SZ-Adventskalender:Virus stürzt Mutter in Not

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Andrea H. hatte sich als Physiotherapeutin selbständig gemacht, da wurde sie krank. Nun steht sie mit hohen Schulden da.

Von Isabel Meixner

Die Sportphysiotherapeutin Andrea H. (Name geändert) hatte sich als Selbständige gerade eine Praxis eingerichtet und einen Kundenstamm aufgebaut, da wurde sie krank. Sie infizierte sich mit dem Epstein-Barr-Virus und erkrankte in der Folge am Pfeifferschen Drüsenfieber. Zuerst glaubte sie, mit ein paar Tagen Bettruhe sei das Schlimmste zu überstehen. Aber die Krankheit zog sich, sie konnte nicht arbeiten, doch die fixen Kosten - etwa die Praxismiete - liefen weiter. Wegen ihrer Selbständigkeit bekam Andrea H. kein Arbeitslosengeld, sondern rutschte gleich in Hartz IV. Seither bleiben ihr monatlich 360 Euro, um sich und ihre zehnjährige Tochter durchzubringen.

Möbel habe sie zum Glück noch von der Zeit vor der Krankheit, "und ich brauche keinen Luxus", sagt die Mutter. Dennoch weiß sie manchmal nicht, woher sie das Geld nehmen soll für neue Winterreifen, die sie dringend bräuchte, für einen neuen Pullover für ihre Tochter, für den Schulausflug. Nun muss sie auch anfangen, die Schulden in Höhe von 2500 Euro bei der Bank zurückzahlen, die sie für die Einrichtung ihrer Praxis aufgenommen hatte. Wie hoch die monatliche Rate ausfällt, ist noch nicht ausgemacht, "aber auf unter 50 Euro wird sich die Bank nicht einlassen", glaubt H.. Und 50 Euro seien eine Menge, wenn monatlich gerade mal 360 Euro zur Verfügung stehen.

Mittlerweile geht es Andrea H. gesundheitlich besser, aber selbständig will sie sich nicht mehr machen: "Da bist du komplett auf dich allein gestellt und hast ein Problem, wenn du krank bist." Eine Stelle hat sie noch nicht gefunden. Sie möchte Teilzeit arbeiten; ihre Tochter steht vor dem Übertritt aufs Gymnasium, "da müssen wir am Ball bleiben". Bei Wellness-Hotels als Physiotherapeutin eine Teilzeit-Stelle zu kriegen, sei schwierig. Außerdem müsse man abends und an Feiertagen arbeiten - Zeiten, in denen sie gerne für ihr Kind da wäre. "Ich habe mich immer allein durchgewurstelt", sagt Andrea H. Spätestens in einem Jahr will sie das wieder ohne staatliche Hilfe können. Dann wird ihre Tochter - sollte sie den Übertritt schaffen - den ganzen Tag in der Schule sein.

© SZ vom 11.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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