Tölzer Prügel:Packt den Zirkel weg!

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Weitaus weniger süß als ein Palatschinken schmeckt vielen Kommunen im Landkreis eine weitere Grenzlinie, die der Großraumzulage...

Kolumne von Florian Zick

Mit Grenzen ist es immer so eine Sache - und da muss man gar nicht mal an die Mauern oder den Stacheldraht zwischen einzelnen Staaten denken. In Augsburg zum Beispiel: Da gibt es das Friedensfest, einen zusätzlichen Feiertag, an dem die Augsburger, aber eben auch nur die Augsburger freihaben. Wer einen Meter vor der Stadtgrenze wohnt, der hat von diesem besonderen Tag nichts. Bei einer Stadt, die ziemlich stark ins Umland ausfranst, bedeutet das für manche Nachbarn, dass links vom Gartenzaun ausgeschlafen und rechts davon ganz normal früh aufgestanden wird.

Auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es solche Grenzen. Man muss nur den Maibaum-Äquator ungefähr auf Höhe von Königsdorf nehmen. Nördlich davon sind die Bäume noch weiß-blau, südlich davon naturfarben. Und am Kochelsee gibt es offenbar eine Pfannkuchen-Grenze, jenseits von der man in den Wirtshäusern lieber von Palatschinken spricht.

Weitaus weniger süß als ein Palatschinken schmeckt vielen Kommunen im Landkreis eine weitere Grenzlinie, die kürzlich der Kommunale Arbeitgeberverband eingezogen hat. Sechs Städte und Gemeinden aus dem nördlichen Landkreis gehören dessen Definition nach nun dem Großraum München an. Dort können die Bürgermeister den Rathaus-Bediensteten nun eine Zulage zahlen, um im Wettstreit um kluge Köpfe überhaupt noch eine Chance zu haben. Denn wenn man in der Gegend um Regensburg tarifmäßig genauso viel Geld bekommt wie im Raum München, man dort aber ein Vielfaches an Miete abdrückt - dann sind die Kommunen hier doch deutlich im Nachteil.

Auch diese Grenze verläuft nördlich von Königsdorf, ganz ähnlich wie der Maibaum-Äquator. Das Kriterium wirkt aber doch arg unüberlegt. Denn natürlich sind auch in Königsdorf oder südlich davon die Lebenshaltungskosten höher als anderswo in Bayern. Statt also einfach mit dem Zirkel einen Kreis um München zu ziehen, innerhalb von dem die sogenannte Großraumzulage gezahlt werden darf, könnte man auch einfach den durchschnittlichen Mietpreis heranziehen. Ist ein bestimmter Wert überschritten, könnten Erzieherinnen, Bauhofmitarbeiter oder Verwaltungsangestellte einen kleinen Obulus bekommen - egal ob das teure Fleckchen Erde im Großraum München liegt oder anderswo in Bayern.

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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