Sperrung der B 11:Vergebliches Warten auf Kunden und Busse

Lesezeit: 3 min

Wegen Sanierungsarbeiten ist die Bundesstraße in Ebenhausen derzeit gesperrt. Wie die Menschen mit Umsatzeinbußen umgehen - und mit Bobbycars gegen Raser vorgehen.

Ingrid Hügenell

Wegen der Sperrung der Bundesstraße 11 in Ebenhausen kämpfen die dortigen Geschäfte mit Umsatzeinbußen. Viele Schüler kommen zu spät, Autofahrer winden sich durch die engen Straßen des Orts. Das gefährdet Kinder und alte Leute. Die Polizei kontrolliert verstärkt - manche regen sich darüber auf, andere finden es richtig, dass die Beamten darauf achten, dass nicht zu schnell gefahren wird.

Günter Wangrin, Leiter des Tengelmann-Supermarkts, der östlich der Bundesstraße liegt, hat sein Personal teilweise in Urlaub geschickt. Die Lage sei schlimm: "Wir verlieren Umsatz ohne Ende." Die meisten Kunden trauten sich nicht, an den Schildern vorbei zu fahren, auf denen "Anlieger frei" steht. "Mal kommen mehr, mal weniger Kunden", sagt Vera Henn von der Buchhandlung Isartal. Auf der Homepage des Ladens erscheint täglich ein Verkehrsbericht. Darin steht, dass Anlieger auch ist, wer in ein Geschäft zum Einkaufen will.

Der Friseurladen an der Wolfratshauser Straße, ebenfalls östlich der B 11, hat vorsichtshalber ein Schild am südlichen Ortseingang angebracht, direkt an der Straßensperre. "Zufahrt zum Frisör frei" steht darauf. Beim Naturkostladen "Biosfaire", neben dem Friseur gelegen, fällt derzeit die Hälfte des Umsatzes weg. Deshalb, und weil Milch und Käse, Obst und Gemüse leicht schlecht werden, sperrt Inhaber Daniel Wendl von Montag, 23. April, an eine gute Woche zu und öffnet erst am 2. Mai wieder. "Das ist wie Zwangsurlaub", sagt er.

Wir können doch nicht zusperren, das würde unsere Kunden vor den Kopf stoßen", sagt dagegen Romana Kastenmüller, Inhaberin von Ruber's Backstube am Ebenhauser S-Bahnhof. Die Stammkundschaft komme ja nach wie vor, die Laufkundschaft aber bleibe aus. Sie hat auch festgestellt, dass viele Autofahrer die Schleichwege durch Ebenhausen nehmen. Bürgermeister Matthias Ruhdorfer hat am Freitagmorgen höchstpersönlich versucht, das zu verhindern und Autofahrer aufgefordert, um Ebenhausen herum zu fahren - darunter den Biosfaire-Inhaber Wendl.

Er habe den Bauleiter aufgesucht, um Informationen zu bekommen, sagt Ruhdorfer: "Ich muss denen immer hinterherlaufen." Dabei sei ihm aufgefallen, wie viele Leute doch über die bereits teilweise abgefräste B 11 fahren. Da habe er eben einige auf die Sperrung hingewiesen. Zu wenig und zu späte Informationen beklagen auch Geschäftsleute wie Wangrin, Wendl und Freddy Masson, Inhaber des Hotels "Gut Schwaige", das im gleichen Gebäude wie der Tengelmann-Markt ist. Masson hat bisher noch keine Auswirkungen auf seinen Hotelbetrieb gespürt. Er wüsste aber gern, wie die anderen Anlieger auf der Ostseite der B 11 auch, wie man über die Straße gelangen kann, wenn sie kommende Woche wegen der Asphaltierung viele Stunden komplett gesperrt ist.

Ein Problem ist der Verkehr durch den Ort für die Grundschulkinder. Sie müssen Straßen überqueren, durch die sonst kaum ein Auto fährt, wo aber plötzlich viel Verkehr ist. Einige Mütter platzieren sich nun an neuralgischen Punkten, um aufzupassen. Einige Anwohner der Zeller Straße haben Bobbycars an den Straßenrand gestellt. Das soll die Geschwindigkeit der durchfahrenden Autos drosseln.

Die Zeller Straße verbindet Ebenhausen mit Irschenhausen - das macht sie zum beliebtesten Schleichweg. Die Polizei kontrolliert, wann immer möglich, in der Umgebung der Grundschule und des Alten- und Pflegeheims Ebenhausen. Dort ist überall die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer beschränkt. "Wir sind natürlich verstärkt vor Ort, damit die Verkehrsregeln auch eingehalten werden", sagt Andreas Aigner, Leiter der Grünwalder Polizeidienststelle.

In der ersten Schulstunde am Gymnasium im Kloster Schäftlarn finde momentan nichts Wichtiges statt, berichtet Sekretärin Beate Esterhammer. Denn viele Schüler kämen jeden Tag zu spät. Zum Beispiel die, die aus Starnberg über Icking ins Kloster kommen. Ihr Linienbus fährt momentan einen gewaltigen Umweg über Wolfratshausen, Deining und die Brücke beim Gasthof "Bruckenfischer". Kaum Verspätung haben Kinder, die von Hohenschäftlarn mit dem Schulbus fahren, wie die Fünftklässler Leon, Tim und Nico erzählen.

Am Freitagmorgen wartet auch ein Dutzend Kinder in Ebenhausen auf den Schulbus, der aber nicht kommt. Sie haben nicht mitbekommen, dass sie mit der S-Bahn nach Hohenschäftlarn fahren sollten. Für Anna-Katharina, Simone und andere Schüler des Günter-Stöhr-Gymnasiums hat sich kaum etwas geändert; ihr Schulbus fährt nicht mehr auf der B 11 nach Irschenhausen, sondern durch die Wohngebiete. Das dauere manchmal ein bisschen länger, sagen sie, dann kommen sie zu spät, aber den Lehrern mache das nichts aus.

Die Schulbusfahrer haben es schwer. "Katastrophe", stöhnt Delimir Sretenovic, der zum Stöhr-Gymnasium fährt. Die parkenden Auto machten die Straßen noch enger. Das kennt auch Romina Kastenmüller, die nachmittags für die Munich International School in Percha fährt. Sie sei kürzlich zwischen zwei parkenden Wagen - "links und rechts waren nur eineinhalb Zentimeter Platz" - nur mit Hilfe freundlicher Anwohner durchgekommen.

© SZ vom 21.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: