Siedlungsdruck in Bad Tölz:Wohnen für alle

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SPD-Kandidat Ernst diskutiert über Baupolitik in der Stadt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Gleich zu Beginn stellte Michael Ernst eine Frage an die kleine Runde: Welche Wohnbauprojekte gebe es aktuell in Bad Tölz? Allzu viel brachten die etwa 20 Teilnehmer an dem Diskussionsabend mit dem SPD-Bürgermeisterkandidaten unter dem Motto "Ernst fragt nach" im Gasthaus Bräustüberl nicht zusammen. Sie nannten das Bauprojekt Hintersberg, wo zwischen 35 und 40 Wohneinheiten in Einfamilienhäusern, Doppelhäusern und Dreispännern sollen, das Vorhaben der Lenggrieser Baugenossenschaft, die an der Kohlstattstraße einmal 14, jetzt nur noch acht Wohnungen errichten will, den Plan der Stadt, das Holzner Haus an der Königsdorfer Straße abzureißen und einen Neubau mit neun günstigen Mietwohnungen zu bauen. Das war's. "Meine persönliche Meinung ist: Das ist absolut dürftig", sagte Ernst.

Ein allein selig machendes Mittel, um in Tölz mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, gibt es nicht. Darin waren sich die Sozialdemokraten einig. Der Bürgermeister-Kandidat plädierte für einen dualen Weg: Zum einen müsse die Stadt mehr auf private Grundeigentümer zugehen und mit ihnen verhandeln, zum anderen müsse sie selbst auf ihren eigenen Flächen mehr tun, vom Genossenschaftsbau über Einheimischen- bis zu Erbpachtmodellen.

Die Fragebogenaktion der Arbeitsgruppe Wohnen habe gezeigt, dass für all dies Bedarf da sei, sagte Ernst: "Aber das Tempo beim Thema Wohnen ist in Bad Tölz gefühlt nicht da, obwohl wir die Flächen hätten." Als Beispiel für solche Areale zählte er das Obere und Untere Griesfeld, die Arzbacher Straße, das Grundstück des Josefstifts auf. Auch auf dem Besitz der Jod AG im Kurviertel könnte viel für Unternehmen und an Wohnraum entstehen, "parallel dazu könnte man touristische Nutzungen in der Wandelhalle haben".

Ernst vermisst auch in der Wohnbaupolitik ein Gesamtkonzept für Bad Tölz. Das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) der Stadt erfüllt für ihn diese Funktion nicht. Das sei "keine Vision", sagte er. Ähnlich äußerte sich SPD-Mitglied Alexander Dodell, der für den Stadtrat kandidieren will. "Entscheidend ist eine Gesamtbetrachtung der Wohnungsentwicklung", sagte er. An einigen Stellschrauben für die Immobilen- und Mietpreise könne die Stadt nicht drehen, da sie bundespolitisch, europapolitisch oder gesamtgesellschaftlich bedingt seien. Wer günstigen Wohnraum wolle, müsse auch einige Abstriche an der optischen Qualität machen. Deshalb gelte es, Kompromisse zu finden, "zwischen ansehnlicher Entwicklung und dennoch bezahlbarem Wohnraum", so Dodell. Für Stadtrat Willi Streicher hat Bad Tölz nicht viel eigenen Spielraum. "Die Crux ist, dass keine Grundstücke da sind", sagte er. Die Stadtgrenzen seien nun mal eng gesetzt. Deshalb sei Kreativität gefragt. Als Beispiel nannte Streicher, dass über einem Supermarkt auch Wohnungen gebaut werden können.

Über das Wahlprogramm der Tölzer SPD, das im Internet abrufbar ist, wird in der Jahresversammlung abgestimmt, die am Donnerstag, 28. November, 19 Uhr, im Gasthaus Binderbräu stattfindet. Dabei werden auch die Kandidaten für den Stadtrat aufgestellt.

www.toelzer-spd.de, www.ernst-waehlen.de

© SZ vom 14.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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