Tierheim Gelting:Schlicht schön

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Antilopen, Rehe, Pferde, Katzen, Hunde: Die Hinterlassenschaft des Malers Karl Wolf bietet dem Tierschutzverein eine Fülle an Motiven. Hier legt Waltraud Salberg letzte Hand an die Ausstellung. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Tier- und Naturbilder von Karl Wolf eröffnen eine neue Reihe

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Anzahl der Hunde und Katzen im Tierheim Gelting hat sich über Nacht stark erhöht, sogar Esel, Pferde und Antilopen sind dazugekommen: Im ersten Stock des Josefa-Burger-Hauses hängen all diese Tiere an den Wänden. Der Tierschutzverein Wolfratshausen-Geretsried und Umgebung hat sich etwas Neues ausgedacht, um Besucher anzulocken. In einem Raum werden von diesem Samstag an Ausstellungen gezeigt. Es beginnt mit einer kleinen Schau des Münchner Malers Karl Wolf (1901-1993), eines Schülers Franz von Stucks.

Dank einer größeren Spende eines Unterstützers, der anonym bleiben möchte, war der Tierschutzverein in der Lage, den Raum im ersten Stock, der bisher von der Tierschutzjugend genutzt wurde, zu renovieren und neu zu gestalten. Drei Wände sind frei für die Kunst, ein paar Stellwände werden nun jeweils hinzugefügt, wenn eine Ausstellung gezeigt werden soll.

Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle, Ölbilder: Dass Karl Wolf sein Handwerk gelernt hatte, sieht man auf den ersten Blick. Ein passionierter Natur- und Tiermaler, der ein gutes Jahrzehnt lang von München bis Bautzen vielfach ausgestellt wurde, und dessen Karriere wohl nicht zufällig Ende der Dreißigerjahre - in der Nazi-Zeit - einbrach. In einem Katalog, den Wolfs Familie herausgebracht hat, heißt es dazu: "Es ist kaum anzunehmen, dass Wolfs naturnahe Bilder direkt Anstoß erregten, aber sie passten auch immer weniger in das staatlich geforderte Klischee." Er habe statt des Monströsen das kleine Format bevorzugt und statt des Völkischen und Heroischen die ländliche Arbeitswelt und deren Mühsal. "Ja, nicht einmal Wolfs Tiere waren stolz und mächtig (...), sondern schlicht, so, wie sie von Natur aus eben sind." In der Nachkriegszeit gestaltet Wolf Fresken und Glasfenster und veredelt Alltagsgegenstände künstlerisch. Dem Münchner Tierschutzverein spendet er ein großes Wandgemälde aus eigener Hand. Er wird mit der Goldenen Ehrennadel der Stadt München ausgezeichnet und verbringt seinen Lebensabend künstlerisch mit seinem Hauptthema: Tieren und Blumen.

Der Katalog belegt über das reiche Schaffen herrlich feiner Pastelle und Aquarelle von schwebender Leichtigkeit hinaus auch eine andere Seite des Künstlers: Satirische Zeichnungen, die habgierige Gestalten, katzbuckelnde Diener und scheinheilige Sünder karikieren. Gäste der Tierheim-Ausstellung könnten einmal nachsehen, ob sie sich in den "Galeriebesuchern" wiedererkennen, die er ebenfalls mit spöttischem Strich zu Papier gebracht hat.

Vernissage: Samstag, 28. April, 18 Uhr, Tierheim Gelting, Leitenstraße 67 (bis 22. Juni)

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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