Tölzer Moorachse:Heimat seltener Gäste

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Der Argusbläuling, eine gefährdete Schmetterlingsart, hat im Münsinger Filz einen Lebensraum. (Foto: dpa)

Im Münsinger Filz wird durch Renaturierung Raum für Flora und Fauna erhalten

Von Benjamin Engel, Münsing

Hinter dichten Fichtenwäldern versteckt liegt das Münsinger Filz nordöstlich von Degerndorf. Im etwa 60 Hektar großen Hochmoor finden seltene Schmetterlinge wie der Argusbläuling oder der Silberfleck-Perlmuttfalter, Sumpfgrashüpfer und Kreuzottern Lebensraum. Um die Vielfalt zu erhalten, soll das Filz renaturiert und wieder vernässt werden. Vor zwei Jahren hat Elisabeth Pleyl erste Gespräche mit um die 90 Eigentümern geführt. Im folgenden Herbst und Winter will die Moor-Fachkraft beim Tölzer Landratsamt und Gebietsbetreuerin am Benediktbeurer Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) mit der Renaturierung beginnen. Biologe Achim Rücker und Pleyl haben inzwischen den Eigentümern die Planungen vorgestellt.

Im Moor wurde früher häufig Torf abgebaut, als Brennstoff oder zum Bauen. Dafür gruben die Eigentümer tiefe Entwässerungsgräben. Damit ging Lebensraum für Tiere und Pflanzen verloren. Der Boden trocknete aus. Im Münsinger Filz sollen jetzt Torfdämme eingezogen werden, um den Wasserstand zu erhöhen. Schon ein Jahr nach begonnener Renaturierung zeigten sich erste Erfolge, berichtet Pleyl: zahlreiche flache, mit Wasser gefüllte Vertiefungen, die sogenannten Schlenken, zwischen den erhöhten Kuppen aus Torf, den Bulten. So entstehe Lebensraum für schützenswerte Pflanzen- und Tierarten. Unter anderem siedelten sich Libellen und Köcherfliegenlarven an. Außerdem dienten intakte Moorflächen dem Klimaschutz. Denn im Boden werde viel Kohlenstoffdioxid gespeichert. Als äußerst positiv beschreibt die Gebietsbetreuerin die Gespräche mit den Eigentümern. Sie seien bereit, Renaturierungsmaßnahmen umzusetzen. Im Norden des Filzes sei es gelungen, verholzte Wiesenflächen freizubekommen und regelmäßig mähen zu können. Damit sei wieder Platz für Blumen, die für Schmetterlinge zum Überleben nötig seien, sagt Pleyl.

Das ZUK, für das die Gebietsbetreuerin arbeitet, ist im Arbeitskreis "Tölzer Moorachse" aktiv. Dem 2003 gegründeten Zusammenschluss gehören noch der Landesbund für Vogelschutz, der Bund Naturschutz, Vertreter des Bauernverbandes und der unteren und höheren Naturschutzbehörde an. Die Träger der "Tölzer Moorachse" haben laut Pleyl bisher etwa 800 Hektar Moorflächen renaturiert - im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und auch noch im Nachbarlandkreis Weilheim-Schongau, der Moorflächen nahe Benediktbeuern mit einschließt. Elf Prozent der Fläche im Landkreis liegen auf Moorboden. Damit zählt die Region zu den moorreichsten Gebieten im gesamten Freistaat. Die Moore ziehen sich vom Kochelsee im Süden bis Deining im Norden - Hoch-, Nieder-, Übergangs- und Zwischenmoor. Damit bilden sie eine fast ununterbrochene Achse über eine Länge von etwa 30 Kilometern.

www.lra-toelz.de/moorachse

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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