Sensen, Mähen, Dreschen:Wie einst der Urgroßvater

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Die Oldtimerfreunde Endlhausen demonstrieren die historische "Troad-Mahd". Die Helfer kommen ganz schön ins Schwitzen

Von Elena Winterhalter, Egling

Sonnengegerbte Gesichter schwitzen unter Strohhüten, schwere Arbeitsstiefel drücken tiefe Spuren in den weichen Acker, alle Helfer haben die karierten Hemdsärmel hochgekrempelt: Die Oldtimerfreunde Endlhausen wissen, dass an diesem Feiertag Arbeit auf sie zu kommt. Rund 200 Mitglieder und Interessierte haben am Dienstag am Rad der Zeit gedreht und ein Feld zwischen Endlhausen und Geilertshausen wie früher bestellt. Nämlich mit viel Muskelkraft, Geschicklichkeit und Ausdauer - bevor die ersten Traktoren zum Einsatz kamen.

Die Helfer binden das Getreide zu Garben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Frei nach dem Motto "Auf geht's zur Troad-Mahd" kommt der ein oder andere beim Sensen, Mähen oder Dreschen ganz schön ins Schwitzen - auch wenn für die Vorführung nur ein kleiner Abschnitt des Felds beackert werden muss und mit kühlen Getränken und Fleisch vom Grill für Stärkung gesorgt ist. "Troad", das bairische Wort für Getreide, verrät, was hier geerntet wird.

Unter den Teilnehmern ist auch Paul Gröbmair mit seinem sein Fendt Dieselross Verdampfer. Der Ehrenvorstand der Oldtimerfreunde Endlhausen ist seit der Gründung des Vereins vor über 20 Jahren dabei. Infiziert hat er sich mit dem "Oldtimervirus", wie er selbst sagt, beim Oldtimertreffen im Rahmen der 1000-Jahr-Feier in Endlhausen 1994. Kurz darauf gründete er gemeinsam mit anderen den Verein. Sein Dieselross aus dem Jahr 1942 hat der Rentner teilweise selbst, teilweise mit Nachbarschaftshilfe vor dem Verrosten bewahrt. Seine Devise: "Es gibt nichts, was man nicht richten kann." Das ist glaubhaft, wenn er neben dem herausgeputzten Traktor steht und Fotos zeigt von dem Haufen verrosteter Teile, die mal der Fendt Oldtimer gewesen sein sollen.

Willi Schneider mäht mit der Sense das Getreide, (Foto: Hartmut Pöstges)

Viele der Vereinsmitglieder schrauben selbst an ihren Lieblingsstücken und präsentieren sie entsprechend stolz an diesem Tag auf dem Versuchsacker. Doch bevor einige der glucksenden und stotternden Motoren zum Einsatz kommen, geht Willi Schneider noch traditioneller ans Werk. Mit einem feinen Schleifstein wetzt er die Klinge seiner Sense. Dann bearbeitet er die Schneide mit kurzen kräftigen Hammerschlägen, um sie noch feiner, dünner und schärfer zu machen. Dengeln nennt sich diese Arbeit vor der Feldarbeit und so stehen Schneider schon die Schweißperlen auf der Stirn, bevor er die Sense schwingt.

Leopold Reiter beackert das Feld mit seinen Pferden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mit ausholenden Armbewegungen lässt er sie schließlich durch die Getreidehalme fahren, drei bis vier Meter - dann fasst er in seine Gürteltasche und zieht den Wetzstein hervor. Die Klinge muss wieder geschärft werden. Fleißige Helfer sammeln die Halme auf und binden sie zu Garben. Früher ließen die Bauern das Getreide höher wachsen, deswegen ließen sich Garben leichter binden. Heute ist diese Handarbeit mühsam. Langsam geht es voran.

Der Mähbalken, den Leopold Reiter hinter zwei seiner Zugpferde spannt, erledigt das Sensen schneller. Allerdings ist der Ritt auf der ruckeligen Mähmaschine keine Kutschfahrt. Reiter muss seine Rösser mit vollem Körpereinsatz führen, während er auf einem quietschenden Hocker sitzend hinter den Tieren über den Acker holpert. Auch auf dem Mähbalken war die Arbeit hart, bis dieser vom moderneren Ablegemäher abgelöst wurde, der einige Jahrzehnte später die Arbeit der Landwirte erleichterte.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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