Theatersommer:Wie das Leben so spielt

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Überzeugende Mimen: Judith Gorgass und Christoph Pabst. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eine nicht ganz schlüssige Komödie unterm Apfelbaum

Von Wolfgang Schäl, Icking

Passiert so was auch im richtigen Leben? Da findet ein geschiedenes Ehepaar, das sich vier Jahre nach seiner Trennung in einem Restaurant zufällig über den Weg läuft, wieder zueinander. In einer Boulevard-Komödie geht das, und so ahnte man in dem Stück "Zwei wie wir", mit dem der Kulturverein "Gesellschaft unterm Apfelbaum" aufwartete, dass die komplizierten Verwicklungen zwischen einem Mann und einer Frau auf der Bühne nicht tragisch enden würden.

Die Voraussetzungen für eine Versöhnung in dem Stück des kanadischen Autors Norm Foster sind freilich nicht die besten, denn Rudy (Christoph Pabst) ist etwas egozentrisch, trampelig und nicht der Hellste. Er tendiert im Werben um seine Ex zu Flunkereien, insbesondere was seinen Frauenverschleiß betrifft, während die taffe Kulturmanagerin Nora (Judith Gorgass) eigentlich zu intelligent sein müsste, um auf Rudys Anmache noch abzufahren. Sie lässt sich wieder auf ihn ein, weil sie mit dem langweiligen, 25 Jahre älteren Konzertgeiger Adalbert auch nicht glücklich ist. Und überhaupt: Am Ende siegt halt das Gefühl über den Verstand.

Um plausibel zu machen, warum alles so kommt, hat Regisseurin Eileen Schäfer, Gründerin des "Theaters Münchner Freiheit", Rückblenden inszeniert, die jeweils mit einem simplen Umbau der Requisiten (Bühnenbild Christiane Feder) kenntlich gemacht werden. Da geht es dann immer wieder mal unsentimental zur Sache, denn auf der Bühne gilt wie in der Werbung: Sex sells. So führen die beiden eine ausführliche Diskussion darüber, wer im Bett viel zu laut ist und ob nicht der exzentrische Vater von Nora durch die nächtlichen Aktivitäten des Paars seines Schlafs beraubt wird. Ein besonderes Augenmerk wird der Erörterung gewidmet, wer von beiden schon wie viele Partner hatte. Nora kommt auf zehn Bettkontakte, worüber sich der schnell beleidigte Rudy maßlos aufregt, weil er auch bei genauer Zählung nicht über neun hinauskommt. Diese Dialoge sind streckenweise ein bisschen komisch, mitunter aber auch mühsam; sie werden zum Glück durch die schauspielerisch überzeugenden Leistungen weitgehend aufgefangen. Um eine solche Länge im Text zu konterkarieren, fallen sich die beiden Protagonisten in einer dramaturgisch verwunderlichen Tanzszene plötzlich in die Arme, nach den Klängen von "Copacabana", dem Sommerhit der Siebziger. Zu derlei klamaukigen Elementen mag es nicht recht passen, dass Nora den Scheidungsbeschluss mit Depressionen begründet, die sich nach dem Verlust eines ungeborenen Kindes befielen: "Damals brauchte ich dich, aber du hast mit einer anderen geschlafen." Die Frage bleibt, ob Totgeburt und Depression Komödienstoff sind.

Die Botschaft des Stücks sollte lauten, dass das Leben bunt und widersprüchlich sei, mal heiter, mal tragisch, mal absurd, mal wunderbar. Na gut. So hat es wohl auch das Publikum gesehen, das freundlich applaudierte.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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