Strategische Standortwahl:"Ein Glücksfall"

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Die Sparkasse schließt sich mit einem Neubau an der Egerlandstraße der Entwicklung der Neuen Mitte rund um den Karl-Lederer-Platz an. Denn der Standort ist für das Unternehmen strategisch wichtig

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Sparkasse hat in Geretsried eine Schlüsselposition: Ihr Standort an der Ecke Karl-Lederer-Platz /Egerlandstraße kann mit prägend sein für die Neue Mitte, die gerade entwickelt wird. Zu dieser Erkenntnis kam der Architekt Klaus Kehrbaum. Ein Gespräch mit ihm im vergangenen Herbst habe den Anstoß dazu gegeben, dass über Abriss und Neubau statt Aufstockung nachgedacht wurde, erklärt Sparkassen-Vorstand Christian Spindler. Inzwischen hat die Sparkasse bekannt gegeben, dass sie ihre Filiale an der Egerlandstraße 49 bis 51 zu einem von landkreisweit sechs Beratungszentren aus- und dafür neu aufbauen will.

In der sogenannten T-Zone Karl-Lederer-Platz und Egerlandstraße errichten die Krämmel-Gruppe, das Unternehmen Projekt KLP und die Baugenossenschaft Geretsried (BG) Wohn- und Geschäftshäuser mit bis zu sieben Geschossen. Gleichzeitig wird unter dem gesamten Areal eine Tiefgarage gebaut, die mehr als 400 Plätze, teils öffentlich, teils privat, bietet. Oberirdisch soll der Verkehr weitgehend verbannt und der Platz so gestaltet werden, dass er zum Bummeln, Verweilen und Feiern einlädt. Neue Geschäfte sollen angezogen, die Kundenfrequenz verbessert werden. Die 26 000-Einwohner-Stadt, die bis heute kein als solches erlebbares Zentrum hat, schafft sich damit ihre "Neue Mitte".

Gleichzeitig überlegt nun die Sparkasse, ihren Sechzigerjahrebau - wieder einmal - umzugestalten, diesmal aber auch personell stärker auszustatten, von 16 auf 18 Mitarbeiter, und räumlich zu erweitern. Spindler sagt: "Wir haben die Pläne gesehen, wie das Geretsrieder Zentrum künftig aussehen soll, und da war für uns klar: Wir wollen nicht die graue Maus am Eck sein."

Abriss und Neubau an der Egerlandstraße seien zuerst im Vorstand erwogen worden, dem außer Spindler Thorsten Straubinger und, als Vorsitzende, Renate Waßmer angehören. Dann habe die unternehmenseigene Abteilung Bauorganisation sich die Sache angesehen. Und schließlich sei auch der von Landrat Josef Niedermaier (FW) geleitete Verwaltungsrat von der Idee angetan gewesen.

Der Sparkassen-Standort Egerlandstraße habe das Potenzial für Bestands- und Neukunden, sagt Vorstand Christian Spindler. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Tatsächlich ist der Landrat auch bei anderen Gelegenheiten ein starker Unterstützer der von Bürgermeister Michael Müller (CSU) forcierten städtebaulichen Entwicklung der größten Stadt im Landkreis.

Geretsried habe eben dieses Potenzial zu wachsen, sagt Spindler: "Die Stadt hat die Flächen, und es ist auch politisch gewollt." Die Sparkasse wiederum habe das Interesse der Verantwortlichen wahrgenommen, möglichst viele andere Investoren mit zu begeistern für die Neue Mitte. Da das Unternehmen fünf Zweigstellen im Landkreis schließt, beziehungsweise umwandelt, darunter je eine in Wolfratshausen und Bad Tölz, sollte es nach Spindlers Worten nicht den Eindruck erwecken, in Geretsried "schafft man sich einen Palast". Dies sei aber offenbar nicht der Fall: "Eher spüren wir eine Erwartungshaltung." So habe auch Bürgermeister Müller in einem Gespräch signalisiert, dass die Stadt sich freuen würde, wenn die Sparkasse sich an der Schaffung der Neuen Mitte beteiligte.

Den letzten Impuls für einen Neubau habe die Tiefgarage gegeben. Die Sparkasse habe an der Egerlandstraße keinen einzigen eigenen Stellplatz - weder für Bewohner des Hauses noch für Mitarbeiter oder Kunden. Die Aussicht, sich an die zentrale Tiefgarage anzuschließen und dort beides zu gewinnen: etwa 30 eigene Plätze und den Zugang zu den öffentlichen, sei entscheidend gewesen.

Spindler findet das Konzept der zentralen Tiefgarage überzeugend. Kunden könnten mit dem Auto praktisch bis vors Geschäft fahren, da sie barrierefrei vom Parkplatz aus nach oben gelangten.

Schließlich sei zu allen Synergieeffekten noch einer dazugekommen: Während des etwa zweijährigen Umbaus an der Egerlandstraße könnte die Filiale in den neuen Krämmel-Bau, genannt "Puls G", einziehen. Und zwar auf der Beletage, dem über eine Außentreppe erreichbaren ersten Stock.

Spindler sagt, er sei sehr froh, dass Geschäftsführer Korbinian Krämmel und sein Vater Reinhold Krämmel so offen seien. Die Sparkasse habe für die Bauzeit zunächst eine Containerlösung erwogen, die sei aber "auch nicht ganz billig", und die Beletage bei Krämmels sei auf jeden Fall "deutlich komfortabler, für die Mannschaft, aber auch für Kunden".

Alles in allem, so Spindler, sei es für sein Haus "ein Glücksfall, dass wir genau in dem neu entstehenden Zentrum sind". Der Standort Egerlandstraße sei unternehmensstrategisch sehr wichtig. Weil er in der größten Stadt des Landkreises liege, die in absehbarer Zeit deutlich über die 30 000 Einwohner hinaus wachsen könnte, etwa auf dem Lorenz-Areal an der Banater Straße und eines Tages auch auf der Böhmwiese. Und es gebe die Aussicht auf den S-Bahn-Anschluss. Alles zusammen: "Das Potenzial für Bestands- und auch Neukunden."

Noch gilt es aber Beschlüsse im Stadtrat abzuwarten, wo laut Spindler ein Bebauungsplanverfahren angestoßen werden soll. Wenn alles in den erwarteten Fristen abläuft, könnte die Egerlandstraße 49 bis 51 im Herbst 2019 geräumt sein - die Mieter sind bereits informiert -, Anfang 2020 würde parallel mit der Baugenossenschaft auf der anderen Straßenseite abgerissen, so dass der Neubau beginnen könnte.

Wie hoch die Sparkasse an der Egerlandstraße bauen will, steht nach Spindlers Worten noch nicht fest. Eine heftige Diskussion, wie sie in Geretsried wegen des siebengeschossigen und damit etwa 25 Meter hohen Krämmel-Baus lange Zeit geführt wurde, will sich das Unternehmen ersparen. "So hoch wollen wir nicht hinaus", sagt Spindler; fünf bis sechs Geschosse statt der jetzigen drei seien - je nach den Vorgaben der Stadt zur Möglichkeit der Bebauung - denkbar. Das wäre immerhin der von Architekt Klaus Kehrbaum bereits vor drei Jahren als wünschenswert skizzierte zweite "städtebauliche Hochpunkt".

© SZ vom 21.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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