Tölzer Prügel:Neuer Staffellauf zur Energiewende

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Die olympischen Spiele erinnern an den Umgang mit der Energiewende hierzulande...

Von Klaus Schieder

Da gerade die Olympischen Spiele laufen: Irgendwie hat das mit den deutschen Goldmedaillenkandidat*innen, die mit medialem Tamtam schon vorher aufs Treppchen gehoben werden, noch nicht so recht hingehauen - die besten Sportler waren bislang Dressurpferde. Aber das ist auch verständlich, denn im Schwimmbecken war das Wasser ein wenig zu warm, beim Fechten das Licht zu funzelig, der Lauf zu ungewohnt später oder früher Stunde, das Badezimmer zu eng, das Essen im olympischen Dorf allzu igitt. Das erinnert an den Umgang mit der Energiewende hierzulande. Da feiern die Kommune ja auch gerne jede neue E-Ladesäule am liebsten mit Enthüllung und Banddurchschneiden, aber den Zielen humpelt man hinterher wie "Team D" in Tokio. Und stets gibt es ein Argument, warum es nicht so recht vorangehen kann: Die Windkraftanlagen sind lauter als Autobahnen, die Biomassekraftwerke stoßen ja noch mehr Treibhausgase aus, die großen Solarfelder verschandeln jedes Landschaftsbild. Igittigitt, sozusagen.

Vor diesem Dilemma standen jetzt auch die Tölzer Stadträte im Bauausschuss. Die Kurstadt hält sich ja einiges zugute, was die Energiewende anbelangt. Schon vor Jahren wurde ein großes Photovoltaikfeld im Gewerbegebiet Farchet in Betrieb genommen, die Stadtwerke liefern puren Ökostrom und stampfen eine E-Zapfsäule nach der anderen aus dem Boden. Aber nun kommt plötzlich die Nachbargemeinde Greiling daher und will direkt am östlichen Stadtrand - im Eck zwischen Lettenholzschule und Flugplatz - einen 2,6 Hektar großen Solarpark bauen. Herrje, wie sieht denn das aus! So geht's natürlich nicht. "Dreist" sei der Greilinger Plan, hieß es im Bauausschuss. Könnte ja ein Gast, der nach Bad Tölz hineinfährt, den stillen Verdacht hegen, die Stadt hätte etwas mit Energiewende am Hut.

Immerhin gibt es noch CSU-Fraktionssprecher René Mühlberger, der eine höchst interessante Idee vortrug. Seine erster Gedanke sei gewesen, das große Solarfeld mit einer hohen Windkraftanlage "zu kontern", sagte er. Über den Standort äußerte er sich leider nicht. Am besten wäre es südlich der Flinthöhe, wo das Windrad dann auch die Gaißacher in Schwung bringt, die mit einer Biomassekraftwerk antworten könnten, die vielleicht bis nach Lenggries stinkt, wo man womöglich über Geothermiebohrungen an der Grenze zur Jachenau nachdenkt. Und so kommt es am Ende gar noch zu jenem Pumpspeicherwerk am Jochberg, das 2014 gestoppt wurde. Auf jeden Fall aber zu einem halbwegs rechtzeitigen Zieleinlauf, was die Energiewende 2035 betrifft.

© SZ vom 02.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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