Sicherheit in den Alpen:Retter brauchen Hilfe

Lesezeit: 3 min

Die Lenggrieser Bergwacht bittet um Spenden für Neubau

Von Claudia Koestler, Lenggries

Die Bergwacht Lenggries geht derzeit gezielt auf Spendensuche für ihren geplanten Neubau. Grund für den Spendenmarathon ist die Hoffnung, bald mit konkreten Baumaßnahmen beginnen zu können. "Die Verhandlungen mit dem Eigentümer des Grundstückes, auf dem die neue Bergrettungswache errichten werden soll, laufen immer noch. Bis der Baugrund in trockenen Tüchern ist, wollen wir aber nicht da sitzen und Däumchen drehen", erklärt Florian Siegl vom Bauteam der Lenggrieser Bergwacht. "Wir wissen jetzt schon, dass die Summe auf unserem Konto für den Bau einer modernen Rettungswache, die allen inzwischen vorgeschriebenen Normen entsprechen muss, nicht ausreichen wird. Etwa 60 Prozent müssen wir durch Spenden finanzieren", sagt Siegl, der als Kassier die Finanzen der Bergwacht Lenggries im Blick hat.

Dass die Bergwacht einen Neubau braucht, ist bereits seit 2018 bekannt. Eigentlich wollten die Lenggrieser mit dem gezielten Spendensammeln erst beginnen, wenn Baugrund und Baupläne feststehen und damit die genaue Summe. "Dieser Prozess dauert leider viel länger als geahnt. Wir hoffen, dass wir bis zum möglichen Baubeginn genug Spenden gesammelt haben und möchten keine weitere wertvolle Zeit verlieren", sagt Karl Strehler, Ausbildungsleiter und Bauteammitglied. Denn der Neubau sei dringend nötig. Strehler: "Am jetzigen Standort, mitten im Wohngebiet, gefährden wir bei jedem Einsatz erneut die Gesundheit der Anwohner. Zudem mangelt es an Platz für Rettungsgeräte, Fahrzeuge und Mannschaft." Den brauche man für eine effektive Rettungsarbeit.

Vor allem steigende Einsatzzahlen erhöhen den Druck: Nach Angaben der Bergwacht Bayern sind die Einsätze für die ehrenamtlichen Bergretter in den vergangenen zehn Jahren deutlich mehr geworden. So auch im Dienstgebiet der Lenggrieser Bergretter, das mit 370 Quadratkilometern das größte in Bayern ist. Da die Bergwacht Lenggries in ihrem Dienstbereich seit vielen Jahrzehnten das Skigebiet Brauneck zu betreuen hat, das zusätzlich für viele Einsätze sorgt, fallen die gestiegenen Einsatzzahlen in der Summe auf den ersten Blick nicht ganz so auf. Schneearme Winter, in denen es weniger Patienten auf der Piste zu versorgen galt, werden durch schöne Sommer ausgeglichen und umgekehrt. Der Trend der gestiegenen Einsatzzahlen mache sich aber beim genauen Hinsehen auch in der Brauneckgemeinde deutlich bemerkbar. 2008 lagen die Einsatzzahlen im Sommerhalbjahr noch im zweistelligen Bereich. Seit 2011 sind sie durchgehend dreistellig und erreichten im Jahr 2018 die Spitze mit 124 Einsätzen im Sommerhalbjahr und 382 im gesamten Jahr.

Das bestätige die Lenggrieser zusätzlich in ihrem Vorhaben, die Neubaupläne so schnell wie möglich umzusetzen. "Wir müssen uns für die steigenden Einsatzzahlen rüsten und mit der Zeit gehen", sagt Bereitschaftsleiter Christoph Brenninger, der seit 27 Jahren bei der Bergwacht Lenggries ist und als Einsatzleiter hunderte Rettungen koordiniert hat. "Die derzeitige Rettungsstation ist im Jahr 1979 erbaut worden. Die Anforderungen, die inzwischen gestellt werden, sind hier schon lange nicht mehr erfüllt und reibungsloses Arbeiten ist schwer geworden", erklärt Brenninger. Immer öfter würden die Bergretter gleichzeitig zu mehreren Einsätzen gerufen, was jedes Mal auch eine logistische Herausforderung darstelle. "Wir halten bereits das Rettungsmaterial, welches wir zum Beispiel für Rettungsaktionen im steilen Gelände benötigen, mindestens zweimal vor, um für alle Fälle gewappnet zu sein. Doch dafür reicht uns der Platz eigentlich nicht aus und wir steigen uns bei der Vorbereitung auf Einsätze gegenseitig auf die Füße", so der Einsatzleiter.

"Professionelle Rettung im ehrenamtlichen Team" - dieses Motto stellt sich die Bergwacht Lenggries trotzdem als Anspruch an sich selbst. Mit 50 aktiven Einsatzkräften deckt sie an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag, die rettungsdienstliche Vorhaltung für alpines Einsatzgelände im Tourismusgebiet Isarwinkel ab.

Bei der Spendensuche wollen die Lenggrieser Bergretter Bergsportler und Erholungssuchende ansprechen, die in den Isarwinkler Bergen unterwegs sind, aber auch die Freizeit- und Tourismusindustrie, die vom populär gewordenen Bergsport profitiert.

Spenden an die Bergwacht Lenggries sind möglichunter der IBAN DE74 7005 4306 0240 0102 31 bei der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen. Nähere Informationen zur Aktion erteilen die Retter per E-Mail an info@bergwacht-lenggries.de oder auf der Internetseite www.bergwacht-lenggries.de

© SZ vom 28.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: