Tölzer Prügel:Kolossaler Fehlgriff

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Icking setzt sich ein eigenwilliges Denkmal

Kolumne von Florian Zick

Paris hat den Eiffelturm, Rom das Kolosseum, München die Frauenkirche - und Icking? Na ja, Icking hat halt den Riesen-Supermarkt. Man kann sich's ja nicht immer aussuchen, was zum Wahrzeichen des Ortes erkoren wird. Obwohl! Horchen wie diesem letzten Satz noch einmal kurz nach. Doch! Eigentlich hat man als Gemeinde sehr wohl Einfluss darauf, was als Herzstück des Ortes gesehen wird.

In Icking wird das künftig wohl der neue Rewe-Supermarkt in der Ortsmitte sein, der im August dort eröffnen soll. Ein von den Maßen her wirklich pompöses Bauwerk, das aufgrund seiner Holzfassade unter den Ickinger Bürgern schon jetzt wahlweise nur noch als "Scheune", "Stadl" oder wegen des mächtigen Erscheinungsbildes auch einfach nur als "Riesentrumm" firmiert.

Ortsfremde, die auf der Durchgangsstraße an der Großbaustelle vorbeikommen, wundern sich, was da für ein Koloss entsteht. Ein nachvollziehbarer Tipp wäre: eine neue Feuerwehrzentrale. Die Grundmauern reichen schließlich so bedrückend nah an die Straße heran, da denkt man sich: Dafür muss es einen Grund geben, da müssen bestimmt Einsatzfahrzeuge schnell auf die Straße fahren und eilig davondüsen können. Aber nein. Was da im Ickinger Zentrum so hoch und ortsbildprägend aufragt, ist ein einfacher Supermarkt.

Das Lebensmittelgeschäft wird etwa drei Mal so groß sein wie das Rathaus - und das spiegelt offenbar auch die Kräfteverhältnisse wider. Das kleine Rathaus hat sich leider den großen Marktgesetzen fügen müssen - so stellt es die Gemeinde nun hin. Gar keinen Supermarkt oder einen riesengroßen - das seien die Optionen gewesen, heißt es nun. Aber man muss es so deutlich sagen: Das klingt schon ein bisschen nach Kapitulation. Wenn sich die Lokalpolitik von Konzernen derart die Bedingungen diktieren lässt - wir machen groß auf oder gar nicht -, dann hat man es als Gemeinde vielleicht auch gar nicht anders verdient, als im Ort zukünftig einen riesigen Supermarkt-Stadl als neues Wahrzeichen zu haben.

© SZ vom 17.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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