Straße Nazigröße gewidmet:Widerspruch zum Wenzberg

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Der Architekt Paul Wenz war SA-Truppenführer in Icking. Die Debatte um die Umbenennung läuft: Alfred von Hofacker will nicht, dass die Straße seinem Vater gewidmet wird, der Widerstandskämpfer war.

Von Claudia Koestler, Icking

Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) hat in einem Brief an rund 100 Anlieger des Wenzbergs die Bürger vor die Wahl gestellt: Sie sollten ankreuzen, ob sie ihren Straßennamen beibehalten oder eine Umbenennung wollen. Die Hauptstraße ist dem Architekten Paul Wenz gewidmet, der offenbar als SA-Truppenführer eine lokale Nazigröße war, wie die SZ berichtete. Als Alternative nannte die Bürgermeisterin "von-Hofacker-Steig". Damit ist nun ein Name an die Öffentlichkeit gelangt, der nach dem Willen seines Trägers gar nicht zur Diskussion steht: Alfred von Hofacker, Sohn des Widerstandskämpfer Cäsar von Hofacker und Bürger Ickings.

Weil Menrad mit den Briefen in der Causa Wenzberg in Hofackers Augen übereilt und vor allem ohne Rücksprache mit ihm als Betroffenen gehandelt habe, fühlt sich der 81-Jährige "verletzt", in eine "unangenehme Situation" gebracht und "in eine Diskussion gezogen", die er so weder verursacht habe, noch je wollte. Aufgrund dessen sieht sich der Irschenhauser Jurist nun gezwungen, zu reagieren und erklärte am Dienstag: "Eine Umbenennung des Wenzbergs in von-Hofacker-Steig war zu keinem Zeitpunkt mit mir abgestimmt." Er widersetze sich dieser Namensgebung "mit allem Nachdruck".

Der 81-jährige Alfred von Hofacker möchte nicht, dass sein Familienname Gegenstand der Diskussion um den Wenzberg ist. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In einem offenen Brief hatte der Ickinger Konzertveranstalter Christoph Kessler am 4. Januar die Gemeinde aufgefordert, den Wenzberg umzuwidmen - und bereits den Vorschlag mitgeliefert, die Straße künftig "von-Hofacker-Steig" zu nennen. Doch schon Kessler hatte das nach Angaben von Hofacker nicht mit ihm besprochen. Als dieser davon erfuhr, war er erschüttert und antwortete Kessler entsprechend, seinen Namen außen vor zu lassen. Kessler widerrief deshalb kurz vor 15 Uhr die Passage mit dem Namensvorschlag. Auch an Menrad ging dieser Widerruf. Doch zu diesem Zeitpunkt war die Bürgermeisterin bereits aktiv geworden. Sie hatte den Anliegern des Wenzbergs Briefe mit der Umfrage geschickt, allerdings wiederum ohne Rücksprache mit Hofacker und ohne Beachtung seines Widerspruchs, den dieser neben Kessler auch an Menrad geschickt hatte.

Für Hofacker sind Menrads Briefe aktionistisch: "Zunächst muss doch die nationalsozialistische Vergangenheit der Familie Wenz aufgearbeitet werden. Danach kann eine Entscheidung fallen, ob umbenannt werden soll. Und dann erst stellt sich die Frage nach anderen Namen." Zudem sei eine Umwidmung Aufgabe des Gemeinderates, nicht der Anlieger. Für Hofacker komme sein Familienname als neue Benennung nicht infrage: Zum einen habe sein Vater nie in Icking gelebt. Zum anderen könnte die Umwidmung auf ihn als Ortsansässigen gedeutet werden. Doch er wolle sich keinesfalls dem Verdacht aussetzen, sich in irgendeiner Form profilieren zu wollen, betont er.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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