Stadtgespräch der SPD Wolfratshausen:Wellen-Planung ins Blaue

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Viele Bürger wollen die Welle in Wolfratshausen, die Stadt hat nun aber einen Rückzieher gemacht. (Foto: Hartmut Pöstges)

Fritz Meixner kritisiert fehlendes Projektmanagement der Stadt.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Mehr als anderthalb Stunden hat im Wolfratshauser Stadtrat der Abgesang auf das kostspielige Surfwellenprojekt gedauert, Erklärungsbedarf bestand danach aber offenbar noch immer - zumindest bei der SPD-Fraktion. Sie legte beim Stadtgespräch in der Löwenbräu-Gaststätte noch einmal nach und begründete, warum sie nicht bereit war, die auf 400 000 Euro gedeckelte Kostenbeteiligung nachträglich noch einmal um 63 000 Euro aufzustocken, um so einen unerwartet niedrigen Zuschuss aus dem Leader-Förderprogramm auszugleichen.

Fraktionssprecher Fritz Meixner führte die mehrheitliche Absage letztlich darauf zurück, dass die Stadt über kein funktionierendes Projektmanagement verfüge. "Das war von Anfang an mein Thema", rechtfertigte Meixner das Abstimmungsverhalten seiner Fraktion; mit seiner Forderung nach einer überschaubaren Planung sei er in den vergangenen Jahren aber "immer wieder gegen die Wand gelaufen". Es habe angesichts fehlerhafter Festpreis-Angebote von Anfang an die Frage gestellt: Wie finanzieren wir das?

Dem Surfwellen-Verein mochte Meixner keine Schuld an der jetzigen Misere zuweisen, ganz im Gegenteil: "Die müssten doch eigentlich am meisten geknickt sein, begegnen mir aber mit großem Respekt", sagte Meixner. Ganz im Gegensatz zu den vielen "ahnungslosen und unterirdischen Facebook-Kommentaren".

Fritz Meixner, Geschäftsführer des Kinder- und Jugendfördervereins Wolfratshausen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ähnlich argumentierte Stadträtin Roswitha Beyer, sie fühle sich bei den wiederholten Preissteigerungen für die Surfwelle an andere teure Projekte erinnert, beispielsweise an die "Forster-Brücke", die in der Amtszeit von Bürgermeister Helmut Forster in Höhe des Walserhofs über die Loisach geschlagen wurde. "So darf das nicht weitergehen", erklärte Beyer, "was wir brauchen, ist eine vernünftige Projektplanung".

Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller kritisierte, "dass die Aussagen der Leader-Förderung nicht stimmen", auch seien die jeweiligen Zuständigkeiten bei den Förderanträgen undurchschaubar. Hätte man die Deckelung gekippt, "dann wäre alles x-beliebig geworden". Schnallers Fazit: "Wir müssen aus dieser Art der Planung rauskommen, sonst schmeißen wir immer Gelder raus, die wir für andere Projekte dringend brauchen."

Ein solches Vorhaben ist der Bau einer neuen Sporthalle, den die Vereine als überaus dringlich anmahnen, und deren voraussichtliche Kosten in die Millionen gehen. Unermüdlicher Vorkämpfer für zusätzliche Hallenkapazitäten ist der Vorsitzende des TSV Wolfratshausen, Alfred Barth, der auch das SPD-Treffen nutzte, um auf die durch die hohe Auslastung der Sportstätten bedingten Schwierigkeiten hinzuweisen. In diesem Kontext beklagte Barth einmal mehr, dass die Vereine für die Hallenbenutzung Gebühren entrichten müssten, was in anderen Kommunen, beispielsweise in Geretsried, nicht der Fall sei. Diese Gebühren würde er lieber in zusätzliche Trainer investieren, sagte Barth.

Als Begründung für die Kostenbeiträge erinnerte Roswitha Beyer an jene Zeiten vor 20 Jahren, als Wolfratshausen nach dem Abwandern des Pharma-Unternehmens Cyanamid und den damit verbundenen Gewerbesteuerausfällen in finanzielle Schwierigkeiten geriet. "Wir hatten damals überhaupt kein Geld mehr." Dem TSV bescheinigte die Stadträtin bei der Gelegenheit, dass er "auf hohem Niveau" jammere. Einig waren sich Barth und die SPD-Stadträte, dass es gut und sinnvoll wäre, das Bauvorhaben, das aus TSV-Sicht am besten eine Dreifachturnhalle sein sollte, in enger Abstimmung in einer Art Sportbeirat mit den Vereinen zu realisieren. "Wir sollten einen neuen Weg der Zusammenarbeit finden", sagte Schnaller an Barths Adresse, und eine Absichtserklärung in Form eines Grundsatzbeschlusses gebe man dem neuen Stadtrat ja auch mit auf den Weg. Allerdings werde die neue Sporthalle nicht von heute auf morgen zu haben sein. "Wir müssen uns noch für ein paar Jahre auf eine Mangelverwaltung einstellen."

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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