Streitobjekt:Wagnis Bichler Hof

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Diskussion mit dem Bad Tölzer Bürgermeister Josef Janker (zweiter von links) über die Bodennutzung. (Foto: Manfred Neubauer)

Wenn der Bürgerentscheid erfolgreich sei, werde er kein Hotel bauen, betont Hubert Hörmann auf einer Info-Veranstaltung

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Am 16. September können die Bürger über den Bichler Hof abstimmen. Bei dem Projekt soll das vom Stadtrat im Jahr 2016 gebilligte Konzept der "Zukunftsorientierten Bodennutzung" (ZoBoN) in der Variante zwei angewendet werden: Weil Grundstückseigentümer Hubert Hörmann mit dem geplanten Hotel ein städtebauliches Ziel verfolgt, verzichtet die Stadt auf ein Drittel günstiger Wohnbaufläche.

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens und Mitglieder der Grünen sind der Meinung, dass das Hotel auch finanzierbar wäre, wenn Hörmann nur zwei Drittel, also etwa 7000 Quadratmeter Grund, zur Querfinanzierung nutzen kann. Auf dem restlichen Drittel solle die Stadt bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dem widersprach Hubert Hörmann am Montag entschieden: Wenn der Bürgerentscheid erfolgreich sei, dann werde er kein Hotel und keine Wohnungen bauen. Er werde sich in das "Wagnis Hotel" nur stürzen, wenn er den gesamten Grund zur Querfinanzierung nutzen könne. Etwa 30 Bürger waren am Montag zur Infoveranstaltung gekommen. Der Ton blieb weitgehend sachlich.

Hubert Hörmann meldete sich in der Diskussion persönlich zu Wort: Er wolle mit dem "nebulösen Schmarrn" aufräumen, der verbreitet werde, sagte er. Fakt sei, dass die Stadt mit der Hotelidee auf ihn zugekommen sei und nicht umgekehrt. Von "abstrusen Gewinnen" von zehn Millionen Euro sei da die Rede, bei denen zu niedrige Baukosten angesetzt und die Steuern noch nicht abgezogen seien. Seine Frau und er hätten den Bichler Hof gekauft, um dort selbst einzuziehen. Als die Stadt angefragt habe, ob er sich vorstellen könne, in dem ehemaligen Eon-Erholungsheim ein Hotel wiederzubeleben, habe er zunächst abgelehnt. "Ich bin Elektriker, kein Hotelier." Seine beiden Töchter hätten aber Gefallen an der Idee gefunden, es gab weitere Gespräche, man sei sich einig geworden.

Auf einer Fläche von 18 000 Quadratmetern soll ein Hotel mit 40 Zimmern, Wellnessbereich und Gastronomie entstehen. Auf 10 000 Quadratmetern will Hörmann 18 Doppelhaushälften und zwei Einfamilienhäuser zur Querfinanzierung bauen. Die Gewinne muss er vollständig in das Hotel investieren, das soll in einem städtebaulichen Vertrag fixiert werden. Alles müsse offen gelegt werden, Rechnungen, Auftragsvergabe, Bauverträge - "ich muss mich total ausziehen", sagte Hörmann. Die Stadt hat als Sicherheit ein Drittel der Wohnbaufläche zurückgekauft; Hörmann bekommt sie erst, wenn die Finanzierung von einem Wirtschaftsprüfer kontrolliert wurde. Auch diese restliche Fläche werde er zur Querfinanzierung bebauen, sonst lasse sich das Hotel nicht finanzieren, sagte er.

Die Grünen und die Initiatoren des Bürgerentscheids sehen das anders: Auf dem restlichen Drittel mit knapp 3500 Quadratmetern sollte die Stadt ihrer Meinung nach sechs Doppelhaushälften oder Reihenhäuser bauen und günstig an einheimische Familien verkaufen oder vermieten. Denn so wie die ZoBoN in der Variante zwei nun ausgelegt werde, widerspreche sie dem sozial orientierten Gedanken, "und so hätte ich dem nicht zugestimmt", sagte Franz Mayer-Schwendner. Der Grünen-Stadtrat spricht von einer "Lex Hörmann", die die Stadt geschaffen habe. Ingo Mehner (CSU) wies die Vorwürfe zurück: Vor der Abstimmung über die ZoBoN habe es keine Gespräche mit Hörmann gegeben. Man habe die Variante zwei ermöglicht, damit die Stadt in Zeiten, in denen sie nicht genügend finanzielle Mittel habe, Grundstücke zu kaufen, diese an Wohnungsbaugenossenschaften oder Investoren vergeben kann. Man könne der Meinung sein, dass am Bichler Hof grüne Wiese bleiben solle, sagte Mehner. "Aber wenn man dort eine städtebauliche Entwicklung will, dann funktioniert das nur über diesen Weg."

Christof Botzenhart (CSU) sagte, dass es um die Frage gehe, inwieweit die Stadt Flächen im Außenbereich entwickeln wolle. Der Wohnungsdruck sei groß, auch von Familien mit größerem finanziellen Budget. "Allein mit Verdichtung werden wir das nicht schaffen", war Botzenhart überzeugt. Laut Bürgermeister Josef Janker (CSU) rechnet die Stadt mit einem "moderaten Zuwachs" von 0,5 Prozent pro Jahr. Das entspreche einem Zuzug von 100 Neubürgern. Zweifel äußerten einige Zuhörer an der Kapazität des geplanten Hotels: Ein Haus mit 80 Betten könne keinen ernsthaften Impuls für die Kurstadt bringen, hieß es. Janker sieht das anders: 80 Betten, das sei "schon eine Hausnummer".

Tanja Hörmann warb für ein "Nein" beim Bürgerentscheid, das ein "Ja" für das Hotel bedeute. Die Tölzer Bürger profitierten sehr wohl, sagte die Hörmann-Tochter, die das Hotel mit ihrer Schwester betreiben will. "Wir schaffen Arbeitsplätze und generieren Steuereinnahmen." Zudem solle Spa- und Gastrobereich auch den Tölzern offen stehen.

© SZ vom 05.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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