Tanzball:"Das wird sonst nirgends geboten"

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Wie Baron und Baronesse über das Parkett zu schweben - das habe schon einen Reiz, sagt Franz Mayrhofer. Und die Musik von Strauß und Lanner macht dem Publikum allemal Beine. (Foto: Johannes Mayrhofer/oh)

Franz Mayrhofer und die Musicanti Bavaresi laden ins Tölzer Kurhaus zur Redoute

Interview von Sabine Näher, Bad Tölz

Nach dem Ersten Weltkrieg war sie völlig in Vergessenheit geraten: die jahrhundertealte Tradition der Redoute. Der Waldramer Musiker Franz Mayrhofer, von 1979 bis 2009 Leiter der Wastl-Fanderl-Schule für bairische Musik in München, hat sie nach der Münchner Initialzündung von 1984 erfolgreich in ganz Bayern wiederbelebt. Am Samstagabend lädt er nun zur fünften Tölzer Redoute ins Kurhaus.

SZ: Warum sollte man am Samstag unbedingt bei Ihnen vorbei schauen, Herr Mayrhofer?

Franz Mayrhofer: Weil die Tölzer Redoute eine exklusive Veranstaltung ist, die so sonst nirgends angeboten wird. Das gilt für das gesamte Programm, insbesondere aber die Musik. Angeleitet von einem charmanten Tanzmeister so über das Parkett zu schweben, das hat seinen besonderen Reiz! Und man muss bedenken, dass die Redoute in der süddeutschen und österreichischen Kulturgeschichte über Jahrhunderte fest verankert war, was sogar Niederschlag in der Literatur, etwa Thomas "Filserbriefen", gefunden hat. Und für die Tanzpausen wird natürlich eine Stärkung angeboten.

Welche Kleidung sollte man denn wählen, um angemessen aufzutreten?

Die Redoute stammt ursprünglich aus Venedig, wo die reichen Kaufleute ständig Feste gefeiert haben. Dazu wurde man eingeladen und musste verkleidet erscheinen. Redoute bedeutet eigentlich Verschanzung. Die Maske ist also eine personelle Verschanzung; man versteckt sich. So streng nehmen wir es nicht: Bei uns kann man auch in Tracht erscheinen. Ein elegantes Kostüm "aus der guten alten Zeit" wird aber besonders gerne gesehen. Und für die meisten Besucher liegt darin auch der große Reiz: Sich einmal als Baron oder Baronesse auszustaffieren - oder als "nobles Militär" in Galauniform zu erscheinen.

Und wie gut muss man tanzen können?

Da werden keine besonderen Fähigkeiten verlangt. Bloß ein gutes Gefühl fürs Tanzen und ein Gespür für den Walzer sollte man schon haben.

Welche Musik wird erklingen?

Zum Auftakt gibt es eine große Polonaise, dann Polkas aller Arten und natürlich die großen, beliebten und bekannten Walzer vom Kaiser- über den Donau-Walzer bis zu "Geschichten aus dem Wiener Wald". Und zum Schluss eine Münchner Française, wie sie traditionell auch beim Kocherlball am Chinesischen Turm getanzt wird.

Dessen Wiederbelebung ist ebenfalls Ihrer Initiative zu verdanken?

Ganz genau! Zum Kocherlball gingen die Hausbediensteten, die nur Sonntagfrüh Ausgang hatten, wenn die Herrschaften noch im Schlummer lagen. Dann haben sie sich beim Chinesischen Turm getroffen und getanzt, bis sie nach Hause mussten, um das Frühstück zu richten. Zum Jubiläum des Englischen Gartens 1998 haben wir erstmals an diese alte Münchner Tradition angeknüpft, die ja auch in Tölz seit ein paar Jahren wieder stattfindet. Um sechs Uhr früh geht's los. Bis zum Vormittag kommen dann schon so um die 200 Leute.

Beim Kocherlball wie der Redoute spielt Ihr Ensemble "Musicanti Bavaresi" auf?

Das habe ich anlässlich eines großen Balls zu Silvester 1983/84 nach dem Vorbild des Wiener Tanzorchesters der Strauß-Zeit gegründet: Zwei Geigen, Bratsche, Kontrabass, Flöte, Klarinette, Hörner, Schlagwerk und Klavier. Wir sind ein richtiges Familienunternehmen: Meine Frau Sissy und unsere drei Söhne Gregor, Raphael und Johannes zusammen mit guten Freunden sind daran beteiligt. Wir wollen damit auch Brücken schlagen zur Volksmusik wie zur barocken Tanzmusik mit Menuetten, Quadrillen oder Kontratänzen.

Wie verbreitet ist die Lust am traditionellen Tanz heutzutage noch?

Unsere Redoute-Besucher kommen schon zu einem guten Teil aus der Volkstanz-Bewegung, aber auch aus dem ganz normalen bürgerlichen Publikum, das es schätzt, einmal wirklich elegant tanzen zu können. Und Polka und Walzer als die Kernelemente der Veranstaltung sind doch weit verbreitet; das können viele noch. Gerade diese großen Werke von Strauß oder Lanner sind es, die das Publikum anziehen.

Redoute, Kurhaus Bad Tölz, Samstag, 25. Februar 2017 | 20 Uhr, Kartenvorverkauf in der Tourist-Information Bad Tölz, Max-Höfler-Platz 1, Telefon 08041/78670

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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