Tölzer Bauprojekt:Kostspieliger Abriss

Lesezeit: 2 min

Die Abbrucharbeiten für die Umgestaltung der Jahnschule kommen die Stadt mit 826 000 Euro erheblich teurer zu stehen als erwartet. Das zusätzliche Geld fließt unter anderem in den Brandschutz und einen neuen Kanal

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Bauen hat noch gar nicht begonnen, da mehren sich schon die Kosten. Für die Abbrucharbeiten auf dem Gelände der Jahnschule muss die Stadt Bad Tölz erheblich tiefer in die Tasche greifen als bislang angenommen. Die Ausgaben belaufen sich auf 826 600 Euro, im Haushalt waren lediglich circa 500 000 Euro vorgesehen. Der Klassentrakt und die Turnhalle, die für die Umgestaltung des Areals abgerissen werden, stammen aus den Sechzigerjahren. "Das Bauwerk birgt viele Geheimnisse ins sich", sagte der designierte Stadtbaumeister Florian Ernst am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats.

Für dem Umbau des Schulgeländes rechnet die Stadt mit Gesamtkosten von rund neun Millionen Euro. In einem ersten Schritt soll im Süden des Areals ein viergruppiger Kindergarten für insgesamt etwa 100 Buben und Mädchen in Holzbauweise entstehen, danach folgt der Neubau der Aula und eines großen Trakts mit Turnhalle samt Klassenzimmern, Mittagsbetreuung und einem Probenraum für die Stadtkapelle. Dafür mussten seit den Sommerferien erst einmal die vier Punkthäuser der Schule aus dem Jahr 1967, der alte Musikschulpavillon und die marode Turnhalle abgerissen werden. Ernst verwies darauf, dass das Stadtbauamt die Kostenschätzung von einer halben Million Euro für den Abriss schon immer als ziemlich freihändig gesehen hat. In dieser Rechnung habe zu viele Unbekannte gegeben, sagte er.

Die Umgestaltung auf dem Areal der Jahnschule verteuert sich für die Stadt Bad Tölz schon vor dem Baubeginn für den Kindergarten und den Trakt mit Aula und Turnhalle. Die Abrissarbeiten kosten 326 000 Euro mehr als im Haushalt vorgesehen. (Foto: Manfred Neubauer)

Zu Buche schlagen vor allem zusätzliche Abbrucharbeiten von rund 115 000 Euro. Dabei gehe es unter anderem um alte Bodenplatten und Mauerwerk, um die Entsorgung von Strom- und Wasserleitungen. Außerdem war für den neuen Kindergarten, der erst drei, nun vier Gruppen beherbergen soll, auch ein Teilabbruch des Schulgebäudes nötig. Das musste bei der unteren Bauaufsichtsbehörde beantragt werden, was ein neues Brandschutzkonzept erforderte. Planungskosten: rund 17 000 Euro. Für 50 000 Euro wurden demnach im Restgebäude der Schule eine Beleuchtung für die Fluchtwege eingebaut, die alten Elektroleitungen aus den Fluren herausgerissen und neue installiert. Außerdem waren zwei neue Fluchttreppen erforderlich. Weitere 10 000 Euro fließen Ernst zufolge in eine Feuerwehrzufahrt von der Straße Am Krottenbach her. Damit nicht genug. Als man gerade dabei war, Dächer abzudichten, Fassaden zu schließen und Heizungsleitungen umzuverlegen, habe man sich entschieden, die Sanitäreinrichtungen nun doch gleich abzubrechen und eine WC-Anlage zu errichten, wofür die ehemaligen Lehrertoiletten und die Putzräume umgebaut werden. Das macht plus 19 000 Euro. Außerdem müssen die Zwischenwände, die nach dem Teilabbruch nun Außenwände sind, gedämmt und provisorisch verkleidet werden Macht plus 50 000 Euro.

Aus dem Jahr 1967 stammten die alten Punkthäuser auf dem Gelände der Tölzer Jahnschule. (Foto: Manfred Neubauer)

Ernst war damit noch immer nicht am Ende der Liste angekommen. 90 000 Euro flossen bereits in einen neuen Abwasserkanal, weil das alte bei einer 2000 Euro teuren Untersuchung große Schäden aufwies. Das seien allerdings Sowieso-Kosten, sagte der designierte Stadtbaumeister. Der Kanal sei so erstellt, "dass der neue Kindergarten problemlos und ohne großen Kostenaufwand angeschlossen werden kann". Schließlich musste die Stadt für 13 000 Euro noch Baumwurzeln und Asphalt auf den früheren Pausenhof entfernen lassen.

Die Stadträte nahmen die beträchtliche Ausgabensteigerung ohne weitere Debatte zur Kenntnis. Lediglich Karsten Bauer (CSU) meldete sich zu Wort und wollte wissen, ob es bei künftigen Bauvorhaben nicht sinnvoll wäre, "einen Puffer draufzubauen, wenn man sich in einem unsicheren Feld bewegt". Dem widersprach Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Die Planer würden nach der Kostenberechnung der Stadt bezahlt, sagte er. Gebe man 20 Prozent höhere Baukosten an, bekämen sie auch 20 Prozent mehr Honorar. Fürstberger versprach jedoch eines: "Wir werden uns bemühen, dass wir beim nächsten Abbruch, den wird haben, besser liegen werden."

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: