Sprecher der Landwirte:"Der Bauer hat ein Elefantengedächtnis"

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Der Kreisobman des Bayerischen Bauernverbandes Peter Fichtner. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Kreisobmann Peter Fichtner steht der Gründung eines Landschaftspflegeverbands skeptisch gegenüber

Von Nora Schumann, Bad Heilbrunn

Der Umweltausschuss des Kreistages hat beschlossen, die Gründung eines Landschaftspflegeverbandes anzugehen. Mithilfe des Verbands soll die Pflege der Almen, Wälder und Flure im Landkreis gewährleistet und den Landwirten ein zusätzliches Einkommen geboten werden. Der Initiator, CSU-Kreisrat Michael Häsch, hat angekündigt, ein Treffen "auf Augenhöhe" zwischen Bauernverband, Milchbauern, Waldbesitzern, dem Maschinenring und den Naturschützern zu organisieren, um die Vor- und Nachteile eines Landschaftspflegeverbands zu diskutieren.

Denn beim hiesigen Bauernverband gibt es Vorbehalte gegen die Einführung eines Landschaftspflegeverbands. Peter Fichtner, Kreisobmann des Bauernverbandes, erklärt, dass es dabei weniger um die Idee an sich, als um das fehlende Vertrauen in die staatliche Regulierung gehe. Die Bauern seien misstrauisch, erklärt Fichtner, und das zu Recht. Zu oft seien ihnen von politischen Amtsinhabern jeder Couleur Abmachungen versprochen worden, die hinterher nicht eingehalten worden seien. So beispielsweise beim Artenschutzabkommen oder der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), die 1998 in Deutschland juristisch verankert worden sei.

Fichtner führt aus: Vor 15 Jahren seien neue FFH-Schutzgebiete nachgemeldet worden. "Die Vorgaben lauten: Die ökologischen Umstände der Gebiete dürfen nicht verschlechtert werden. Aber was ist eine Verschlechterung?", fragt er. Verschlechterungen könnten ja auch durch andere Umstände, wie den Klimawandel auftreten. Außerdem sei den Bauern damals die Möglichkeit zum Einspruch zugesagt worden, zusammen mit dem Versprechen, dass jeder Einspruch bearbeitet würde, so Fichtner weiter. "Statt Dialogverfahren war das aber eher ein Monologverfahren", sagt er. Bisher hätten viele Landwirte noch immer keine Antwort auf ihr Einspruchsschreiben erhalten.

"Der Bauer hat ein Elefantengedächtnis", erklärt der Kreisobmann, "der verzeiht sowas lange nicht". Sobald man Gelder annehme, mache man sich auch abhängig davon. "Man schränkt sich in der eigenen Freiheit ein."

Dass es in einigen anderen Landkreisen Landschaftspflegeverbände bereits gibt und diese teilweise recht gut funktionierten ist in seinen Augen noch lange keine Indikation für den hiesigen Landkreis. "Wir Bauern betrachten uns als Hüter der Natur", sagt Fichtner, "aber wir werden mit den großen Betrieben in einen Topf geworfen."

Grundsätzlich sei der Bauernverband zu Gesprächen bereit, bislang sei ihm von einem konkreten Gesprächstermin jedoch noch nichts zu Ohren gekommen, erklärt der Kreisobmann. Wie die Entscheidung ausgehen werde, sei nicht absehbar. "Am Ende gibt es im Verband eine demokratische Abstimmung, da geht es nicht nur um meine Meinung."

© SZ vom 14.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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