Stadtgeschichte:Ein Ort der Erinnerung

Statt das Wagner-Heim abzureißen, sollte man es lieber zum Gedenken nutzen

Von Alexandra Vecchiato

Penzberg hat eine bewegte Geschichte. Alljährlich wird der Opfer der Mordnacht vom 28. April 1945 gedacht. Sie werden in Erinnerung bleiben. Doch es gab nicht nur Kritiker und Leidtragende des Nazi-Regimes in der Stadt, es gab auch Sympathisanten. Das ist Fakt. Ein Relikt aus diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte ist das Wagner-Heim.

Im Bauausschuss der Stadt Penzberg warf Stadtrat Armin Jabs (Bürger für Penzberg) die Frage auf, ob ein solch historisch negativ behaftetes Gebäude nicht vielleicht doch besser abgerissen und damit quasi aus der Erinnerung gelöscht werden sollte? Die Antwort kann nur lauten: Nein! Das Haus an der Winterstraße 20 sollte nicht als Schandfleck, sondern als historisches Zeugnis gesehen werden, mit dem man sich kritisch auseinandersetzen muss.

Würde man alle Bauten aus der NS-Zeit plattmachen, gäbe es etwa das Tölzer Landratsamt nicht. Das war vor seiner Konversion in ein Behördenzentrum und der vorangegangenen Nutzung durch die US-Armee eine SS-Junkerschule. Oder man denke an die Musikhochschule in München. Das Gebäude an der Arcisstraße war der ehemalige "Führerbau" der NSDAP. Die Reihe ließe sich fortsetzen.

Warum nicht einmal "querdenken" - ungeachtet der vertrackten Besitz- und Pachtverhältnisse - und dieses Haus als einen Erinnerungsort wahrnehmen. Das würde zu einer Stadt wie Penzberg passen. Mit den Kinderbetreuungseinrichtungen, der Schule, der Stadthalle und künftig der Musikschule in der Nachbarschaft ließe sich ein Ort schaffen, an dem Stadtgeschichte greifbar gemacht werden könnte.

© SZ vom 17.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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