Staatsbesuch zu Bildungszwecken:Lernen von der Bergwacht

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Der Gesundheitsminister von Sri Lanka besucht in Bad Tölz das Ausbildungszentrum in der Hubschrauberhalle. In dem Inselstaat soll ein Rettungswesen nach deutschem Vorbild eingeführt werden.

Von Peter Buchholtz, Bad Tölz

Auch wenn der höchste Berg Sri Lankas, der Pidurutalagala, eine stattliche Höhe von 2534 Meter erreicht, ist der Inselstaat im Indischen Ozean besser bekannt für seine Traumstrände. Weil aber das Hinterland zumeist schwer zugänglich ist, hat der sri-lankische Gesundheitsministers Rajitha Senaratneam am Donnerstag die Hubschrauberhalle der Tölzer Bergwacht besucht.

Insgesamt ist die Delegation aus Sri Lanka eine Woche in Deutschland unterwegs. Der Grund: Die Regierung plane den großflächigen Import deutscher Rettungsinfrastruktur - vom Notarztfahrzeug und Funksystem über die Ausbildungsberufe bis hin zur DIN-Norm. "Das Personal kommt aus dem Militär. Um eine UN-Auflage zu erfüllen, werden rund 30 000 Soldaten innerhalb der Armee ins Rettungswesen verschoben", erklärt Pierre Enric Steiger, Präsident der Björn Steiger Stiftung, die sich seit 1969 für die Weiterentwicklung des Rettungswesens einsetzt. Die Stiftung begleitet die sri-lankische Delegation auf ihrem Deutschlandbesuch, bei dem weitere Besichtigungen und Gespräche etwa bei Airbus Helicopters, dem Deutschen Traumanetzwerk und einer Kreditversicherungsgruppe auf dem Programm standen.

Angesichts des straffen Programms wirkt der Minister daher am Donnerstagnachmittag etwas erschöpft , als er in Begleitung seiner sechsköpfigen Delegation das Zentrum für Sicherheit und Ausbildung der Bergwacht erreicht. Während Thomas Griesbeck, stellvertretender Geschäftsführer der Bergwacht Bayern, die Gruppe durch die imposante Halle führt, zeigen die Gesichter der Gäste kaum eine Regung, es gibt auch keine Rückfragen. Auch in Sri Lanka sei solch eine Halle geplant, sagt Pierre Enric Steiger. Wegen unwegsamen Geländes könnten Hubschrauber in vielen Gegenden kaum landen, viel mehr Winden-Einsätze seien nötig.

Rumie Mohamed Hashim lässt sich von Roland Ampenberger abseilen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Erst als einer der zwei Übungshubschrauber, eine umgebaute Zelle eines Superpumas an 16 Drahtseilen, zum Übungseinsatz in die Luft geht, ergreift die Dynamik auch die Delegation. Die Nadelstreifenhose des Ministers flattert im Rotorenwind, simuliert durch große Ventilatoren über der Hubschrauberzelle. Der Helikopter hebt ab und schwebt durch die 20 Meter hohe Halle. Roland Ampenberger, der Leiter des Bergwacht-Zentrums, seilt sich aus dem Fluggerät ab und simuliert mithilfe einer Trage die Bergung eines Verunglückten aus dem Gelände.

Noch während das Übungsgerät in der Luft ist, wird aus der Delegation ein "Freiwilliger" ausgewählt, der mitfliegen und sich an die Seilwinde hängen sollte. Der Minister selbst winkt ab, er nimmt mit seinen 68 Jahren lieber einen Platz im Cockpit des Supertigers ein. Der Freiwillige ist Rumie Mohamed Hashim, Repräsentant des Präsidenten und Direktor des staatlichen Arzneimittelverbandes. Er hat trotz der Aufregung ein Lächeln im Gesicht, als Roland Ampenberger ihm die Gurte, erst den für die Beine, dann den für den Torso, anlegte. "It usually works", sagt Ampenberger scherzhaft - normalerweise funktioniert alles. Der Rest der Delegation zückt die Smartphones, um den Moment für die Kollegen in der 8000 Kilometer entfernten Heimat festzuhalten.

Der Bergwachtler Thomas Griesbeck erklärt dem Minister Rajitha Senaratneam (2.v.l.) das Cockpit des Hubschraubers. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Danach werden Visitenkärtchen ausgetauscht, für mehr reicht die Zeit nicht mehr. Am Abend steht noch ein Essen mit einem großen deutschen Versicherer an.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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