"Soziale Stadt":Stein blüht auf

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Im südlichsten Stadtteil Geretsrieds tun sich die Bürger zu Verbesserungen und Verschönerungen zusammen. Quartiersmanagerin Sandra Mader freut sich über Besuch im eigens dafür geschaffenen Raum

Von Felicitas Amler, Geretsried

Mittendrin: Sandra Mader ist für jenen Stadtteil zuständig, den sie hier symbolisch besitzt. Stein mit seinen Einfamilienhäusern und großen Gärten auf der einen Seite und den Wohnblocks auf der anderen. Die Luftaufnahme ist auf eine Lkw-Plane aufgebracht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Wer mit offenen Augen durch Geretsrieds südlichsten Stadtteil Stein geht, hat es längst bemerkt: In jenem weitläufigen Raum am Steiner Ring 10, der nach dem Auszug eines Getränkemarkts leer gestanden hatte, ist jetzt der Quartierstreffpunkt für die "Soziale Stadt". Quartiersmanagerin Sandra Mader freut sich über jeden spontanen Besuch ihrer offenen Bürgersprechstunde - immer dienstags von 16 bis 18 Uhr. Mader leitet auch die offene Planungsgruppe "Wir sind Stein", die gerade damit beschäftigt ist, ihren Stadtteil an einigen Stellen mit Blumen und Bänken schöner zu machen.

Der Stadtteil Stein ist nach dem Johannis- und dem Neuen Platz das dritte Quartier in Geretsried, das ins staatliche Förderprogramm "Soziale Stadt" aufgenommen wurde. Neben baulichen Maßnahmen zur Verbesserung von Stellplatzflächen, Straßenräumen und Hofinnenbereichen geht es darum, gemeinsam mit Bewohnern niedrigschwellige Strukturen aufbauen. Konkret ist in Stein an ein Bürgerhaus gedacht, das allen als nicht-kommerzieller Treff offen stehen soll.

Das Förderprogramm wird immer von einem sogenannten Quartiersmanagement begleitet. In Geretsried hat diese Aufgabe der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit übernommen. Ansprechpartner sind der Geschäftsführer Rudi Mühlhans und Sandra Mader, die außerdem für das vereinseigene Projekt Integration aktiv zuständig ist. Die 27-jährige Kulturwissenschaftlerin kennt Stein schon deswegen gut, weil sie ihre Masterarbeit über das Stadtentwicklungsprogramm "Actors of Urban Change" geschrieben hat, in dem der Stadtteil ebenfalls ist.

Im 2400-Einwohner-Stadtteil Stein, der eine Mischung aus Mietblöcken und teils großen frei stehenden Einfamilienhäusern ist, fehlt es vor allem an Begegnungsorten. Dies ist einer der Punkte, die sich dort ändern sollen. Bei einem Workshop im Januar bastelten Bürger an einem Modell im Maßstab 1:500 mit, das die Stärken und Schwächen des Stadtteils greifbar macht. Da ist zum Beispiel die Haupterschließungsstraße, der Steiner Ring, die für heutige Verhältnisse viel zu breit angelegt ist und an der Sitzbänke fehlen. Da sind viele Spielplätze - die aber nach Ansicht der bastelnden Bürger deutlich besser ausgestattet und gestaltet werden müssten. Da ist ein gut angenommenes Jugendzentrum - das "EinStein" -, aber es gibt keinen öffentlichen Treff für alle Generationen.

Stadtplaner Rafael Stegen, dessen Büro Salm und Stegen von der Stadt Geretsried mit dem Vorhaben "Soziale Stadt" in Stein beauftragt ist, arbeitet gerade am Entwicklungskonzept, das im Herbst dem Stadtrat vorgelegt wird. Zwei Ziele kann er schon benennen: Man müsse in Stein "Mitte erzeugen" und einen Begegnungsort für alle Generationen schaffen, der allgemein unter dem Begriff "Bürgerhaus" diskutiert wird. Zum Thema Mitte sagt Stegen, diese sei normalerweise durch Frequenz und Versorgung gekennzeichnet. Beides gebe es in Stein sehr wohl - am Steiner Ring -, aber gestalterisch müsse daran noch gearbeitet werden. Das reicht von der Vereinheitlichung der Bodenbeläge ("Da ist viel Unruhe drin") bis zur Schaffung eines Kreisverkehrs an der derzeitigen Kreuzung Richard-Wagner-Straße/Steiner Ring.

Stegen regt an, dass die Stadt Geretsried für Stein einen städtebaulichen Wettbewerb für das Bürgerhaus ausschreibt. Einen solchen Treffpunkt wünschten sich in Stein nicht nur die Bürger, Vereine und Gruppierungen; auch Volkshochschule und Stadtbücherei hätten großes Interesse daran. Andreas Porer, Leiter des Fachbereichs Bauen im Geretsrieder Rathaus, rechnet damit, dass Stegens Konzept im Oktober im Entwicklungs- und Planungsausschuss des Stadtrats vorgestellt wird.

Sandra Mader, die sich regelmäßig mit Steinerinnen und Steinern trifft, sagt: "Wir merken schon, dass wir einen langen Atem brauchen." Im Moment ist die offene Gruppe mit dem Vorhaben "Stein blüht auf" beschäftigt: Grünstreifen am Fahrbahnrand sollen zu bienenfreundlichen Blühstreifen werden. Imker Siegfried Gulde und Inken Domany, Leiterin des Umweltamts im Rathaus, beraten sie dabei.

Mader bietet den Steinern ihren Raum am Steiner Ring ausdrücklich auch für andere Nutzungen an: "Kartenspielen, Lesungen, Mädchen-Tanz", sagt sie beispielhaft - vieles sei denkbar. Eine Bücherbox, die bei schönem Wetter vor dem Raum steht, lädt zum Lesen und Tauschen ein: Wer mag, kann dort Bücher hineinlegen oder das ein oder andere mitnehmen. Bei Interesse könnte daraus sogar mehr werden.

Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried, Telefon 08171/90208; www.jugendarbeit-geretsried.de/quartiersmanagement-161.html

© SZ vom 11.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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