Tölzer Hausberg:Alleskönner für den Blomberg gesucht

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Ein Ranger soll künftig den Tölzer Hausberg überwachen und die unterschiedlichen Interessen Beteiligter einen. Doch beim Stellenprofil muss nachgebessert werden, die Tölzer Stadträte eruieren derweil das Für und Wider

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Mit der Sommerrodelbahn, dem achterbahnartigen Blomberg-Blitz, dem Kletterwald, dem Kinder-Funpark, dem Gipfeltrimm, dem Entdeckerpfad, der Sesselbahn und vielen Wanderwegen gehört der Blomberg zweifelsohne zu den touristischen Attraktionen von Bad Tölz. Nur so richtig vermarktet wurde das umfangreiche Angebot bislang nicht - was auch daran liegt, dass auf dem Tölzer Hausberg viele Protagonisten unterwegs sind. Dazu zählen unter anderem die Betreiber der Freizeiteinrichtungen, Bauern, Forstwirte, Gastronomen, die Stadt selbst. Um den neuen "Potenzialplan Blomberg" umzusetzen, soll auch die Stelle eines Blomberg-Rangers geschaffen werden. Dies vertagten die Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss jedoch erst einmal. Allzu diffus erschien ihnen das Stellenprofil.

Um den Tölzer Hausberg im Tourismusgeschäft nachhaltig zu verankern, hatte die Stadt die "Idee Concept & Exhibition Engineering GmbH" aus dem benachbarten Tirol beauftragt, einen Potenzialplan aufzustellen. Das Werk wurde vor gut einem Jahr vorgestellt. "Nach heftigen Geburtswehen" sei eine gemeinsame Vermarktung des Blombergs auf den Weg gebracht, sogar mit einer eigenen Gesellschaft, teilte Kurdirektorin Brita Hohenreiter mit. "Wir sind da in einem guten Fahrwasser." Was jedoch die Wartung der Infrastruktur und den Unterhalt angeht, sei man nicht vorangekommen. Als Gründe nannte Hohenreiter die kontroverse Debatte über eine Winterrodelbahn, das Schneechaos im Winter und fehlende Kapazitäten beim Bauhof. Dabei habe die Idee GmbH in ihrer Expertise vermerkt, dass ein neues und erweitertes Angebot am Blomberg nur sinnvoll sei, "wenn die Wartung des Infrastruktur und Freizeitangebote finanziell gesichert sind und es klare Verantwortlichkeiten gibt". Darunter falle auch die Pflege der Wege und die Beseitigung des Mülls.

Eben deshalb will die Stadt einen Blomberg-Ranger mit 15 bis 20 Wochenstunden anstellen. Seine Zuständigkeit soll die Betreuung kommunaler Infrastrukturprojekte, die Pflege der städtischen Anlagen wie Gipfeltrimm und Entdeckerpfad, die Sauberkeit am Berg, die Absprache und Überwachung größerer Reparatur- und Forstarbeiten sowie die Koordination aller Protagonisten umfassen. Dazu b rauche man eine Person, die vor allem "Blomberg-affin"sei, Defizite erkenne und behebe, kommunikativ sei und selbständig handle, so die Kurdirektorin.

"Unrealistisch" sei ein solches breit gefächertes Stellenprofil, sagte Stadtrat Richard Hoch (Grüne). Und außerdem völlig unnötig. Was Sauberkeit und Wartungsarbeiten angehe, könnte man den städtischen Bauhof einsetzen und ihn von anderen Aufgaben vielleicht etwas entbinden, so Hoch. Die Koordination wiederum sollte das Amt für Stadtmarketing und Tourismus der Stadt übernehmen. Anton Mayer (CSU) schüttelte den Kopf. Der Blomberg sei doch kein riesiges Gebiet, für das man einen Ranger einstellen müsse, kritisierte er. Außerdem: "Wenn da einer spazieren geht und anderen Arbeit anschafft, kriege ich so einen Kropf." Auch für Christof Botzenhart (CSU) lesen sich die Anforderungen so, als benötige die Stadt "eine Eier legende Wollmilchsau". Deshalb müsse man sich die Bewerber schon genau ansehen, sagte er. Allerdings könne er sich nicht recht vorstellen, wie diese Person sein soll. Für Peter Wiedemann (FWG) müsste es sich geradezu um "einen Künstler" handeln, der mit Bauern ebenso wie Betreibern und Beamten umgehen kann. Und am Berg auch "noch das Papier aufklaubt".

Für Kurdirektorin Hohnreiter kommt es weniger auf die Qualifikationen als auf die Persönlichkeit des Rangers an. Er müsse "ein Gespür für den Berg" haben, sagte sie. Ähnlich äußerte sich Ludwig Janker (CSU). Am Tölzer Hausberg brauche man keinen Manager und schon gar nicht jemanden, der nur herumgeht und Arbeit anschafft. Nötig sei ein Ranger, der mit den Bauern reden kann, der eine Wasserrinne säubert oder - wenn dies nicht geht - den Bauhof informiert, der auch mal Abfalleimer ausleert. Für Willi Streicher (SPD) steht und fällt die Stelle mit dem Bewerber. Allerdings riet er, das Profil zu überarbeiten. "Alle Personen da oben am Berg an einen Tisch zu bringen, das ist bei 15 bis 20 Stunden schon eine Herausforderung", sagte er. Am Ende folgt der Hauptausschuss dem Vorschlag von Zweitem Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG): Die Stellenausschreibung für den Ranger soll genauer gefasst werden, die einzelnen Fraktionen im Stadtrat beraten das Für und Wider nochmals intern.

© SZ vom 04.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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