, und dann haben wir es wieder so wie früher", meinte Schwindt.

2019 ging die Zahl der Ausleihen in den zwei Tölzer Büchereien um rund neun Prozent auf insgesamt 152 921 zurück. Dies lag allerdings nicht daran, dass die Kunden weniger lesefreudig gewesen wären. Der Grund war vielmehr, dass die Stadtbibliothek drei Wochen lang wegen Sanierungsarbeiten für den Brandschutz zugesperrt war. Romane und Sachliteratur, Kinder- und Jugendbücher, CD und DvD, Konsolenspiele und Zeitschriften: 2102 Nutzer aller Altersgruppen griffen voriges Jahr auf insgesamt 43 281 Medien zurück. Die beiden Büchereien wurden gut 73 000-mal besucht, die Kurbücherei davon 5380-mal.

Daneben gab es 20 Veranstaltungen für Erwachsene, 16 für Kinder. Eine Besonderheit im Programm der Büchereien war das "Stadtlesen": Mit Sesseln, Sitzkissen und Hängematten wurde die Tölzer Fußgängerzone im Juli in einen großen Freiluft-Lesesaal verwandelt. Zu den Höhepunkten zählte Schwindt außerdem die zwei "Nächte der Bibliothek" und die Thomas-Mann-Veranstaltungen mit Dirk Heißerer, die "überraschend gut abgenommen" worden seien. Überdies gab es 19 Ausstellungen in der Stadtbibliothek. Und alle sechs Wochen treffen sich 18 bis 25 Mitglieder des Kreises "Literatur im Café", um über ein Buch zu diskutieren.

Eine wachsende Nachfrage verzeichnet die Tölzer Stadtbücherei, die zum Verbund "Biblioplus digital" gehört, nach digitalen Medien. "Ich muss sagen, der Bestand boomt," formulierte Schwindt. Insgesamt seien 11 845 E-Medien im vergangenen Jahr ausgeliehen worden, dies sei ein Plus von etwa zehn Prozent. Dagegen soll das Angebot an Zeitschriften reduziert werden. Auf Nachfrage von Ulrike Bomhard (FWG), welche Periodika gestrichen werden, erwidert Schwindt, dass es sich um kaum ausgeliehene Fachblätter für Snowboard, Games oder auch Eltern handle. In diesem Jahr ist geplant, mehr Tablets anzuschaffen. Das Budget von 350 000 Euro haben Bücherei-Leiterin Melanie Sappl und ihr Team um knapp 22 000 Euro unterschritten. Eingespart wurde vor allem an den Personalkosten.

© SZ vom 18.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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