Stadtmuseum:Prächtiges aus den Karpaten

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Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen feiert heuer in Geretsried ihr 60-jähriges Bestehen und zeigt dazu eine Sonderschau mit Original-Trachten

Von Felicitas Amler, Geretsried

Johann Depner lupft den schweren Stoff des Trachtenkleids ein wenig: Er könne sich kaum vorstellen, dass eine junge Frau so etwas heutzutage noch tragen möchte, sagt der 67-Jährige. Für die Ausstellung der Siebenbürger Sachsen im Geretsrieder Stadtmuseum, die Depner mit einigen anderen Mitgliedern der Landsmannschaft zusammenstellt, ist es allerdings ein prächtiges Exponat. Das schwarze Kleid mit einer weißen Bluse darunter und einer weißen bestickten Schürze darüber ist komplett gewachst: mit Bienenwachs eingelassen. Das sei so eine Art improvisierte Imprägnierung gewesen, erklärt Depner, der das Kleid auf etwa 1800 datiert.

Die Landsmannschaft der Siebenbürger feiert heuer ihr 60-jähriges Bestehen. Im April 1956 gründete ein gutes Dutzend Landsleute unter der Leitung von Karl Friedrich Theil in Geretsried eine Kreisgruppe. Mit der Sonderschau im Stadtmuseum erinnern sie an die reiche Vielfalt der Tracht, den es in ihrer Heimat im Karpatenraum gab. Außerdem sind Tischdecken und Kissenbezüge zu sehen, handgesponnen, handgewebt, handbestickt.

Depner war viele Jahre lang stellvertretender Vorsitzender der Landsmannschaft, die von Gerlinde Zurl-Theil geleitet wird. Er ist erst 1987 aus seinem Heimatort Hetzeldorf nach Geretsried gekommen. 1500 Siebenbürger Sachsen und 600 Rumänen hätten dort einst gelebt, berichtet er, jetzt seien es noch 40 Deutsche und der Rest Rumänen.

Die ersten Siebenbürger Sachsen fanden aber schon direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Geretsried eine Bleibe. Auf der Internetseite heißt es dazu: "Wenn es in den Fünfziger- und Sechzigerjahren hauptsächlich darum ging, konkrete Starthilfe bei Amtsgängen und bei der Suche nach Unterkunftsmöglichkeiten und Arbeitsplätzen zu geben, so erweiterte sich das Betätigungsfeld der Kreisgruppe ab den Siebzigerjahren unter dem Vorsitz von Kurt Schoppel (1976 bis 1979), Peter Knall (1979 bis 1988), Hans Schmidts (1988 bis 2002) und Herta Daniel (2002-2008) und Gerlinde Theil (ab 2008) immer mehr auch in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht."

Zum kulturellen Engagement trägt auch Depner mit der Theatergruppe bei, die er leitet. Zum Jubiläum am Wochenende 28./29. Mai in den Ratsstuben präsentieren sie das Singspiel "Die Himet reft" (Die Heimat ruft) - halb auf Deutsch, halb auf Siebenbürgisch-Sächsisch. Es spielen 16 Personen mit, "und wir sind fast alle im Stück 30 Jahre jünger", sagt Depner.

Sonderschau Trachten aus Siebenbürgen, Stadtmuseum Geretsried, Freitag, 20. Mai, 18 Uhr

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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