Seelsorge:Da sein und zuhören können

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Vor allem der Seelsorge für Senioren und Kranke wird sich die evangelische Pfarrerin Elisabeth Hartenstein in Bad Tölz widmen. (Foto: Manfred Neubauer)

Elisabeth Hartenstein ist neue evangelische Pfarrerin in Bad Tölz

Von Klaus Schieder , Bad Tölz

Elisabeth Hartenstein hat sich schon etliche Dialekte aneignen müssen. Den schwäbischen Zungenschlag übte sie, als sie eine Ausbildung als Krankenschwester in Pforzheim absolvierte. Das Plattdeutsche lernte sie später in Moorrege-Heist in den Elbmarschen von Hamburg. Und auch das Bairische ist ihren Ohren durchaus vertraut, war sie seit 2011 doch in Unterhaching tätig. Und wenn sie nun mal auf jemanden trifft, der in der Jachenau aufgewachsen ist? Auch darüber macht sie sich keine Sorgen. "Ich glaube, ich darf da nachfragen", sagt Elisabeth Hartenstein und lacht. Sie ist die neue evangelische Pfarrerin in Bad Tölz, wo sie vor allem für Alten- und Krankenseelsorge zuständig ist.

Die Theologin stammt aus einer Pastorenfamilie. Ihr Vater war Pfarrer im südhessischen Bensheim, wo sie geboren wurde, und arbeitete später in Aschaffenburg. Sie hat nicht weniger als sechs Geschwister. Ihre älteste und jüngste Schwester sind beide Kirchenmusikerinnen, zwei ihrer drei Brüder ebenfalls Theologen, der dritte Biologe, eine weitere Schwester studierte Medizin. "Ich komme aus einem Pfarrhaushalt, aber ich wollte nie Pfarrerin werden", sagt Hartenstein. Stattdessen ging sie in die Krankenpflege. In Pforzheim wohnte sie während der dreijährigen Ausbildung in einem Schwesternheim, aber richtig glücklich wurde sie mit dieser Berufswahl nicht. "Es war schon damals so, dass es wichtiger gewesen wäre, sich zehn Minuten ans Bett zu setzen, als nur eine Schlaftablette zu geben", sagt sie. Im Laufe der Zeit habe sie auch gemerkt, "dass ich Sachen mit nach Hause genommen habe". Anders gesagt: Es wäre nur gegangen, "wenn du total kalt wirst, aber das wollte ich nicht". Also doch Theologie.

Nach einem Jahr in Betel bei Bielefeld wechselte sie nach München. Im Collegium Oecumenicum kamen die Hälfte der Studierenden seinerzeit aus dem Ausland, aus den USA und Lateinamerika, aus Südafrika und aus der damaligen DDR.

Hartenstein empfand diese Zeit als sehr bereichernd. "Wir haben viel miteinander diskutiert, das hat meinen Horizont unglaublich erweitert." Außerdem lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie heuer seit 25 Jahren verheiratet ist. Ihm folgte sie nach Marburg, wo sie in der Nähe ihre erste Pfarrstelle in Gladenbach hatte. Die Arbeit in den drei Dörfern war für sie so etwas wie eine Reise in ein vergangenes Jahrhundert. "Die Häuser waren offen, wenn man kam, hat man hineingerufen, dass man da ist." Alle hätten dort die Marburger Tracht getragen. "Es war eine spannende Zeit, da war die Uhr sehr stehen geblieben." In Hamburg, wo ihr Mann dann eine Professur erhielt, war das Leben ganz anders. In Moorrege-Heist hatte sie zwei Jahre lang die Führung des Pfarramts inne. "Es war eine große Kirchengemeinde mit Kindergarten und anderthalb Pfarrstellen, eine intensive, aber schöne Arbeit." 2011 folgte der Umzug nach Unterhaching. Elisabeth Hartenstein war dort für eines von drei Gemeindezentren zuständig. Wegen eines Neubaus soll ihr Zentrum, in dem sie auch gewohnt hat, jedoch 2020 geschlossen werden. Deshalb bewarb sie sich auf die halbe Pfarrerstelle in Bad Tölz.

Zu ihren Aufgaben gehören die Gottesdienste und die seelsorgerische Betreuung der evangelischen Patienten in der Asklepios-Klinik, der Buchberg-Klinik in Tölz und der Fachklinik Bad Heilbrunn, ebenso die Gottesdienste und der Besuch bei Bewohnern von Seniorenheimen wie dem Pater-Rupert-Mayer-Heim oder dem Haus am Park.

Damit schließt sich für Elisabeth Hartenstein beinahe ein Kreis. Allerdings kommt sie nicht als Krankenschwester, sondern als Pfarrerin. Noch immer könne der Umgang mit Krankheit, Einsamkeit und Tod belastend sein, auf der anderen Seite aber auch bereichernd. "Man muss nicht wie eine Krankenschwester helfen, sondern man kann einfach da sein", sagt sie. Darauf komme es an: "Da zu sein und zuzuhören, zu signalisieren, dass jemand nicht alleine ist." Und mit einer Pfarrerin sei dies nochmals "ein anderer Horizont", als käme eine normaler Gast oder ein Therapeut.

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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