SPD Lenggries stellt Wahlprogramm vor:Neues Quartier in der alten Kaserne

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Die Sozialdemokraten wollen bezahlbare Wohnungen, Mehrgenerationenhäuser, Nahversorger, Ärzte und kleine Betriebe auf dem Areal ansiedeln. Außerdem fordern sie ein neues Verkehrskonzept und sanften Tourismus

Von Petra Schneider, Lenggries

Die SPD in Lenggries will nach sechs Jahren Abstinenz wieder mitmischen: Sie stellt mit Tobias Raphelt einen Bewerber um das Amt des Bürgermeisters und acht Gemeinderatskandidaten, zudem hat sie ein umfangreiches Wahlprogramm erarbeitet. Bei vielen Beschlüssen der vergangenen Jahre habe es an Bürgernähe und Transparenz gefehlt, sagte Raphelt bei der Präsentation am Mittwoch. Dies müsse sich ändern.

Dringenden Handlungsbedarf sehen die Genossen beim Kasernenareal, das seit 17 Jahren leer steht. Jede weitere Verzögerung erhöhe die Kosten, weil die größtenteils denkmalgeschützten Gebäude in jedem Fall saniert werden müssten. Nach Ansicht der SPD sollte auf dem Areal ein neues Quartier entstehen. Mit bezahlbaren Mietwohnungen unterschiedlicher Größe und mit Mehrgenerationenhäusern, die durch Um- oder Neubau entstehen könnten, realisiert von einem "geeigneten Investor" oder der Gemeinde. Mit einem Ärztehaus und einem Kindergarten. Mit Nahversorger, Spielplatz, kleinen Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben. Ein Wohnheim für Auszubildende und Betriebswohnungen, die von Arbeitgebern zeitlich befristet gemietet werden können, sollen Standortvorteile bringen. Auch einen Jugendtreffpunkt und ein "Haus der Vereine" könnten sich die Sozialdemokraten dort vorstellen. Hotel und Gastronomie sowie Freizeitangebote, wie etwa ein Escape-Room oder Indoorsport, sollen das neue Quartier auch für Gäste attraktiv machen.

Die von den Freien Wählern vorgeschlagene Verlegung von Bauhof und Wasserwerk auf das Kasernenareal halten die Sozialdemokraten nicht für sinnvoll: Damit würde einer der schönsten Plätze in Lenggries vergeudet, sagte Raphelt. Wenig Chancen räumt er auch der von der CSU favorisierte Ansiedlung einer Hochschule ein. Wenn überhaupt, würde sich das noch mindestens zehn Jahre hinziehen, ist er überzeugt. Nachverdichten, aufstocken, Einheimischenmodelle auf Erbpachtbasis - dies seien Möglichkeiten, wie in der Gemeinde bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden könnte.

Als eine der vordringlichsten Aufgaben sehen die Sozialdemokraten ein neues Verkehrskonzept. Sie schlagen vor, die Sicherheit im Dorfkern durch zusätzliche Querungshilfen zu erhöhen. Dringend nötig sei der seit Jahren geforderte Gehsteig in Schlegldorf, der binnen sechs Jahren realisiert werden müsse. Die Viertelsgemeinden müssten mit dem öffentlichen Nahverkehr oder durch kleine Ringbusse besser an den Ortskern angebunden werden. Um die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fördern, will die SPD gemeindeeigene Wanderparkplätze kostenpflichtig machen; Gemeindebürger sollen aber ausgenommen werden. Ebenso fordert die SPD Einheimischentarife für Schwimmbäder, Kulturangebote und das Brauneck.

Die SPD will einen sanften Tourismus, angesichts des Klimawandels seien neue Konzepte nötig. Der Skitourismus stehe nicht in Frage, ein weiterer Kapazitätsausbau am Brauneck sei aber nicht sinnvoll. Der Einsatz von Chemikalien beim Kunstschnee "verbietet sich aus unserer Sicht", sagte Raphelt. Unterstützen will er dagegen den Eisclub Lenggries bei der Errichtung eines Kunsteisplatzes. Damit sich eine Situation wie an der Isar mit der "Rafting-Problematik" nicht wiederholt, seien Vorgaben und ein "gelenkter Tourismus" nötig, etwa beim Thema E-Bike-Routen.

Die Sozialdemokraten fordern "endlich eine geeignete Saunalösung" für die Isarwelle und eine Sanierung. Weil Lenggries keine reine Tourismusgemeinde sei, wollen sie sich auch für die Wirtschaft einsetzen: durch Ausbildungs- und Jobmessen, vor allem aber durch den Ausbau der Glasfaserinfrastruktur. Beim Mobilfunkausbau soll die Gemeinde nach Ansicht der Genossen "proaktiv" tätig werden; nur so könne sie bei den Standorten für Sendemasten mitreden. Handlungsbedarf sehen sie bei der Jugendarbeit: Mangels Treffpunkten hätten sich an der Unterführung oder am Spielplatz "Brennpunkte" entwickelt. Um negativen Entwicklungen vorzubeugen, fordert die SPD einen Streetworker.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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