100 Veranstaltungen in Bad Tölz:Eine ganze Stadt soll erklingen

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Das Machado-Quartett ist eines der vielen Ensembles, die heuer in der Reihe "Die Stadt mit der besonderen Note " in Bad Tölz zu hören sind. (Foto: privat/oh)

Bad Tölz lädt den Sommer über zu Pop-up-Auftritten, Waldspielen am Blomberg, einem Open-Air in der Marktstraße und zu hochklassigen Konzerten ein. Fünf junge Ukrainer treten im Kurhaus auf. Alle Angebote sind kostenlos.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Musik zu den Menschen bringen, nicht nur in etablierten Sälen, sondern dort, wo das Leben spielt. Kostenlos, aber mit hoher Qualität und musikalischer Vielfalt: Seit vielen Jahren engagiert sich die Stadt Bad Tölz mit ihrer Veranstaltungschefin Susanne Frey-Allgaier und zusammen mit dem Leiter der Musikschule, Harald Roßberger, dafür, "Musik mit Leichtigkeit und leichtem Zugang zu spielen", wie Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) bei einem Pressegespräch erklärte. Aus diesem Anspruch heraus ist die Reihe "Stadt mit der besonderen Note" entstanden, unter deren Dach in den vergangenen zwölf Jahren fast 1500 Veranstaltungen organisiert wurden. Ein Angebot für Einheimische und Gäste, das gut angenommen werde und heuer fortgesetzt wird: Vom 20. April bis 22. Oktober sind Konzerte in Kurhaus, kleinem Kursaal und im Stadtmuseum geplant - allesamt kostenlos.

Lehrer sowie begabte Schülerinnen und Schüler der Tölzer Musikschule, die Stadtkapelle, lokale Ensembles und Gruppen - "wir sind eine faszinierend kulturschaffende Stadt", sagte Mehner. Es sei gar nicht nötig, "Musiker einzukaufen", man setze auf die Klasse der hiesigen Künstler. Das Machado-Quartett, die Schwestern Elisabeth (Violine) und Miriam (Klavier) Heuberger, Gitarren- und Akkordeonlehrer Rainer Gruber in verschiedenen Formationen, ein Liederabend mit Sarah Kähs, Anton Weinmann und Peter Wolff (Klavier), das Harfenduo Geißler-Förg - das sind nur einige der Highlights dieser Saison. Als Gast ist am 26. Juni das Jugend-Gitarrenorchester Baden-Württemberg zu einer Matinee im Kurhaus eingeladen. Und wenn das Wetter mitspielt, gibt es am 28. Juli am Marienbrunnen in der Marktstraße ein Open-Air-Konzert mit dem Sinfonieorchester der Tölzer Musikschule.

Auch weitere kleine Freiluftkonzerte an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet sind geplant, die kurzfristig anberaumt werden. Diese "Pop-Up-Konzerte" seien "ein bisserl aus der Not geboren worden", wie Roßberger erklärte. Denn wegen Corona musste Vieles nach draußen verlegt und den jeweils gültigen Verordnungen angepasst werden. Flexibilität war gefragt, damit in den vergangenen beiden Jahren "wenigstens eine musikalische Grundversorgung aufrechterhalten werden konnte". Bei den Pop-Up-Konzerten, die im vergangenen Jahr auf dem Kalvarienberg, an der Isarpromenade, am Vitalzentrum im Badeteil und in der Karwendelsiedlung stattfanden, habe man auch Leute erreicht, die sonst nicht in Konzerte gingen. Neben den bewährten Plätzen plane man heuer auch neue Standorte ein, sagte Frey-Allgaier. Wo, wann und mit welchen Ensembles, erfährt man mit wenigen Tagen Vorlauf auf der Internetseite der Stadt und der Musikschule.

100 kostenlose Veranstaltungen umfasst das Programm 2022, das (v. li.) Harald Roßberger, Leiter der Sing- und Musikschule, die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier und Bürgermeister Ingo Mehner vorstellten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Insgesamt 100 kostenlose Veranstaltungen wird es in diesem Sommer in der Stadt geben, drinnen und draußen. Auch ein neues Angebot hat sich die TI, die neuerdings als "Referat für Tourismus und Kultur" firmiert, ausgedacht: Am Wochenende vom 1. bis 3. Juli gibt es die "Waldspiele am Blomberg" mit Live-Musik. Ein Angebot für Kinder und Familien, wie Frey-Allgaier erklärte. Es gehe um die Trolle "Bloms", bespielt werde der Erlebnispfad. Eine Bühne ist unterhalb des Kletterwaldes geplant.

Neben den vielen kostenlosen Angeboten gibt es auch wieder die hochkarätigen Konzertreihen und Veranstaltungen wie das Knabenchorfestival, "Quartettissimo" und die Kirchenkonzerte. Ein ganz besonderes Konzert mit traurigem Anlass ist am 5. Mai, 18 Uhr, im Kurhaus geplant. Fünf junge ukrainische Musikerinnen und Musiker gestalten gemeinsam mit hiesigen ein "buntes Programm in kleinen Besetzungen", wie Roßberger sagte. Die Initiative sei von der russischen Klavierlehrerin Natalia Panina-Rummel ausgegangen, die an der Max-Rill-Schule unterrichtet. 35 Menschen aus der weitgehend zerstörten Stadt Charkiw sind in der Reichersbeurer Schule untergekommen, darunter die fünf jungen Musiker, die vor dem schrecklichen Krieg in ihrer Heimat eine Schule für musikalisch Hochbegabte besuchten. Sie sind zwischen acht und 15 Jahren, spielen Posaune, Waldhorn, Blockflöte und Klarinette. "Musik ist alles für sie", sagte Roßberger, der die jungen Talente in der Tölzer Musikschule aufgenommen hat. Er habe sich die beiden Klarinettisten angehört und sei "platt gewesen über das technische Können und das unglaubliche Herz", mit dem die beiden 14- und 15- Jährigen spielten. "Ich war zu Tränen gerührt."

Kulturbeauftragter Christof Botzenhart (CSU) brachte die Idee ins Spiel, den Musikern im Rahmen eines Benefizkonzerts eine Auftrittsmöglichkeit zu geben. Die Eintrittsgelder sollen an die Volkshochschule gehen, die dringend Geld für Deutschkurse braucht, damit sich die derzeit 392 Ukrainer, die in der Kurstadt wohnen, möglichst schnell verständigen und einleben können.

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