Selbsthilfe beim Hallenbad:"Mit Hammer, Säge und gutem Willen"

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Die Ascholdinger wollen ihr marodes Hallenbad erhalten - doch andernorts soll ein moderner Neubau entstehen.

Bernhard Lohr

Es waren noch andere Zeiten. Als das Ascholdinger Hallenbad am 2. März 1974 eröffnet wurde, kostete der Eintritt 2,50 Mark, und die Schwimmzeit war auf eineinhalb Stunden begrenzt. Badehaubenpflicht war selbstverständlich. Nun könnte es sich bald als historischer Irrtum erweisen, dass damals ausgerechnet in dem kleinen Dorf in der Gemeinde Dietramszell eine Einrichtung geschaffen wurde, die sich andernorts Kreisstädte kaum leisten. Noch heute steht das Bad praktisch auf der grünen Wiese neben Kuhweiden und einem Sportplatz. Auf den ersten Blick sieht der Bau aus wie 1974, bei genauerem Hinschauen wird klar: Es ist in die Jahre gekommen. Und Geld für eine Sanierung oder gar einen Neubau ist im Moment nicht in Sicht.

Das Ascholdinger Bad ist defizitär und sanierungsbedürftig. (Foto: Manfred Neubauer)

Seit die Regierung von Oberbayern signalisiert hat, dass für das Ascholdinger Bad keine Sanierungszuschüsse zu erwarten sind, geben der Einrichtung nur noch wenige eine Zukunft. Als kürzlich die Vertreter mehrerer Kommunen in dem von Landrat Josef Niedermaier initiierten "Arbeitskreis Hallenbad" beisammensaßen, spielte Ascholding praktisch keine Rolle mehr. Wie es derzeit aussieht, baut entweder die Stadt Geretsried unter eigener Regie ein neues Bad; oder es beteiligen sich mehrere Nordkommunen, unter Ausschluss von Wolfratshausen und Icking, an einem Gemeinschaftsbad. Eine Studie soll jetzt klären, wie aufwendig es wäre, dieses zu schaffen. Auch Dietramszells Bürgermeisterin Leni Gröbmaier, die sich für das Ascholdinger Bad einsetzen wollte, stimmte dem zu.

Der Vorsitzende des Fördervereins Ascholdinger Hallenbad, Johannes Helfer, lässt deshalb die zuletzt noch verfolgten Neubaupläne in Ascholding fahren. "Es scheint so", sagt er, dass diese keine Chance mehr hätten. Aber aufgeben will er nicht. Warum auch, sagt er, schließlich funktioniere das Bad nach wie vor. Und ob sich die Kommunen am Ende wirklich einigen werden auf ein gemeinsames Bad in Geretsried, das stehe nach wie vor in den Sternen.

So betreibt der Verein das Bad einfach weiter. Die blinden Fenster auf der Südseite sollen, voraussichtlich im Sommer 2012, ausgetauscht werden, und vielleicht gelingt es, weitere Fenster zu erneuern. Reparaturen wurden in der Vergangenheit bereits mit ehrenamtlichem Einsatz bewältigt und so bleibt es. "Mit Hammer, Säge, Schweißgerät und gutem Willen geht es so weiter", sagt Helfer, "das Bad ist auf, und bleibt auf." Es könne gut noch einige Jahre so weitergehen. Sollten an der Badtechnik aber einmal größere Probleme auftreten, könnte es auch schnell vorbei sein. Die Bürgermeisterin hat laut Helfer signalisiert, dass sie nicht mehr viel Geld investieren will in das Bad.

Dabei ist die Summe in den vergangenen Jahren ohnehin schon gesunken. Früher waren es 150 000 Euro und im Jahr 2009 gab die Gemeinde nach Berechnungen des Fördervereins rund 100 000 Euro im Jahr für das Bad aus. Doch dann wurde am Personal gekürzt und die Eintrittspreise zogen kräftig an. Heute kostet die Einzelkarte für Erwachsene fünf Euro, wenn auch bei unbegrenzter Schwimmdauer. Helfer prognostizierte für heuer optimistisch, dass man unterm Strich mit einer Null rauskommen werde. Doch die Besucherzahl sank, jetzt soll es rund 50 000 Euro Defizit geben.

Die Freunde des Dorfbads halten manche Wendung für denkbar, die es retten könnte. Helfer arbeitet mit den anderen im Verein daran, dass es weitergeht. So wird gerade versucht, die Wolfratshauser Waldorfschule mit Schwimmunterricht ins Haus zu holen. Sollten sich die Kommunen aber auf ein Gemeinschaftsbad einigen und die Schüler aus Egling oder Dietramszell in Geretsried zum Schwimmen gehen, dann würde es finanziell eng, sagt Helfer. Bis dahin glaubt er fest an das Bad. "Es ist wie ein altes Auto, es hat TÜV und es fährt gut."

© SZ vom 28.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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