Situation "komfortabel":Integration ist möglich

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Am Dienstag werden im Landkreis 1016 Buben und Mädchen zum ersten Mal in die Schule gehen. (Foto: dpa/Patrick Seeger)

Schulamt legt Einschätzungen und Daten vor: Unterricht für Flüchtlinge habe sich bewährt. Klassenstärken liegen künftig zwischen 19 und 21 Schülern

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Vom Lehrermangel ist im Landkreis nichts zu spüren. Die Situation sei heuer "komfortabel", sagte Schulamtsdirektorin Marianne Konrad am Freitag. Sogar eine zusätzliche Kraft für die mobile Reserve stehe zur Verfügung. Die Schülerzahlen an den staatlichen Grund- und Mittelschulen sind im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich, die durchschnittlichen Klassenstärken liegen an den Grundschulen bei 21 Schülern, an Mittelschulen bei statistischen 19,5. Der Trend sei oberbayernweit sehr stabil, wegen höherer Geburtenzahlen und anhaltenden Zuzugs sei aber im Großraum München mit steigenden Schülerzahlen zu rechnen, sagte Konrad.

Ein gutes Zeugnis stellte sie den Schulen bei der Integration von Flüchtlingen aus: "Sie haben die Herausforderung der letzten Jahre sehr gut bewältigt." 1368 Kinder mit Migrationshintergrund besuchen im Schuljahr 2017/18 Grund- und Mittelschulen im Landkreis. Der durchschnittliche Anteil an Grundschulen liegt bei rund 18, an Mittelschulen bei 27 Prozent. Integrationsmaßnahmen hätten sich bewährt. Damit Kinder "spielerisch" Deutsch lernen, werden sie in Regelklassen unterrichtet und bekommen in Kleingruppen täglich ein- bis zweistündige Deutschkurse. Proben müssen sie erst schreiben, wenn sie die Sprache beherrschen. Die Erfahrung zeige: "Je jünger die Kinder, desto leichter funktioniert das", sagte Konrad.

Für junge Flüchtlinge gibt es drei Übergangsklassen der Jahrgangsstufen sieben bis neun an den Mittelschulen Bad Tölz, Geretsried und Lenggries. Dort werden alle zusammengefasst, die kein Deutsch sprechen oder alphabetisiert werden müssen. Wenn sie die nötigen Sprachkenntnisse haben, werden sie in die Regelklassen integriert. Bewährt habe sich der Einsatz von 16 "Drittkräften", sagte der stellvertretende Schulamtsdirektor Jürgen Heiß: etwa pensionierte Lehrer, die mit je sechs bis acht Stunden zur Sprachförderung eingesetzt werden. Damit Schüler mit Migrationshintergrund einen Mittleren Schulabschluss erreichen können, wird heuer in Gaißach eine Vorbereitungsklasse mit voraussichtlich 23 Schülern starten: In zwei Jahren können sie nach der neunten Klasse die Mittlere Reife erwerben. Die Situation der Mittelschulen beurteilte Heiß positiv: War deren Zukunft wegen sinkender Schülerzahlen noch vor einigen Jahren ungewiss, hätten sich die Zahlen inzwischen stabilisiert. Nach der vierten Klasse wechseln im Landkreis knapp 32 Prozent auf Mittelschulen, "ein sehr gesundes Maß", wie Heiß sagte. Auffällig sei der Trend zum Besuch weiterführender Schulen: Nur etwas mehr als die Hälfte entschließt sich nach dem Abschluss zu einer dualen Ausbildung.

Mit Beginn des Schuljahrs beginnen die Grundschule Wackersberg und die Dorfschule Walchensee mit dem Modell Flexible Grundschule, die in Icking bereits praktiziert wird: Je nach individuellem Lerntempo haben die Kinder ein, zwei oder drei Jahre Zeit für den Lernstoff. Im Unterschied zu den jahrgangsgemischten Kombiklassen, die es bereits an den Grundschulen Jachenau, Icking und Wackersberg gibt, wird ein zusätzliches drittes Jahr nicht auf die Schulpflicht angerechnet. Lehrer seien gefordert, weil sie differenzierten Unterricht anbieten müssten. Schüler profitierten davon, dass Jüngere von Älteren unterstützt würden. Auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf können gemäß dem Grundsatz der Inklusion Regelschulen besuchen. Im Landkreis sind das rund 250, darunter auch Schüler der "Kooperationsklassen", die die Tölzer Lettenholz- und die Südschule sowie die Grund-und Mittelschule Wolfratshausen anbieten. Weitere 70 besuchen die Grundschule Münsing und die Mittelschule Geretsried, die als "Profilschulen Inklusion" einen Sozialpädagogen fest an der Schule beschäftigen.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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